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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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das verspreche ich Euch, meine Schöne.« Prahlerisch schwang er sich in seinen Sattel und galoppierte davon, um die Reihen der Connaught-Krieger zu ordnen.
    Erin hielt nach Gregory Ausschau, doch er war bereits losgeritten. Traurig blickte ihre Mutter dem Vater nach, der sich an die Spitze des langen Zuges setzte, und legte einen Arm um die Schultern ihrer jüngsten Tochter. Sie standen reglos nebeneinander, bis das letzte Pferd im Hitzeschleier der Mittagssonne verschwunden war.

     
    ***

     
    Langsam verstrichen die Tage in Tara. Die täglichen Pflichten erschienen Erin immer öder und banaler. Man hatte ihr die Aufgabe zugeteilt, die Schafe zu hüten. Und während die Tiere weideten, lag sie im Gras und träumte von einer siegreichen Heimkehr der Iren. Nur der Tod des norwegischen Wolfs würde sie von allen bösen Erinnerungen befreien. In ihrer Fantasie sah sie auch, wie Fennen vor Aed niederkniete und um ihre Hand anhielt. Und der Vater, stolz auf die Heldentaten des jungen Königs, willigte nur zu gern ein …
    Diese Träume jagten einen wohligen Schauer durch Erins Körper, und sie fragte sich, wie es sein würde, einen Mann ganz und gar zu kennen, mit jedem Atemzug zu lieben.
    Eines Nachmittags, fünf Wochen nach dem Abmarsch des irischen Heeres, wurde sie von trommelnden Hufschlägen jäh in die Wirklichkeit zurückgeholt. Ihr Herz begann heftig zu pochen, und sie sprang auf. Wie weit war sie mit der Herde davon gewandert? Schwebte sie in Gefahr? Wenig später atmete sie auf, denn sie erkannte Gregory in dem Reiter, der sein Pferd nun in gemächlichen Trott versetzte, um die Schafe nicht zu erschrecken.
    Erfreut rief sie seinen Namen und lief den Hang hinab. Sobald er abgestiegen war, warf sie sich an seine Brust. »O Gregory, ist alles in Ordnung? Wie geht es meinem Vater und meinen Brüdern?«
    Er schob sie ein wenig von sich, um lächelnd in ihre sorgenvollen Augen zu schauen. »Als ich sie vor zwei Tagen verließ, waren sie alle noch wohlauf.«
    »Und warum bist du hier?« fragte sie atemlos. »Droht uns eine Niederlage?«
    »Nein, nein«, beruhigte er sie hastig, »alles läuft bestens. Dein Vater wollte nur einen Boten nach Tara schicken, um die Neuigkeiten bekanntzugeben.« Er machte eine Pause und überlegte, ob er den wahren Grund seiner Rückkehr nennen oder Erin zunächst die Freude gönnen sollte, einen Verwandten wohlbehalten wiederzusehen. Schließlich entschied er sich für letzteres. »Dieser Wolf ist ein seltsamer Gegner - und ich glaube, überaus schlau. Wenn er ein Dorf überfällt, tötet er nur die Männer, die ihre Waffen gegen die Norweger erheben. Er stiehlt ein paar Vorräte, um seine Krieger zu versorgen, und ehe er sich zurückzieht, brennt er keine einzige Hütte nieder. Ehrlich gesagt, ich zweifle an seiner Absicht, Tara anzugreifen. Wahrscheinlich erwartet er, wir würden annehmen, dass er sich genauso verhält wie alle anderen Wikinger vor ihm. Das tun wir natürlich, und dadurch könnten wir in eine Falle tappen.«
    Erin umfasste die Hand ihres Vetters und führte ihn den niedrigen Hügel zu ihren Schafen hinauf, wo sie eben noch von Friedenszeiten geträumt hatte. Nachdenklich öffnete sie ihren Beutel, reichte ihm Käse und frisches Brot. »Ich verstehe nicht … «, gestand sie, während er heißhungrig zu essen begann. »In welche Falle sollte Olaf die Iren locken? Hätte er Tara nie bedroht, wäre er in Ruhe gelassen worden. Solange er sich mit Dubhlain begnügt gehen wir ihm aus dem Weg.«
    Er schüttelte den Kopf und nahm eine Kürbisflasche mit Quellwasser entgegen. Durstig trank er, dann wischte er sich mit einem Armel die Lippen ab und seufzte. »Ich weiß nicht, was dies alles bedeutet Erin, und genau das macht mir Sorgen. Niemand begreift, was er vorhat. Tag für Tag schlagen wir ihn weiter zurück. Bald werden wir ihn nach Dubhlain treiben, und trotzdem habe ich nicht das Gefühl, wir würden ihn jagen. Es ist mir ein Rätsel.«
    »Mir nicht!« rief sie triumphierend. »Mein Vater übertrumpft den Wolf, diesen Hund von Norwegen, und letzten Endes werden wir siegen!« ‘
    Ihr wilder Gefühlsausbruch verblüffte ihn. Persönlicher Hass schien dahinterzustecken. Sicher, sie hatte die Tragödie von Clonntairth miterlebt, aber dort waren nicht ihre Eltern gestorben, sondern seine. Und wenn er auch auf Rache sann - er gab Olaf nicht die Schuld an dem Verlust. Im Krieg geschahen solche Dinge nun mal, auf beiden Seiten, und er hatte gelernt, dergleichen rein

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