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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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angetan hast, dachte Erin. Trotzdem lächelte sie. »Komm mit! Moira wird uns lehren, wie man bei den Wölfen lebt.«
    Im Sonnenzimmer saßen mehrere Damen, darunter nur zwei verheiratete Irinnen. Erin hatte nie zuvor Norwegerinnen gesehen und betrachtete fasziniert deren Kleidung. Sie trugen lange, helle Leinengewänder mit verschieden geschnittenen Ärmeln unter schweren Wolltuniken, im Gegensatz zu den einteiligen Kleidern irischer Frauen, die besonderen Wert auf die kunstvollen Schließen ihrer Umhänge legten. Die Norwegerinnen hielten ihre Tuniken mit ähnlichen Schnallen an den Schultern fest. Zahlreiche Ringe, Armbänder und Halsketten aus Gold, Silber und Edelsteinen kennzeichneten sie als Gemahlinnen reicher, mächtiger Herren.
    Obwohl Erin die Lieblingstochter des wohlhabenden Ard-Righ war, legte sie niemals üppiges Geschmeide an. Moira hatte ihr Goldspangen ins Haar gesteckt, ansonsten trug sie keinen Schmuck zu ihrem schlichten Leinenkleid. Sie fragte sich, ob die Norwegerinnen Seide besaßen oder ob sie selbst nur deshalb über solche edlen Stoffe verfügte, weil die irischen Kaufleute einen lebhaften Handel mit den Katholiken in Spanien und Italien betrieben.
    Unbehaglich betrat sie den Raum, wo emsige Hände an Webstühlen arbeiteten oder nähten, fühlte sich wie eine Außenseiterin und blieb zunächst zögernd stehen. Aber Bede ging zuversichtlich weiter, im Vertrauen auf Gott der ihr in allen Lebenslagen helfen würde. Moira stellte sie als christliche Nonne vor, dann erklärte sie, Erin mac Aed, die Prinzessin von Tara, sei die neue Königin von Dubhlain.
    Die Damen nahmen Erin nicht sofort bereitwillig in ihrer Mitte auf. Doch wie Bede feststellte, machte ihre Schwester den bestmöglichen Eindruck. Allmählich gaben die Norwegerinnen ihre abweisende Haltung auf, während Erin sie mit sanfter Stimme bat, ihr zu helfen, damit sie sich in ihrer neuen Umgebung einleben konnte.
    Moira wartete im Hintergrund, und nach einer Weile ging sie zur Hausherrin, um ihr mitzuteilen, sie müsse sie nun mit der Köchin bekannt machen. Fragend schaute Erin ihre Schwester an, aber Bede wollte sie nicht begleiten und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Offenbar hoffte sie, im Kreis der Norwegerinnen wertvolle Kenntnisse zu erlangen oder einige zum Christentum zu bekehren.
    Als Erin mit Moira die reichgeschnitzte Treppe zur Halle hinabstieg, sah sie ein paar alte Männer am Feuer sitzen, die ihr zulächelten. »Warum habt Ihr Euch nicht an unserem Gespräch im Sonnenzimmer beteiligt, Moira?«
    »Diese Damen sind mit Wikingerhelden verheiratet«, erwiderte Moira ein wenig bitter. »Aber ich bin nur Sigurds Geliebte. «
    »Trotzdem dürften sie nicht größere Rechte haben als Ihr.«
    »Lasst die Dinge auf sich beruhen, Erin. Ich bin zufrieden, obwohl ich zunächst nur eine Kriegsbeute war.«
    Sie verließen den einen Flügel der U-förmig angelegten Residenz und durchquerten einen kleinen Garten. Verwirrt runzelte Erin die Stirn, als sie auf einem fernen Berghang mehrere Männer mit Schwertern und Streitäxten fechten sah. Moira bemerkte ihren Blick. »Sie tauschen ihre Erfahrungen in der Kriegskunst aus. Auch einige Eurer Brüder und Euer Vetter Gregory nehmen an diesen Übungen teil.«
    »Und mein Vater?« fragte Erin tonlos.
    »Er ist bereits nach Tara geritten.«
    Krampfhaft schluckte Erin. Ohne Abschied hatte er sie verlassen, und bald würde auch Bede gehen. Sie musste in einem Hornissennest zurückbleiben, allein mit Moira, die sich als bessere Dienerin entpuppt hatte.
    Sie erreichten den zweiten Flügel des U-förmigen Baus. Hier befanden sich die Küche, die Schmiede, die Wäscherei, die Vorratskammern und einige Ställe.
    In der Mitte der geräumigen Küche erhob sich ein großer Herd aus Lehm und Stein. Kessel hingen über dem Feuer, Bratspieße drehten sich an schweren Ketten. Eine Wand wurde von Backöfen eingenommen, die den Duft frischen Brots verströmten. In hölzernen Regalen stapelten sich verschiedene Geräte.
    Erstaunt sah Erin Wasser aus einem ausgehöhlten Baumstamm in einen Bottich fließen, nachdem man einen Hebel betätigt hatte. Die weibliche und männliche Dienerschaft, hauptsächlich irischer Herkunft, kümmerte sich um das Fleisch, das an den Spießen steckte, rührte in den Kesseln, knetete Brotteig auf riesigen Plankentischen. In einer Ecke saß ein junges Mädchen und rupfte Geflügel, ein anderes schöpfte Rahm von frischer Kuhmilch ab. Köstliche Gerüche erfüllten die

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