01- Die Normannenbraut
Geschöpfe die Männer sind, wie schnell ihr Blick nach neuen Reizen sucht. Und so erschien es mir klüger und einträglicher, die Rolle der stets begehrten Frau zu spielen - nicht jener armen Kreatur, die daheim bleibt, um zu flicken, zu waschen, das Essen zu bereiten und ihrem Herrn und Meister stets zu dienen. «
»Nicht alle Männer sind so«, erwiderte Erin. »Mein Vater hielt meiner Mutter immer die Treue. Und nun möchte ich Euch einen Vorschlag machen. Für Moira von Clonntairth wird die Schwangerschaft mit jedem Tag beschwerlicher. Ihr könntet ihr die Hausarbeit abnehmen, Mageen. Sie ist herzensgut und kennt keine Vorurteile.«
»Aye, Mylady.« Mageen lächelte dankbar. »Nur zu gern würde ich für Moira sorgen - und später für das Baby.«
»Dann wäre das geregelt. Reiten wir jetzt zurück. Der Wind weht immer heftiger, und es wird kalt.«
»Ihr werdet reiten, Mylady, aber ich muss zu Fuß gehen. «
»Nein, Sigurd wird Euch auf sein Pferd heben und zu Moira bringen. « Entschlossen eilte Erin zu ihrer Stute, ergriff die Zügel und winkte Sigurd zu sich.
Mageen legte ihr eine Hand auf die Schulter »Ich danke Euch, Erin von Tara. Ihr habt mir Eure Freundschaft angeboten, und seid versichert - dafür schenke ich Euch die ganze Treue meines Herzens, und sollte es einmal notwendig sein, werde ich mit dem Leben für Euch einstehen, das ihr soeben gerettet habt.«
Verlegen errötete Erin. »Ich wollte nur wiedergutmachen, was ich in meiner Achtlosigkeit angerichtet hatte.«
»Nein, Ihr tatet viel mehr.« Nach kurzem Zögern fuhr Mageen fort: »Ihr müsst gut auf Euch aufpassen. Die erste Schwangerschaft ist oft mühsam.«
Erin streichelte bestürzt den Hals ihres Pferdes. »Ist es schon so offensichtlich?«
»Nein. Aber ich sehe es - genauso sehe ich, dass auch Ihr in den Bann des Wolfs geraten seid. Hütet sein Kind gut, denn es wird Euch seine Liebe sichern.«
Nun warteten sie schweigend, bis Sigurd herangeritten war. Erin glaubte, er würde ihren Entschluss missbilligen, ihr weitere Vorwürfe machen und Moiras neue Hausgehilfin nicht willkommen heißen. Doch er hob Mageen widerspruchslos auf seinen Hengst. Dabei dachte er, die Königin wäre wahrhaft die Tochter ihres Vaters, des weisen, unbezwingbaren Aed Finnleith.
***
Von den Schlachtfeldern waren Botschaften in die Stadt gelangt, und Erin wusste, dass die Streitkräfte der Verbündeten nordwärts ritten. Man versicherte ihr, sowohl ihrem Mann als auch ihrem Vater und dem König von Ulster gehe es gut. Doch von ihren anderen Brüdern und Gregory hörte sie nichts. Sie konnte nur beten und hoffen, die Truppen würden die Dänen bald schlagen und heimkehren.
Mit jedem Tag erkannte sie klarer, wie sehr sie ihren Mann vermisste, der ihr fremd und doch so vertraut war. In vielen schlaflosen Nächten dachte sie an ihn, eine Hand auf der Hälfte des Betts, wo er gelegen hatte.
Wie würde er seine Nächte verbringen? Vergnügte er sich unterwegs mit willfährigen Frauen, die sein goldenes Haar berührten, sich an seine breite Brust pressten, seine Zärtlichkeiten genossen?
Manchmal erwachte sie morgens völlig erschöpft, nannte sich eine Närrin und beklagte, dass sie als Frau geboren war. Von ihr erwartete er bedingungslose Treue, und er selbst? Sie wusste nicht, was er trieb. Nur eins stand fest - er würde sie halb umbringen, sollte er sie des Ehebruchs verdächtigen. Das war ungerecht. An seinem Misstrauen zweifelte sie nicht, denn offenbar hatte er Sigurd beauftragt, sie streng zu bewachen.
Sie war oft mit Moira zusammen, nähte winzige Kleider für das ungeborene Kind ihrer Freundin, der sie mittlerweile sehr nahe stand. Aber ihr eigenes Geheimnis kannte bis jetzt nur Mageen.
Eines frühen Morgens, um die Mitte des Sommers, wurde sie von lautem Jubel im Hof, geweckt. Hastig kleidete sie sich an und lief hinaus. Sigurd vergaß allen gebotenen Respekt, hob sie hoch und drückte einen Kuss auf ihre Stirn. »Es ist vollbracht! Lord Olaf hat die Dänen besiegt, und nun reiten die Truppen nach Hause.«
Vor Erleichterung wurde ihr fast schwindlig, aber sie empfand immer noch Angst. «Mein Vater …«
»Er lebt.« Sigurd wechselte einen raschen Blick mit dem jungen Boten, der die Nachricht überbracht hatte. In den letzten Tagen war ihm die temperamentvolle Königin, die sich so gut mit seiner Frau verstand, ans Herz gewachsen. Und er sah keinen Grund, ihr vor Olafs Rückkehr vom Tod ihres Bruders zu erzählen.
»Oh, Gott sei
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