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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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einen Entschluss zu fassen. Und so zog sie einen hervor, starrte auf unregelmäßige Kerben, die einander kreuzten. Diese Rune wurde von den Norwegern Nauthiz genannt, und sie wies auf qualvolle Schmerzen hin. Hastig warf sie den Stein beiseite und redete sich ein, sie würde ebenso wenig an Orakel glauben wie Olaf.
    »Ich bestimme mein Schicksal selbst«, flüsterte sie. Und die Angst um ihren Mann gab den Ausschlag. ja, sie würde zu den Iren reiten.
    Langsam beruhigte sie sich, und plötzlich zweifelte sie nicht mehr an ihrer Entscheidung. Es war so demütigend, eine Frau zu sein, vom Ehemann begehrt, aber nicht geliebt zu werden, keinerlei Macht zu besitzen, ihm ausgeliefert zu sein. Hoffentlich würde er nichts von ihrer Liebe merken, die ihm sogar noch größere Vorteile ihr gegenüber verschaffte …
    Oh, sie würde es genießen, wieder die Rüstung der Goldenen Kriegerin zu tragen, wenigstens für kurze Zeit Machtgefühle zu empfinden. Und wenn alles gutging, würde sie Olaf vielleicht sogar verraten, wer diese legendäre Frau war …
    Doch das durfte sie nicht. Er wäre genauso entsetzt wie ihr Vater - vor allem, weil sie das Leben des ungeborenen Kindes aufs Spiel setzte. Schützend legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Ein Junge mit goldenem Haar und leuchtend blauen Augen. Ein irischer Sprössling des Wolfs … Ihren Sohn würde sie rückhaltlos lieben können, ohne die Ängste und Bedenken, die ihr sein Vater einflößte. Und wenn sie das Baby durch ihren Leichtsinn verlor?
    Nein, das Wagnis war nicht zu groß - und notwendig. Sie musste eben vorsichtig sein. Energisch bekämpfte sie ihre Furcht und dachte an ihre Landsleute da draußen, die zu sterben bereit waren für das Bündnis zwischen Iren und Norwegern. Das Bündnis, das Erins Freiheit geraubt hatte … Denn erst war sie vom Wolf gefangengenommen worden, dann von ihrem eigenen Herzen.

     

Kapitel 18
    »Wir greifen an, wenn der Tag anbricht!« verkündete Friggid seinen Kriegern, einer schäbigen, zerlumpten Bande. Die armseligen Reste seiner Truppen und die Gesetzlosen hatten sich zusammengeschlossen - Dänen, Iren und Norweger, die keinem Herrn gehorchten, nur ihren eigenen Wünschen. Für ihn waren es genau die richtigen Männer, denn sie kämpften verbissen für alles, was in der Reichweite ihrer gierigen Hände lag. »Der Wolf lagert an der Felsenküste. Wir müssen ihn überrumpeln.« Er blickte zur Straße und stopfte die Spitzen seines langen Barts in den Gürtel.
    Ein Ire kam zu ihm und entblößte grinsend halb abgebrochene, faulige Zähne. »Wenn ich Euch einen Rat geben darf, dänischer Jarl… Vorhin sah ich zwischen den Bäumen eine Reiterin in goldener Rüstung. Der will ich‘s heimzahlen, denn vor zwei Jahren griff sie mit ihren Leuten eine Dänentruppe an, der ich damals angehörte. Von den Iren wird sie Goldene Kriegerin genannt. Sicher ist sie unterwegs zu den Streitkräften des Königs von Meath. Wir sollten sie aufhalten und für unsere Zwecke benutzen. Machen wir ihr doch einfach weis , wir wären Iren.«
    Friggid grinste spöttisch. »O ja, wenn uns diese berühmte Kriegerin gegen den Wolf ins Feld führt, wäre das große Bündnis schwer erschüttert. « Er wandte sich zu seinen Männern und schrie: Versteckt alles, was uns als Wikinger kennzeichnet! Wer nicht Irisch spricht, muss den Mund halten! Wir erwarten eine Dame in Gold!«

     
    ***

     
    So lange wie möglich saß Erin mit Sigurd und Moira an der Tafel. Scheinbar trank sie genauso viel wie alle anderen, während die siegreichen Könige von Dubhlain und Tara gefeiert wurden. Schließlich taumelte sie gähnend die Treppe hinauf, und ihre schauspielerische Leistung wirkte so überzeugend, dass die kichernde Moira ihren Mann anwies, die Herrin in deren Gemach zu tragen.
    Erin wartete noch eine Weile, dann holte sie die goldene Rüstung und den Helm aus ihrer Truhe, wickelte beides in eine Felldecke und schlich aus dem Haus. Aus Angst, bemerkt zu werden, sattelte sie kein Pferd, legte nur ein Zaumzeug ins Maul eines großen Wallachs. In einem weiten Wollenen Umhang, der sie bei der Wache am Stadttor als Bettlerin ausweisen sollte, ritt sie in die Nacht hinaus.
    Zunächst suchte sie ein Dorf auf, das landeinwärts an einem Berghang lag. Dort bot sie einem Bauern ein goldenes Armband an und bat ihn, dafür ihr Pferd gegen seines einzutauschen. Sie erklärte, wenn sie wiederkomme, müsse der Handel rückgängig gemacht werden, und der Mann dürfe keiner Menschenseele

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