01- Die Normannenbraut
alles tun, um seiner Frau Freude zu bereiten, sie in sein Leben einzubeziehen und an ihrem teilzuhaben. Weil er sie brauchte. Weil er sie … Er schloss die Augen, dann blickte er zu den Sternen auf.
Ja, vielleicht liebte er sie. Vielleicht war mit Grenilde nicht alles verlorengegangen.
Ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Gleich darauf holte er tief Atem und schüttelte ärgerlich den Kopf, als er Mergwin wie einen bleichen Geist zwischen den Bäumen hervortreten sah. »Ihr versteht es wirklich, einen Mann zu erschrecken, Druide.«
Würdevoll strich Mergwin seine langen, weiten Ärmel glatt. »Ich glaube, junger Herr, Ihr bewahrt immer ruhiges Blut mag ich nun plötzlich erscheinen oder nicht.«
Olaf lächelte, wurde aber sofort wieder ernst, als er sich an die Ereignisse des Tages erinnerte. »Mein Freund, ich stehe in Eurer Schuld, denn ich denke, Ihr habt mir das Leben gerettet.«
»Spart Euch die Dankbarkeit, Wikinger. Ich habe Euch nicht das Leben gerettet, sondern dem Schicksal nur ein wenig unter die Arme gegriffen. Ihr hättet Friggid ohnehin besiegt.« Mergwin senkte die Stimme. »So wie es dem jungen Leith und Fennen beschieden war zu sterben.«
Ungeduldig seufzte der Wolf. »Die Menschen bestimmen ihr Schicksal selbst Druide.«
Mergwin schaute ihn durchdringend an, dann zuckte er die Achseln. »Wie Ihr meint, Norweger … «
Da musste der Wolf wieder lächeln. »Ihr gefallt mir Mergwin. Doch ich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Haltet getrost an Eurem Schicksal fest - ich werde meines selbst gestalten.« Schweigend erwiderte der Druide seinen Blick, und Olaf fragte: »Was wollt Ihr mir diesmal weissagen? Die Schlacht ist vorbei, morgen reiten wir nach Hause. Mein geschlagener Feind ist davongerannt. Könnt Ihr das bestreiten?«
»Nein. Es ist nur … «
»Was, Druide?«
»Nichts, nichts. Gute Nacht, König von Dubhlain.« Langsam entfernte sich Mergwin, während er etwas Unverständliches vor sich hin murmelte.
Olaf blieb noch eine Zeitlang unter den Sternen stehen, atmete den sauberen Duft der Erde und der Sommerluft ein, der ihm den Sieg versüßte - und den Gedanken an die Zukunft.
Morgen würde sein Schwager Niall nach Ulster reiten, er selbst mit Aed heimwärts ziehen, nach Süden. Er kehrte in sein Zelt zurück, und wenig später schlief ein.
Mergwin verbrachte eine rastlose Nacht. Unruhig wälzte er sich auf seinem Lager umher, denn er wusste, dass die Schatten immer noch über den Mond tanzten.
Kapitel 17
An manchen Tagen ihrer Trennung von Olaf konnte sie nicht glauben, dass sie ihn jemals geheiratet hatte. Und sie sagte sich, was zwischen ihnen geschehen war, müsse ein Traum gewesen sein. Wann immer ihr solche Zweifel kamen, ritt sie zu der Klippe hoch über dem Meer, versuchte sich an das Lächeln ihres Mannes zu erinnern, an das blaue Feuer der Leidenschaft in seinem Blick, an die Stunden in der Höhle, wo er ihr alte nordische Sagen erzählt hatte. Und sie malte sich gern aus, er hätte damals etwas für sie empfunden.
Aber meistens führte sich Erin die harte Wirklichkeit vor Augen. Er sah in ihr sein persönliches Eigentum, das er schützen und verteidigen würde. Und so, wie er es ihrem Vater versprochen hatte, würde er seine Leute stets veranlassen, ihr Respekt zu zollen. Doch wenn sie einmal ihre Grenzen überschritt - wie weit würde er in seinem Zorn gehen, um sie zu bestrafen?
Am Tag nach dem Abmarsch des Heeres war Bede ins Kloster zurückgekehrt, und Erin vermisste ihre Schwester schmerzlich. Sie hatte befürchtet, sie würde sich in der Fremde einsam fühlen, aber Moira war immer für sie da.
Trotz der Abwesenheit der Krieger wurde das Abendessen stets in der Halle eingenommen. Die Frauen speisten zusammen mit den Wachtposten. Umsichtig sorgte Sigurd für Ruhe und Ordnung.
Einen Monat, nachdem Olaf mit seinen Männern davongeritten war, machte Erin eine Entdeckung, die sie zunächst nicht wahrhaben wollte und dann halb erfreut, halb ängstlich hinnahm. Sie erwartete ein Kind, und die Gewissheit wuchs mit jedem Tag. Morgens wurde ihr übel, abends fühlte sie sich völlig erschöpft.
Sie würde das Kind eines Wikingers gebären. Doch das störte sie zu ihrer eigenen Überraschung kein bisschen. Es war Olafs Kind, und es würde so stark und schön sein wie der Vater.
Würde er sich freuen? Sehnten sich nicht alle Männer nach Söhnen? Oder hatte er diesen Wunsch nach Grenildes Tod begraben?
Eines Morgens ritt sie wieder zur Klippe. Sie
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