01- Die Normannenbraut
davon erzählen.
Während sie ihren Weg fortsetzte, fragte sie sich angstvoll, ob ihr Plan, die Gesetzlosen in eine Falle zu locken, geling en würde. Vermutlich schon, denn die Goldene Krieger in war lange nicht mehr aufgetaucht, und die Gerüchte mussten mittlerweile verstummt sein.
Im Morgengrauen ritt sie nach Norden, lauschte auf das Rascheln der Blätter, das Flüstern des Winds. Rosa Streifen zeigten sich am Himmel, und sie sah den Rauch eines erlöschenden Lagerfeuers, zerbrochene Äste, hin und wieder Hufspuren im Erdreich.
Erin beabsichtigte nicht, sich den Männern von Meath zu nähern. Die sollten sie nur aus der Ferne sehen, dann würde sie weiterreiten, die Stellung der Gesetzlosen aufspüren und sie herauslocken.
Aber davor musste sie sich vergewissern, dass tatsächlich Iren das Lager bewohnten, auf das sie zuritt.
Nachdem sie vom Pferd gestiegen war, kroch sie lautlos durch das Unterholz. Kein einziger Zweig knackte unter, ihren Füßen. Im ersten rosig-goldenen Tageslicht sah sie das Lager vor sich und atmete auf. Diese Männer waren eindeutig Iren. Nur Iren würden mit Lederschurzen kämpfen und ihre Waffen vor ein rauchendes Feuer legen. Die von Sigurd erwähnten Gesetzlosen mussten Dänen sein, vielleicht mit ein paar verräterischen Norwegern und Iren vereint. Erin eilte zu ihrem Pferd zurück, versteckte sich im Gebüsch und wartete, bis die Sonne höher stieg. Dann war es an der Zeit. Sie legte ihr goldene Rüstung an, setzte den Helm mit dem geschlossenen Visier auf und ritt durch das Lager. Ein kräftig gebauter Krieger lief ihr entgegen und erklärte ihr rasch, wo die Gesetzlosen Stellung bezogen hatten. Sie nickte und wartete, bis die Iren auf ihre Pferde gestiegen waren, dann brach sie nach Norden auf, gefolgt von der Truppe.
Die Gesetzlosen lagerten östlich von der Straße, an einer Bucht, die sich großartig für Erins Strategie eignete. Hinter hohen Felsblöcken konnten sich die Iren verbergen, um später über die Gegner herzufallen.
Sie bedeutete ihren Leuten, sich in kleinen Gruppen entlang der Bucht zu verteilen. Die Pferde blieben zurück, während die Männer durch die Büsche zu den Klippen krochen. Erin wartete, bis alle postiert waren, dann kletterte sie einen hohen Felsen hinauf. Heiß fühlten sich der Sand und die Kiesel unter ihren tastenden Fingern an. Auf dem Gipfel angekommen, sah sie, dass das feindliche Lager viel größer war, als sie gedacht hatte. In wachsender Angst blickte sie der Schlacht entgegen und wünschte, die Sonne würde ihr nicht so grell in die Augen scheinen. Es fiel ihr schwer, die Anzahl der Gesetzlosen abzuschätzen. Beinahe bereute sie ihren Entschluss. Doch jetzt war es zu spät für feige Bedenken. Außerdem führte sie tapfere Iren an, die bereit waren, zu kämpfen und sogar zu sterben.
Sie stand auf und schwenkte ihr Schwert im Kreis herum. Bald entdeckten die Männer, die im Lager ihren Geschäften nachgingen, die goldene Gestalt auf der Klippe . Schreiend griffen sie zu ihren Waffen und rannten zu den Felsblöcken an der Bucht. Erin warf sich zu Boden, ihr Herz klopfte wie rasend. Nun musste sie so schnell wie möglich verschwinden. Aber ehe sie die Felswand hinabkriechen konnte, merkte sie, dass hier etwas nicht stimmte. Der Feind stürmte nicht blindlings vorwärts, irgend jemand rief, dies sei eine Falle. Die Klippe wurde nicht angegriffen, sondern vorsichtig umzingelt. Viel zu schnell erklang klirrender Stahl. Vorsichtig stieg sie hinab, denn es wäre reiner Selbstmord gewesen, hier oben zu bleiben, wo sie nirgends in Deckung zu gehen vermochte. Der Schlachtenlärm drang von Osten heran, und sie konnte nur annehmen, dass, die Iren zurückwichen, um ihre Pferde aufzusuchen und in den Wald zu fliehen.
Am Fuß der Klippe angekommen, wollte Erin in dieselbe Richtung laufen, das Schwert fest umklammert. Doch da trat ihr ein großer Krieger in den Weg.
Schon lange hatte sie sich nicht mehr im Schwertkampf geübt - zu lange, dachte sie in verspäteter Reue. Verzweifelt wehrte sie die Fechthiebe des Mannes ab, sprang immer weiter zurück, duckte sich blitzschnell zur Seite, und seine Waffe blieb in einer Felsspalte stecken. Diesen Augenblick musste sie zur Flucht nutzen. Doch da eilte ein zweiter Feind auf sie zu, und vor Entsetzen stockte ihr Atem, denn sie sah sich ihrem Mann gegenüber.
Die kalten Stahlaugen des Wolfs von Norwegen drohten ihre Seele zu gefrieren. Erst jetzt erkannte sie ihren tödlichen Irrtum. Sie hatte keine
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