01- Die Normannenbraut
Dank!« rief sie, und ihre smaragdgrünen Augen strahlten. »Wir müssen ein großes Fest vorbereiten. «
Sigurd lachte über ihren Eifer. »Es wird noch eine Weile dauern, bis die Truppen eintreffen.«
»Trotzdem - es gibt viel zu tun.« Ihr Herz hatte heftig zu schlagen begonnen. Endlich kam Olaf nach Hause… Wie würde er sie begrüßen? Wie ein gefühlloser Fremder? Oder würde das Feuer der Leidenschaft das Eis in seinem Blick schmelzen?
***
Eines Nachts fand sie keinen Schlaf. Sie kleidete sich an und stieg leise die Treppe hinab. Wenn sie eine Weile am Feuer saß und einen Becher Ale trank, würde ihr das vielleicht über ihre innere Unrast hinweghelfen.
Ehe sie die letzten Stufen erreichte, blieb sie stehen, denn sie hörte Sigurds Stimme. Er sprach mit dem Hauptmann der Wache von Dubhlain, und was er sagte, klang besorgt. An die Mauer gedrückt, die das Treppenhaus von der Halle trennte, schlich Erin lautlos näher.
»Könnten wir die Iren aus Meath veranlassen, uns zu trauen und an unserer Seite zu reiten, wäre mir wohler zumute. Im Augenblick stehen uns nur wenige Krieger zur Verfügung. Noch mehr Männer können wir nicht aus der Stadt abziehen. Dann wäre sie schutzlos. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Olaf ist immer auf der Hut vor einem Angriff. Aber er wird nicht erwarten, dass eine elende gesetzlose Bande über ihn herfällt, nachdem er Friggids Truppen besiegt hat.«
Erin verstand die Antwort des jungen Hauptmanns nicht.
»Bei Odins Blut!« stieß Sigurd plötzlich hervor. »Vielleicht begreifen diese Iren nicht, dass unser König für einen irischen König gekämpft hat. Oder ihre eigenen Könige sind ihnen gleichgültig. Aber wenn sie sich weigern, gegen diesen gesetzlosen Abschaum vorzugehen, wird er wahrscheinlich Olaf und seine Truppen angreifen.«
Ein Schauer rann über Erins Rücken. Würden die siegreichen Krieger in ein Rattennest geraten? Kraftlos lehnte sie sich an die Wand. Die Iren, die Sigurd erwähnt hatte, mussten ganz einfach mit den Normannen reiten! Ihr Vater war in Gefahr, ebenso Gregory und Brice, mit dem sie als Kind so oft gestritten hatte, der ruhige, vernünftige Leith, der ernste, besonnene Niall - und ihr Mann, den sie erwartete, dessen Kind sie unter dem Herzen trug.
Angespannt lauschte sie. Sigurd erklärte, die irischen Truppen, deren Hilfe gebraucht würde, hielten sich gerade weiter oben an der Küste auf, einen halben Tagesritt entfernt. Und die Gesetzlosen, im Norden der Stadt postiert, könnten binnen einer Stunde hier ein.
Von den Iren habe man nur gehört, sie würden auf ein Zeichen des Heiligen Patrick warten. Erst wenn Sigurd in die Schlacht ziehe, würde er wissen, ob er mit dem dringend benötigten Beistand rechnen dürfe. Wäre es doch möglich, die Gesetzlosen aus ihrer Stellung zu locken!
Erins Atem stockte. Sie wusste von einem Zeichen, das die Iren anerkennen würden. Wenn die Goldene Kriegerin erschiene … Doch das wage ich nicht, sagte sie sich bedrückt.
Sie dachte an ihren Vater. Wie entschlossen war sie gewesen, ihm niemals zu verzeihen, welches Ehejoch er ihr aufgezwungen hatte. Aber wenn er sterben würde, könnte sie es sich selber nie verzeihen.
Plötzlich- hörte sie Stuhlbeine auf dem Hallenboden scharren und floh die Treppe hinauf, in ihr Zimmer. Keuchend sank sie gegen die Tür.
Gregory irrte sich. Die Goldene Kriegerin musste wieder in den Sattel steigen.
Rastlos begann sie umherzuwandern und schmiedete ihren Plan. In der nächsten Nacht wollte sie sich aus dem Haus schleichen. Sie würde dafür sorgen, dass Sigurd, ihr strenger Bewacher, möglichst lange an der Tafel saß und eifrig dem Met zusprach. Danach würde er sich seiner Frau widmen, da er schon im Morgengrauen aufstehen musste, um seine Männer zusammenzutrommeln. Wenn die Norweger ihr Ziel erreichten, würden die Goldene Kriegerin und die Iren den Gesetzlosen bereits auflauern. Und Sigurd würde gerade rechtzeitig eintreffen, um sie zu unterstützen. Aber konnten sie den Feind schlagen?
Mergwin … Wäre der alte Freund doch bei ihr! Er würde ihr den richtigen Rat geben. Und wenn sie selbst die Runen warf und zu ergründen versuchte, ob Olaf in Gefahr schwebte? Er hielt nicht viel von Orakeln, aber als Befehlshaber von Wikingern verwahrte er solche gemeißelten Steine. Viele seiner Männer taten keinen Schritt ohne die Weissagung der Runen.
Sie holte den Beutel aus Katzenfell. Ein einziger Stein, hatte Mergwin erklärt, könne ihr helfen,
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