01- Die Normannenbraut
Iren, sondern Gesetzlose zu diesem Lager geführt. Keine Eindringlinge - nein … Verräter an ihrem eigenen Land - Verräter am Bündnis ihres Vaters. Sie hatte sich auf die falsche Seite gestellt, gegen ihren Mann.
Langsam hob er das Schwert, in dessen Griff das Emblem des Wolfs geschnitzt war. »Ihr habt bemerkenswert gekämpft, meine Dame, aber bisher war das nur ein harmloses Geplänkel. Jetzt müsst Ihr meiner Waffe begegnen. «
Erin fand keine Zeit mehr, noch länger über ihren dummen, unverzeihlichen Fehler nachzudenken, denn nun sah sie sich gezwungen, ihr Leben zu verteidigen. Ohren betäubend stieß Stahl gegen Stahl. Wie flink und geschmeidig er zu fechten verstand … Wie sie aus den Au
genwinkeln beobachtete, wurden sie von mehreren Wikingern beobachtet. Jemand trat vor, aber Olaf schrie, dies sei sein persönlicher Kampf, man solle sich da heraushalten.
Verzweifelt parierte Erin seine Fechthiebe, kannte nur noch einen einzigen Gedanken - ihr Leben so lange wie möglich zu verlängern. Unter der ungeheuren Kraft seiner Angriffe sank sie auf die Knie, wehrte sich aber immer noch, so gut sie es vermochte. Erst als er ihr die Waffe aus der Hand schlug, fand sie sich mit ihrer Niederlage ab. Am Boden hingestreckt, die Spitze seines Schwerts am Hals, schloss sie die Augen und wusste, dass es zu spät war, um noch irgendetwas anderes zu erleben, als ein letztes Mal in den Sonnenschein zu schauen, ein letztes Mal die salzige Meeresluft einzuatmen.
»Großer Gott, nicht!« Es war Gregorys Stimme. Schnelle Schritte erschütterten das Erdreich. »Nicht! Das kannst du nicht … «
»Beruhige dich und geh ins Lager zurück«, befahl Olaf mit seltsam tonloser Stimme. »Ich beabsichtige nicht, sie zu ermorden. Geht! Alle!«
»Aber … « Gregory, der liebe Gregory, der befürchtete, Olaf würde seine eigene Frau töten, Gregory, der sie verteidigen und schützen wollte …
»Geh!« schrie der Wolf wütend. »Ich sagte doch, sie wird am Leben bleiben! Verlasst mich jetzt!«
Vorsichtig öffnete Erin die Augen. Die anderen hatten gehorcht, nur Gregory wich immer noch nicht von der Stelle, das Gesicht vor Verzweiflung verzerrt. Hoch aufgerichtet stand der goldene Riese vor ihr, das Schwert in der Hand, dessen Spitze reglos ihre Kehle berührte.
»Olaf … «, flehte Gregory.
»Niemals werde ich meine Frau umbringen!« stieß Olaf in zorniger Verachtung hervor, und Erin fühlte sich wie gelähmt.
»Du - du weißt es!« stotterte ihr Vetter.
Die Schwertspitze entfernte sich von Erins Hals. »Sag mir, Gregory, da du schon unbedingt hierbleiben möchtest«, begann Olaf mit kalter Gelassenheit, »was tun die Iren mit Verrätern? Sogar Aed würde antworten, der Tod sei die gerechte Strafe. Steh auf, Erin!«
Sie konnte sich nicht rühren, und da bückte er sich aber nicht, um ihr auf die Beine zu helfen, sondern um ihr unsanft den goldenen Helm vom Kopf zu ziehen. Dabei riss er ihr einige Haare aus. Tränen brannten in ihren Augen, aber gleichzeitig kehrte auch ihr Überlebenswille zurück. So würdevoll wie möglich erhob sie sich und versuchte verzweifelt zu erklären: »Ich wollte dich nicht bekämpfen, sondern die Iren gegen Gesetzlose ins Feld führen, die dir auflauern … «
»Sei still!« Schmerzhaft schlang er die Finger in ihr Nackenhaar. »Das, mein Freund Gregory, ist der gefährlichste Feind eines Mannes. Eine Frau. Wie schön sie ist, nicht wahr, deine Kusine? Ihre Augen könnten arktisches Eis schmelzen, ihre schwarzen Locken schimmern wie die feinst gesponnene Seide, ihre Wangen wie Marmor, und sie besitzt den Körper einer Göttin Wenn sie lächelt, gleichen ihre Lippen zarten Rosenblättern, aber im selben Atemzug plant sie den Tod ihres Ehemanns. Zufällig wird sie gerade noch rechtzeitig gefangengenommen. Und jetzt? Natürlich beteuert sie ihre Unschuld, und sie erwartet, man würde ihr glauben, weil man so verzaubert ist von ihren Reizen … «
»Olaf!« schrie sie. »Niemals würde ich gegen dich … «
Gnadenlos unterbrach er sie, indem er kräftig an ihren Haaren zerrte und ihr neue Tränen in die Augen trieb. »Ich habe dir einmal versprochen, ich würde dich hart bestrafen, solltest du dir irgendetwas zu Schulden kommen lassen. Und ich halte immer mein Wort. « Olaf stieß einen Pfiff aus. Sofort traten zwei Norweger hinter den Klippen hervor, etwa fünfzig Schritte entfernt, und führten sein schwarzes Schlachtross zu ihm. Rasch hob er eine Hand, um zu verhindern, dass sie noch
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