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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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hätte ohnehin kein Wort hervorgebracht. Sie konnte nicht einmal die Augen aufschlagen, kaum noch gegen das Dunkel ankämpfen, das sie einzuhüllen drohte.
    »Auf die Beine, Erin! Ich weiß, du bist dazu imstande, denn du besitzt die Geschmeidigkeit einer Katze … «
    Halb benommen nahm sie wahr, dass sich die Schwertspitze von ihrer Kehle entfernte. Die Erde unter ihr schien zu zittern, und dann erkannte sie, dass sich ein anderes Pferd näherte.
    »Was macht Ihr hier, Druide?« hörte sie Olaf wütend fragen.
    »Ich bin gekommen, um Euch Einhalt zu gebieten, Herr der Wölfe!« rief Mergwin und stieg ab. Das Böse, das mit dem Schatten auf dem Mond begonnen hatte, nahm bereits seinen Lauf.
    »Ich strafe eine Verräterin, die Menschenleben auf dem Gewissen hat. Irisches und norwegisches Leben.«
    »Ihr müsst sofort aufhören!« Mergwin eilte auf den König zu, der das Leid in seinen Augen rasch hinter eisiger Kälte verbarg.
    »Sie hat sich gegen uns gestellt, also muss ich mich an ihr rächen..« In all den Nächten, wo er von ihr geträumt hatte, war sie nur von dem Wunsch besessen gewesen, ihn zu töten.
    »Du irrst dich.«
    »Da hinten in unserem Lager liegen zwölf Tote, die dir nicht mehr sagen können, dass ich mich keineswegs irre.«
    »Wenn du so weitermachst, wirst du sie töten.«
    »Nein, Druide, an ihrem Tod liegt mir nichts … «
    Olaf verstummte, als Erin leise stöhnte, und beide wandten sich zu ihr. Plötzlich hämmerte der Druide mit beiden Fäusten gegen die Brust des Wolfs. »Ihr müsst mir gestatten, sie zu betreuen. Sie erwartet ein Kind!«
    Erstaunt hob Olaf die Brauen, starrte ihn misstrauisch an, und dann zeigte sich - vielleicht zum ersten Mal seit vielen Jahren - Unsicherheit in seinem Blick. »Wie könnt Ihr das wissen? Und wenn Ihr so verdammt viel vorausseht - warum habt Ihr dann diesen Morgen nicht prophezeit und uns allen erspart … «
    »Ich bin kein Allwissender, und ich erkenne nur, was mir höhere Mächte mitteilen. Aber ich sage Euch, König aller Narren, Ihr werdet Euren eigenen Erben töten … «
    Erin hatte nur wenig von diesem Wortwechsel verstanden. Ringsum drehte sich die Welt. Plötzlich spürte sie, wie sie von starken Armen umschlungen wurde. Sie wollte dagegen ankämpfen, war aber völlig hilflos. Ihre Lider flatterten, und sie schaute in blaue Augen, die sie immer noch verurteilten.
    Die kraftvollen Arme trugen sie, als wäre sie so leicht wie ein Vogel. Sie schwankte zwischen schwachem Bewusstsein und dichter Schwärze, und sie sehnte sich nach dieser Nacht, die den Schmerz aus ihren Glieder ziehen und sie aus der grausigen Wirklichkeit entführen würde.
    Doch das wurde ihr nicht vergönnt. Olaf setzte sie unter eine schattenspendende Eiche, seine Finger gruben sich in ihre Schultern. »Ist es wahr?«
    Was sollte wahr sein? Sie wusste nicht, was er meinte, sein Gesicht verschwamm vor ihren Augen.
    Unsanft begann er, sie zu schütteln. »Bist du schwanger?«
    Verwundert riss sie die Augen auf. Wieso wusste er das?
    »Stimmt es?«
    Sie konnte nicht sprechen, und so nickte sie nur. Die Augen fielen ihr zu, die Welt drohte, ihr zu entgleiten.
    Olaf ließ sie los, und jemand anderer berührte sie mit alten, knotigen, sanften Fingern. Sie spürte einen Becher an den Lippen, schmeckte ein süßes, beruhigendes Getränk.
    Da schlug sie die Augen wieder auf und lächelte. »Mergwin«, hauchte sie. Voller Sorge erwiderte er ihren Blick, und wie aus weiter Ferne hörte sie die Stimme ihres Mannes.
    »Bedank dich bei deinem Gott dafür, dass du meinen Sohn unter deinem Herzen trägst, Erin. Fünf Monate lang will ich dich schonen. Und dann werde ich dich grün und blau schlagen, weil du in deiner wilden Rachsucht ein Leben aufs Spiel gesetzt hast, das mir gehört.«
    Alles in ihr drängte sie, ihn zu schlagen, zu verfluchen, ihm die Augen auszukratzen. Doch dafür fehlte ihr die Kraft. Mergwins Trunk lähmte ihre Zunge, und sie überließ sich der Finsternis, die ringsum herabsank.

     
    ***

     
    Zehn Männer blieben ihm noch. Die meisten seiner Söldner waren gefallen. Trotzdem feierte Friggid der Krummbeinige einen makabren Triumph.
    Die verbündeten irischen und norwegischen Streitkräfte Olafs des Weißen verließen die Klippen am Strand. Nun trat der Däne aus der Höhle, in der er sich verschanzt hatte, und starrte ihnen nach.
    Unbeabsichtigt hatte er viel mehr erreicht als einen Riss im norwegisch-irischen Bündnis, und sein Gelächter mischte sich in die

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