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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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lassen.«
    Tucker mußte herzhaft lachen. Die »alte Garde« hatte jahrelang überhöhte Preise verlangt. Das wäre geradezu ein Fall für das Kartellamt. Ein jeder hätte die zwei für Geschäftsleute gehalten oder für Anwälte. In diesem Restaurant zwei Blocks vom neuen Garmatz-Gerichtsgebäude entfernt waren beide Berufsgruppen reichlich vertreten. Piaggi war etwas besser gekleidet, italienische Seide, und er merkte sich vor, Henry einmal seinem Schneider vorzustellen. Zumindest hatte der Kerl inzwischen gelernt, wie man sich ein bißchen pflegte. Als nächstes mußte man ihm noch beibringen, sich nicht so auffallend zu kleiden. Respektabilität hieß das Zauberwort. Gerade so viel davon, daß einen die Leute mit Achtung behandelten.
    Diese bunt herausgeputzten Lackaffen wie die Zuhälter spielten ein gefährliches Spiel, das sie zu dumm waren zu verstehen.
    »Bei der nächsten Lieferung kommt doppelt soviel. Können deine Freunde das bewältigen?«
    »Leicht. Die Leute in Philly sind ganz besonders glücklich. Ihr Hauptlieferant hatte einen kleinen Unfall.«
    »Ja, hab's gestern in der Zeitung gesehen. Schlampig. Zu viele Leute in der Mannschaft, stimmt's?«
    »Henry, du wirst immer schlauer. Werd nur nicht zu gerissen, okay? Ein guter Rat«, sagte Piaggi mit leisem Nachdruck.
    »Ganz ruhig, Tony. Ich will damit bloß sagen, wir sollten nicht den gleichen Fehler machen, okay?«
    Piaggi entspannte sich und nahm einen Schluck Bier. »Du hast recht, Henry. Und ich sage dir offen, daß es nett ist, mit jemandem Geschäfte zu machen, der was von Organisation versteht. Alle sind ungeheuer neugierig, wo dein Stoff herkommt. Ich wimmle das ab für dich. Später allerdings, wenn du mehr Kohle brauchst... «
    Tuckers Augen blitzten kurz auf. »Nein, Tony. Wenn ich nein sage, meine ich nein.«
    »Na gut. Darüber können wir später nachdenken.«
    Tucker nickte, als wolle er es dabei bewenden lassen, aber er fragte sich, was für einen Zug sein »Geschäftspartner« wohl vorhaben mochte. Vertrauen war in dieser Branche eine veränderliche Größe. Er vertraute Tony, daß er rechtzeitig zahlte. Er hatte Piaggi günstige Bedingungen angeboten, die waren angenommen worden, und die Eier, die diese goldene Gans legte, waren seine Lebensversicherung. Er hatte bereits den Punkt erreicht, wo eine versäumte Zahlung seinem Geschäft nicht mehr schaden konnte, und solange er einen ständigen Nachschub an gutem Heroin hatte / würden sie sich weiter durchaus geschäftsmäßig verhalten, deswegen hatte er sich ja überhaupt nur für die Zusammenarbeit mit ihnen entschieden. Aber bei der Sache gab es keine wirkliche Loyalität. Das Vertrauen reichte nur so weit, wie einer nützlich war. Henry hatte nie mehr erwartet, aber wenn sein Komplize je aufdringlich wegen seiner Lieferwege werden sollte...
    Piaggi wußte nicht sicher, ob er zu weit gegangen war, und zweifelte etwas, ob Tucker über alle Möglichkeiten, die sich ihm boten, den Überblick hatte. Die Verteilung an der gesamten Ostküste zu kontrollieren, und das aus einer vorsichtigen und sicheren Organisation heraus, glich der Verwirklichung eines langgehegten Traums. Sicherlich würde er bald mehr Kapital brauchen, und Piaggis Kontaktleute fragten bereits, wie sie helfen konnten. Aber er sah, daß Tucker nicht erkannte, wie arglos seine Frage im Grunde war, und wenn er das Thema weiter verfolgte und immer wieder seine guten Absichten betonte, würde alles nur schlimmer werden. Und so widmete sich Piaggi wieder seinem Essen und beschloß, die Dinge eine Weile auf sich beruhen zu lassen. Einfach zu schade. Tucker war ein gerissener kleiner Gauner, aber eben einer aus Überzeugung. Vielleicht würde er noch lernen, größer zu werden. Henry würde zwar nie zur Familie gehören, aber ein wichtiger Verbindungsmann konnte er trotzdem werden.
    »Paßt es dir nächsten Freitag?«
    »Fein. Immer schön sauber bleiben. Und immer schön auf der Hut sein.«
    »Du sagst es, Mann.«
    Vom Friendship International Airport startete Kelly, der Business Class flog, zu einem ruhigen Flug mit einer Boeing737. Die Stewardeß brachte ihm eine leichte Mahlzeit. So ein Flug über die Staaten unterschied sich deutlich von seinen anderen Abenteuern in der Luft. Es überraschte ihn, wie viele Swimmingpools es gab. Überall, selbst in der welligen Hügellandschaft Tennessees, ließ die Sonne über ihm von grünem Gras gesäumte, kleine quadratische Flecken chlorblauen Wassers aufblitzen. Sein Land wirkte aus

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