01 - Gnadenlos
verantwortlich war, hatte einen Doktor in Physik. Guter Mann, verstand seinen Job besser als ich meinen, aber er war keine Führungspersönlichkeit, hat sich irgendwie davor gescheut. Sie nicht, Kelly. Sie haben es versucht, aber Sie haben es nicht wirklich gemacht.«
»Schauen Sie, Sir, wenn Sie da draußen sind, und ständig passiert irgendwas, muß doch jemand die Dinge in die Hand nehmen.«
»Nicht jeder sieht das so. Kelly, es gibt zwei Arten von Leuten auf der Welt, diejenigen, die alles gesagt bekommen müssen, und diejenigen, die alles selber herausfinden«, verkündete Greer.
Auf dem Wegweiser stand irgend etwas, das Kelly nicht mitbekam, aber vom CIA stand da sicher nichts drauf. Ihm ging erst ein Licht auf, als er das überdimensionale Wachhaus sah.
»Haben Sie schon mit Leuten vom Dienst zusammengearbeitet, als Sie drüben waren?«
Kelly nickte. »Mit einigen. Wir waren - na ja, Sie werden es ja wissen, Projekt PHOENIX. Wir waren ein Teil davon, ein kleiner Teil.«
»Was haben Sie von ihnen gehalten?«
»Zwei oder drei waren ganz gut. Der Rest - wollen Sie eine ehrliche Antwort?«
»Genau die will ich«, versicherte ihm Greer.
»Der Rest versteht wahrscheinlich mehr davon, Martinis zu mixen, geschüttelt, nicht gerührt«, sagte Kelly gleichgültig. Das trug ihm ein bedauerndes Lachen ein.
»Ja, die Leute hier sehen sich gerne Filme an!« Greer fand seinen Parkplatz und stieß die Wagentür auf. »Kommen Sie mit, Chief.« Der Admiral in Zivil führte Kelly zum Haupteingang und verschaffte ihm einen besonderen Besucherausweis, mit dem er nur in Begleitung aufs Gelände durfte.
Kelly fühlte sich hier wie ein Tourist in einem fernen und fremden Land. Gerade die Unauffälligkeit der Gebäude verlieh ihnen eine düstere Note. Auch wenn es ein ganz gewöhnliches, sogar ziemlich neues Bürohaus war, besaß das CIA-Hauptquartier doch eine gewisse Aura. Es war nicht ganz wie in der wirklichen Welt. Greer fing Kellys Blick auf und lachte in sich hinein. Er geleitete ihn zu einem Aufzug, mit dem sie in sein Büro im sechsten Stock gelangten. Erst als sie sich hinter der geschlossenen Holztür befanden, nahm er das Gespräch wieder auf.
»Wie sieht Ihr Zeitplan für die nächste Woche aus?«
»Flexibel. Ich bin ungebunden«, antwortete Kelly vorsichtig.
James Greer nickte nüchtern. »Dutch hat mir schon davon berichtet. Es tut mir sehr leid, Chief, aber meine derzeitige Aufgabe betrifft zwanzig gute Männer, die ihre Familien wahrscheinlich nie wieder sehen werden, wenn wir nicht bald etwas unternehmen.« Er öffnete seine Schreibtischschublade.
»Sir, jetzt verwirren Sie mich aber.«
»Na ja, wir können es auf die schwere oder leichte Tour machen. Die harte wäre, daß Dutch einen Anruf tätigt, und Sie werden wieder in den aktiven Dienst versetzt«, sagte Greer streng. »Die leichte wäre, wenn Sie sich für mich als ziviler Berater zur Verfügung stellten. Wir zahlen Ihnen einen Tagessatz, der erheblich höher ist als der Sold eines Chief.«
»Für was?«
»Sie fliegen zum Luftwaffenstützpunkt Eglin, über New Orleans und Avis, nehme ich an. Das hier -« Greer schob Kelly einen brieftaschengroßen Ausweis zu - »ermöglicht Ihnen den Zugang zu deren Akten. Ich möchte, daß Sie die Operationspläne durchgehen, als Modell für das, was wir unternehmen wollen.« Kelly sah auf den Ausweis. Er enthielt sogar sein altes Navy-Paßbild,
»Einen Augenblick mal, Sir. Ich bin nicht qualifiziert... «
»Ich denke, sachlich gesehen sind Sie es, aber von außen wird es so aussehen, als wären Sie es nicht. Nein, Sie sind nichts weiter als ein ganz untergeordneter Mitarbeiter, der Informationen für einen unbedeutenden Bericht sammelt, den kein hohes Tier je lesen wird. Die Hälfte des Geldes, das wir in diesem verdammten Dienst ausgeben, schmeißen wir auf diese Art zum Fenster raus, falls Ihnen das noch niemand gesagt hat«, meinte Greer, wobei er sich durch seinen Verdruß über den CIA zu einer geringfügigen Übertreibung hinreißen ließ. »So soll es unserer Meinung nach aussehen: routinemäßig und völlig unerheblich.«
»Meinen Sie das wirklich ernst?«
»Chief, Dutch Maxwell ist gewillt, seine Karriere für diese Männer aufs Spiel zu setzen. Ich genauso. Wenn es einen Weg gibt, sie aus... «
»Was ist mit den Friedensgesprächen?«
Wie soll ich das diesem Jüngling erklären? fragte sich Greer. »Colonel Zacharias ist offiziell gefallen. Die Gegenseite hat das behauptet und sogar das Foto
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