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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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einer Leiche veröffentlicht. Seiner Frau ist es mitgeteilt worden; sogar ein Militärgeistlicher und die Gattin eines anderen Luftwaffenangehörigen sind dabeigewesen, um es ihr leichter zu machen. Dann hat sie eine Woche Zeit bekommen, um aus der Dienstwohnung auszuziehen, bloß um alles offiziell zu machen«, fügte Greer hinzu. »Er ist offiziell tot. Ich habe einige sehr vorsichtige Gespräche mit Leuten geführt, und wir –« das, was jetzt kam, fiel ihm sehr schwer - »unser Land wird wegen so was nicht die Friedensgespräche vermasseln. Das Foto, das wir haben, wäre vor Gericht selbst in der Vergrößerung kein ausreichender Beweis, und das ist der Standard, der auch für uns gilt. Wir könnten die üblichen Beweisforderungen nicht einmal annähernd erfüllen, und die Leute, die die Entscheidung getroffen haben, wissen das auch. Sie wollen nicht, daß die Friedensgespräche unterlaufen werden, und wenn das Leben von zwanzig weiteren Männern geopfert werden muß, um diesen gottverdammten Krieg zu beenden, dann ist das eben notwendig. Diese Männer werden abgeschrieben.«
    Kelly konnte es nicht fassen. Wie viele Menschen wurden von den USA jedes Jahr »abgeschrieben«? Und nicht alle waren Uniformierte, oder? Einige waren daheim, in amerikanischen Städten.
    »Ist es wirklich so schlimm?«
    Die Ermüdung in Greers Gesicht war unverkennbar. »Wissen Sie, warum ich mich für diesen Posten entschieden habe? Ich wollte schon in Pension gehen. Ich habe meine Dienstzeit abgeleistet, habe meine Schiffe befehligt, meine Arbeit getan. Ich bin reif für ein nettes Häuschen und zwei Runden Golf in der Woche, daneben noch ein bißchen Beraterarbeit, nicht? Chief, zu viele Leute kommen auf solche Posten, für die die Wirklichkeit nichts weiter ist als eine Aktennotiz. Sie schalten auf ›Abwicklung‹ und vergessen, daß sich ganz am Ende des Papierkrams ein menschliches Wesen befindet. Deswegen habe ich mich wieder gemeldet. Jemand muß doch versuchen, wieder ein bißchen Realität in das Ganze zu bringen. Wir behandeln diese Sache als »schwarzes Projekt«. Wissen Sie, was das heißt?«
    »Nein, das weiß ich nicht, Sir.«
    »Es ist ein neu aufgekommener Begriff. Er bedeutet, es existiert nicht. Verrückt, was? Es sollte nicht so sein, aber so ist es eben. Machen Sie mit oder nicht?«
    New Orleans... Kelly kniff die Augen in schmalen Schlitzen zusammen. Es dauerte fünfzehn Sekunden, dann begann er langsam zu nicken. »Wenn Sie meinen, daß ich helfen kann, Sir, dann bin ich dabei. Wieviel Zeit habe ich?«
    Greer brachte ein Lächeln zustande und schnippte Kelly einen Fahrkartenumschlag in den Schoß. »Ihr Ausweis lautet auf den Namen John Clark; sollten Sie sich leicht merken können. Sie fliegen morgen nachmittag runter. Der Rückflug ist offen, aber ich möchte Sie am nächsten Freitag hier sehen. Ich erwarte gute Arbeit von Ihnen. Meine Karte und Privatnummer sind da mit drin. Packen Sie Ihre Sachen, mein Sohn.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Greer stand auf und begleitete Kelly zur Tür. »Und lassen Sie sich für alles Quittungen geben. Wer für Onkel Sam arbeitet, muß sicherstellen, daß auch alle anständig bezahlt werden.«
    »Das werde ich tun, Sir.« Kelly lächelte.
    »Sie können den blauen Bus zurück zum Pentagon nehmen.« Als Kelly das Büro verlassen hatte, machte sich Greer wieder an die Arbeit.
    Der blaue Pendelbus kam fast sofort, nachdem er bei der überdachten Haltestelle angelangt war. Es war eine merkwürdige Fahrt. Etwa die Hälfte der Mitfahrenden trug Uniform, die andere nicht. Niemand sprach mit dem anderen, als würde der bloße Austausch von Freundlichkeiten oder ein Kommentar dazu, daß die Washington Senators immer noch am unteren Tabellenende der American Ligue herumkrebsten, schon die Sicherheitsvorschriften ve rletzen. Er lächelte und schüttelte den Kopf, bis ihm seine eigenen Geheimnisse und Absichten einfielen. Und doch - Greer hatte ihm eine Möglichkeit geboten, die er nicht bedacht hatte. Kelly lehnte sich in seinem Sitz zurück und blickte aus dem Fenster, während die übrigen Fahrgäste im Bus starr geradeaus sahen.
    »Die sind richtig glücklich«, sagte Piaggi.
    »Sag ich doch die ganze Zeit, Mann. Es bringt eben was, das beste Produkt auf der Straße zu haben.«
    »Alle sind aber nicht so glücklich. Einige Leute sitzen jetzt auf ein paar hundert Kilo französischem Stoff, und wir haben mit unserem speziellen Einführungsangebot auch noch die Preise in den Keller purzeln

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