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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Ballistik«, knurrte Douglas. Bei der .22er war das nicht ungewöhnlich. Erstens einmal bestand die Kugel aus weichem Blei, das so leicht verformt wurde, daß die Riefen vom Lauf meistens unmöglich zu identifizieren waren. Und zweitens hatte die kleine .22er eine ungeheure Durchschlagskraft, stärker als die .45er, und zersprang oft an irgendeinem Objekt hinter dem Opfer. In diesem Fall am Zement des Durchgangs.
    »Na gut, dann erzählen Sie mir mal ein bißchen was von ihm«, befahl Ryan.
    »Größerer Straßendealer, große Kundschaft. Fährt einen hübschen roten Caddy«, gehorchte Charon. »Ziemlich schlaues Kerlchen.«
    »Jetzt nicht mehr. Sein Gehirn ist ihm vor sechs Stunden weggeblasen worden.«
    »Überfall?« fragte Charon.
    Douglas antwortete. »Sieht ganz so aus. Keine Waffe, keine Drogen oder Geld in nennenswerten Mengen. Wer immer es auch getan hat, verstand was von seinem Geschäft. Sieht sehr profimäßig aus, Em. Das war kein Junkie mit einem Glückstreffer.«
    »Ich würde sagen, weiter kommen wir heute morgen nicht, Tom«, erwiderte Ryan und stand auf. »Wahrscheinlich ein Revolver, kommen nicht viele Typen in Frage für so eine Samstagnacht-Extratour. Mark, ist irgendwas bekannt über einen erfahrenen Straßengangster, der sich hier in der Gegend rumtreibt?«
    »Das Duo«, sagte Charon. »Aber die arbeiten mit einer Schrotflinte,«
    »Sieht fast so aus wie eine bandeninterne Strafaktion. Ich schau dir in die Augen, Kleiner - Wumm.« Douglas dachte über seine Worte nach. Nein, das stimmte auch nicht ganz, oder? So ein Mord von Gauner zu Gauner war fast nie so elegant. Kriminelle waren keine geübten Schützen, und sie benützten meist billige Waffen. Ryan und er hatten eine Handvoll Mordfälle aus dem Umfeld der Bandenkriminalität untersucht, und es war typisch für sie, daß das Opfer entweder durch einen aufgesetzten Schuß in den Hinterkopf mit all den dadurch verursachten deutlichen, gerichtsmedizinisch erkennbaren Spuren getötet wurde, oder der Überfall war so unüberlegt abgelaufen, daß das Opfer eher ein Dutzend weit verstreuter Locher in seiner Anatomie hatte. Diese beiden waren von jemandem ausgeschaltet worden, der sein Geschäft verstand, und die kleine Schar gut ausgebildeter Mafiakiller war an ein paar Fingern abzuzählen. Aber wer hatte je behauptet, daß die Ermittlung in einem Mordfall eine exakte Wissenschaft sei? Dieser Tatort hier bot eine Mischung aus Routinemäßigem und Ungewöhnlichem. Ein einfacher Raubüberfall, da Drogen und Geld der Opfer fehlten, aber ein ungewöhnlich geschickter Mord, weil der Schütze entweder großes Glück gehabt hatte - gleich zweimal - oder außergewöhnlich zielsicher war. Und eine Strafaktion wurde gewöhnlich nicht als Raubüberfall oder dergleichen getarnt. Eine Strafaktion war meistens eine öffentliche Erklärung.
    »Mark, wird auf der Straße irgendwas von einem Krieg im Milieu gemunkelt?«
    »Nein, eigentlich nicht, nichts Organisiertes, 'ne Menge Zoff unter den Dealern wegen Straßenecken, aber das ist ja nichts Neues.«
    »Du könntest dich vielleicht mal umhören«, schlug Kommissar Ryan vor.
    »Kein Problem, Em. Ich lass' meine Leute das nachprüfen.«
    DAS hier werden wir nicht so schnell aufklären - vielleicht nie, dachte Ryan. Na ja, dachte er weiter, so was geht eben nur im Fernsehen, wo nach der ersten halben Stunde alles klar ist - mal so eben zwischen zwei Werbeblöcken.
    »Kann ich sie jetzt haben?«
    »Gehört alles Ihnen«, sagte Ryan dem Leichenbeschauer. Sein schwarzer Kombiwagen stand bereit, und es wurde allmählich warm. Schon schwirrten Fliegen herum, vom Geruch des Bluts angezogen. Ryan ging zu seinem eigenen Auto, Tom Douglas begleitete ihn. Den Rest der Routinearbeit würden irgendwelche Assistenten erledigen.
    »Jemand, der sich mit Schießen auskennt - sogar besser als ich«, sagte Douglas, als sie in die Innenstadt zurückfuhren. Er hatte sich einmal für das Schützenteam des Dezernats beworben.
    »Nun, momentan gibt es viele Leute, die davon einiges verstehen, Tom. Vielleicht haben sich ein paar von ihnen bei unseren organisierten Freunden anheuern lassen.«
    »Also ein Profikiller?«
    »Nennen wir ihn erst mal besonders talentiert«, schlug Ryan als Alternative vor. »Soll Mark doch die Dreckarbeit machen und sich darüber den Kopf zerbrechen.«
    »Das geht mir runter wie Butter«, schnaubte Douglas.
    Kelly stand um halb elf auf und fühlte sich das erste Mal seit mehreren Tagen wieder sauber. Er hatte

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