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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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warum Rosen sie nach einem regelmäßigeren Zeitplan arbeiten ließ. Sandy sah sehr müde aus, ihre helle Haut war blaß, unter den Augen hatte sie tiefe dunkle Ringe. »Irgendwas mit dem Anlasser, äh Kabel. Er ist in der Werkstatt.«
    Kelly stand auf. »Nun denn, die Kutsche für die gnädige Frau steht bereit.« Seine Bemerkung wurde mit einem Lächeln quittiert allerdings eher aus Höflichkeit als aus wirklicher Belustigung.
    »Ich habe Sie noch nie so tipptopp angezogen gesehen«, sagte sie auf dem Weg zum Parkhaus.
    »Nun machen Sie nicht zuviel davon her. Ich kann mich immer noch mit den Besten im Schlamm wälzen.« Auch dieser Scherz mißlang.
    »Ich wollte nicht sagen... «
    »Immer mit der Ruhe, Madam. Sie haben einen langen Arbeitstag hinter sich, und Ihr Fahrer hat einen lausigen Humor.«
    Schwester O'Toole blieb stehen und drehte sich um. »Es ist nicht Ihre Schuld. Schlimme Woche. Wir hatten ein Kind da, Autounfall. Doktor Rosen hat alles versucht, aber es war zu schwer verletzt. Sie starb, als ich Dienst hatte. Manchmal hasse ich diese Arbeit«, schloß Sandy.
    »Ich verstehe«, sagte Kelly, während er ihr die Tür aufhielt. »Hören Sie, wollen Sie die Kurzfassung? Es trifft nie die richtige Person. Es ist nie die richtige Zeit. Es ergibt nie einen Sinn.«
    »Das ist eine feine Art, die Dinge zu sehen. Wollten Sie mich nicht aufmuntern?« Und nun mußte sie verrückterweise doch lächeln, aber es war nicht die Art von Lächeln, die Kelly sehen wollte.
    »Wir alle versuchen, die kaputten Teile so gut wir können wieder hinzukriegen, Sandy. Sie kämpfen gegen Ihre Drachen, ich gegen meine«, sagte Kelly, ohne zu überlegen.
    »Und wie viele Drachen haben Sie schon erschlagen?«
    »Ein oder zwei«, meinte Kelly abwesend, der nicht zuviel sagen wollte. Es überraschte ihn, wie schwierig das geworden war. Mit Sandy konnte man so gut reden.
    »Und was ist dadurch besser geworden, John?«
    »Mein Vater war Feuerwehrmann. Er ist gestorben, als ich drüben war. Ein brennendes Haus, er ist reingegangen und hat zwei Kinder mit Rauchvergiftung gefunden. Dad hat sie zwar rausgebracht, aber gleich darauf bekam er einen Herzschlag. Sie sagen, er war auf der Stelle tot. Das war wenigstens was«, sagte Kelly, sich an die Worte Admiral Maxwells in der Krankenabteilung der USS Kitty Hawk erinnernd, daß Tod etwas bedeuten sollte, und vom Tod seines Vaters konnte man das ganz bestimmt sagen.
    »Sie haben schon Menschen umgebracht, nicht wahr?« fragte Sandy.
    »Soll vorkommen im Krieg«, meinte Kelly bejahend.
    »Was hat das für Sie bedeutet? Was hat es ausgelöst?«
    »Wenn Sie die ganz große Antwort wollen, ich hab sie nicht. Aber die, die ich umgelegt habe, haben nie mehr jemand anderem weh getan.« PLASTIC FLOWER gehörte todsicher dazu, sagte er sich. Keine Dorfoberhäupter und ihre Familien mehr. Vielleicht hatte ein anderer die Arbeit übernommen, vielleicht auch nicht.
    Sandy beobachtete den Verkehr, als er auf dem Broadway nach Norden fuhr. »Und diejenigen, die Tim umgebracht haben, haben die das gleiche gedacht?«
    »Ja, vielleicht, aber da gibt es einen Unterschied.« Kelly lag es auf der Zunge, zu sagen, daß er nie einen seiner Leute jemanden hatte ermorden sehen, aber genau das konnte er nicht mehr sagen, oder?
    »Aber wenn alle das glauben, wohin soll das führen? Das ist nicht wie mit Krankheiten. Da wird gegen etwas gekämpft, das allen weh tut. Keine Politik, keine Lügen. Wir bringen keine Menschen um. Deswegen tue ich diese Arbeit, John.«
    »Sandy, vor dreißig Jahren gab es einen Kerl namens Hitler, der voll darauf abfuhr, Leute wie Sam und Sarah bloß wegen ihrer gottverdammten Namen umzubringen. Er mußte erledigt werden, und das wurde er auch, verdammt viel zu spät, aber er wurde es.« War das denn nicht einfach genug zu verstehen?
    »Wir haben hier bei uns genügend Probleme«, betonte sie. Das ließ sich allein schon an den Bürgersteigen ablesen, an denen sie vorbeifuhren, denn das Johns Hopkins lag nicht gerade in einer besonders angenehmen Gegend.
    »Das weiß ich wohl am besten.«
    Diese Feststellung ernüchterte sie sofort. »Es tut mir leid. John.«
    »Mir auch.« Kelly verstummte. Er suchte nach Worten. »Da gibt es einen Unterschied, Sandy. Es gibt auch gute Menschen. Ich nehme an, die meisten sind anständig. Aber es gibt auch böse Menschen. Die lassen sich nicht wegwünschen, und nur vom Wünschen werden sie auch nicht gut, weil die meisten sich nicht ändern werden, und jemand

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