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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gleich nach seiner Rückkehr in die Wohnung geduscht, wobei er sich gefragt hatte, ob der viele Dreck nicht vielleicht sogar den Abflußrohren den Rest geben würde. Jetzt konnte er sich sogar rasieren, und das entschädigte für den Schlafmangel. Vor dem Frühstück - oder eher Brunch - fuhr Kelly einen Kilometer zum nächsten Park und machte einen halbstündigen Dauerlauf, dann kehrte er wieder zurück, um nochmals in aller Genüßlichkeit zu duschen und etwas zu essen. Danach gab es Arbeit zu erledigen. Alle Kleidungsstücke vom gestrigen Abend befanden sich bereits in einer braunen Einkaufstüte Hose, Hemd, Unterwäsche, Socken und Schuhe. Es schien ein Jammer, sich von der Buschjacke zu trennen, deren Größe und Taschen sich als so nützlich erwiesen hatten. Er würde sich wieder so eine besorgen, wahrscheinlich sogar mehrere. Er war ganz sicher, daß er diesmal kein Blut abgekriegt hatte, aber bei den dunklen Farben konnte man da nie ganz sicher sein, und Pulverrückstände gab es bestimmt irgendwo. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, ein Risiko einzugehen. Übriggebliebenes Essen und Kaffeesatz flogen auf die Kleidung und wanderten mit in eine der zur Wohnanlage gehörenden Mülltonnen. Kelly hatte sich überlegt, ob er sie nicht besser zu einem Müllplatz weiter weg bringen sollte, aber das konnte ihm unter Umständen mehr Schwierigkeiten einbringen als lösen. Jemand könnte ihn sehen, bemerken, was er tat, und sich fragen, warum. Die Beseitigung der vier leeren .22er-Hüllen war leicht gewesen. Er hatte sie beim Dauerlauf in einen Gulli geworfen. Die Mittagsnachrichten meldeten etwas von der Entdeckung zweier Leichen, aber keine Einzelheiten. Vielleicht würde die Zeitung mehr bringen. Nun blieb nur noch eins.
    »Hi, Sam.«
    »Hallo, John. Bist du in der Stadt?« fragte Rosen von seinem Büro aus.
    »Ja, Macht es dir was aus, wenn ich für ein paar Minuten rüberkomme? Sagen wir gegen zwei?«
    »Was kann ich für dich tun?« fragte Rosen hinter seinem Schreibtisch.
    »Handschuhe«, sagte Kelly und hielt die Hände hoch. »So welche, wie ihr sie benützt, aus dünnem Gummi. Kosten die viel?«
    Rosen war nahe daran, zu fragen, wofür er die Handschuhe denn brauchte, beschloß dann aber, daß er das gar nicht unbedingt wissen mußte, »Hm, die werden in Schachteln mit einhundert Paar geliefert.«
    »So viele brauche ich nicht.«
    Der Chirurg zog eine seiner vielen Schubladen auf und schob ihm zehn von den Papier-und-Plastik-Beuteln zu. »Du siehst schrecklich respektabel aus.« Da hatte er vollkommen recht, denn Kelly trug ein Hemd mit verdeckter Knopfleiste und seinen blauen CIA-Anzug, wie er ihn nannte. Es war das erste Mal, daß Rosen ihn mit einer Krawatte sah.
    »Mach's halblang, Doc.« Kelly lächelte. »Manchmal bleibt mir nichts anderes übrig. Ich hab gewissermaßen einen neuen Job.«
    »Was denn?«
    »So eine Art Beraterfunktion.« Kelly winkte ab. »Ich kann nicht sagen, wofür, aber jedenfalls muß ich mich dafür anständig anziehen.«
    »Fühlst du dich gut?«
    »Danke der Nachfrage, wunderbar. Dauerlauf und so Zeug. Und wie steht's mit dir?«
    »Das übliche. Mehr Papierkram als Operationen, aber ich habe eben eine ganze Abteilung zu beaufsichtigen.« Sam klopfte auf den Stapel mit Ordnern auf seinem Schreibtisch. Der Smalltalk bereitete ihm Unbehagen. Es schien, als verberge sein Freund irgend etwas. Er wußte, daß Kelly etwas im Schilde führte, aber solange er nicht genau erfuhr, worum es sich dabei handelte, konnte er sein Gewissen im Zaum halten. »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Aber sicher, Doc.«
    »Sandys Auto ist kaputt. Ich wollte sie heimfahren, aber ich habe eine Sitzung, die bis vier Uhr gehen wird. Sie beendet ihre Schicht um drei.«
    »Läßt du sie jetzt die normale Arbeitszeit ableisten?« fragte Kelly mit einem Lächeln.
    »Manchmal, wenn sie nicht Unterricht gibt.«
    »Wenn es ihr recht ist, ist es mir auch recht.«
    Kelly brauchte nur zwanzig Minuten zu warten, die er mit einem Gang in die Kantine überbrückte, um sich einen leichten Imbiß zu holen. Sandy O'Toole traf ihn dort, kurz nach ihrem Schichtwechsel um drei Uhr.
    »Mögen Sie das Essen jetzt lieber?« fragte sie ihn.
    »Selbst ein Krankenhaus kann einem Salat nicht viel antun.« Worauf sich die allgemeine Vorliebe in diesem Haus für Götterspeise zurückführen ließ, hatte er allerdings noch nicht herausfinden können. »Ich habe gehört, Ihr Wagen ist kaputt.«
    Sie nickte, und Kelly merkte jetzt,

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