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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auslaufen konnte. Das hatte den Bau eines Betonkais, eines Bootshauses und die Renovierung der zwei übrigen Bunker erforderlich gemacht. Insgesamt hatte die Insel der örtlichen Wirtschaft, wenn nicht dem Staatsetat, gut gedient, bis das Aufkommen von Hubschraubern die Rettungsboote überflüssig gemacht hatte und die Insel zum überschüssigen Marinebestand erklärt worden war. Und so blieb sie eine von niemandem beachtete Position in einem Verzeichnis ungewollten Staatsbesitzes, bis Kelly die Pacht dafür bekommen hatte.
    Pam lag während der Anfahrt ausgestreckt auf ihrem Handtuch und ließ sich unter einer dicken Cremeschicht die Sonne auf den Bauch scheinen. Sie hatte keinen Badeanzug, deshalb trug sie nur BH und Höschen. Kelly störte das nicht, wenn er sich auch durch die unschickliche Aufmachung leicht irritiert fühlte, aber dafür konnte er keinen Grund angeben, der einer logischen Analyse standgehalten hätte. Und außerdem mußte er jetzt erst mal sein Boot steuern. Eine weitere Betrachtung ihres Körpers hatte noch Zeit, sagte er sich etwa jede Minute, wenn seine Augen sich wieder zu ihr verirrt hatten, um sich zu vergewissern, daß sie noch da war.
    Er machte einen weiten Rechtsbogen, um einer großen Sportjacht auszuweichen. Wiederum warf er einen Blick auf Pam. Sie hatte die Träger ihres BHs von den Schultern gestreift, um sich nahtloser zu bräunen. Kelly gefiel das.
    Der Klang verblüffte beide: ein kurzes, schnelles Tuten der Signalhörner des Sportbootes. Kelly sah sich überall um, dann konzentrierte er sich auf das Boot, das zweihundert Meter backbord lag. Es war das einzige, das in Betracht kam, und schien auch die Lärmquelle zu sein. Von der Kommandobrücke winkte ihm ein Mann zu. Kelly drehte auf Backbord, um näher heranzukommen. Geschickt drehte er bei. Wer dieser Bursche auch war, er hatte keine Erfahrung im Umgang mit Booten, und als Kelly die Springer knapp zehn Meter entfernt zum Halten gebracht hatte, behielt er die Hand auf den Reglern.
    »Was gibt´s?« rief er durch das Megaphon.
    »Haben unsere Schiffsschrauben verloren!« brüllte ein dunkelhäutiger Mann zurück. »Was machen wir da?«
    Rudern, hätte Kelly beinahe erwidert, aber das war nicht sehr freundlich. Er brachte sein Boot näher heran, um die Lage abzuschätzen. Es war ein mittelgroßes Sportfischerboot, eine ziemlich neue Hatteras. Der Mann auf der Brücke war etwa 1,90 groß, in den Fünfzigern und hatte nichts am Oberkörper außer einem dunklen Haarpelz. Es war auch noch eine Frau zu sehen, die ebenfalls ziemlich niedergeschlagen wirkte.
    »Überhaupt keine Schrauben?« fragte Kelly, als sie näher dran waren.
    »Ich glaube, wir sind auf eine Sandbank gelaufen«, erklärte der Mann. »Etwa eine halbe Meile dort drüben.« Er wies auf eine Fläche, die Kelly umschifft hatte.
    »Da drüben ist allerdings eine. Ich kann Sie ins Schlepptau nehmen, wenn Sie wollen. Haben Sie ein Tau, das das aushält?«
    »Ja!« erwiderte der Mann augenblicklich. Er ging nach vorn zu dem Kasten mit den Leinen. Die Frau an Bord sah weiterhin verlegen aus.
    Kelly manövrierte sich ein Stück weg und betrachtete den anderen »Kapitän«, den er nur in Gedanken und dazu ironisch so bezeichnen mochte. Der konnte nicht mal Karten lesen; wußte nicht, wie man ein anderes Boot auf sich aufmerksam machte; der hatte nicht einmal eine Ahnung, wie er die Küstenwache rufen sollte. Immerhin hatte er es fertiggebracht, sich eine Hatteras zu kaufen, was für seinen Sachverstand sprach, aber dann dachte Kelly bei sich, daß das wohl eher auf die Gerissenheit des Verkäufers zurückzuführen war. Aber dann überraschte der Mann Kelly doch. Er ging geschickt mit seinen Leinen um und wies die Springer ein.
    Kelly bugsierte das Heck nah heran, dann ging er nach achtern aufs Brunnendeck, um das Schlepptau in Empfang zu nehmen, das er an der großen Klampe der Querversteifung befestigte. Pam hatte sich aufgesetzt und sah nun zu.
    Kelly eilte zur Brücke zurück und gab dem Schaltknüppel nur einen kleinen Ruck.
    »Gehen Sie an Ihren Funk«, sagte er dem Besitzer der Hatteras. »Lassen Sie Ihr Ruder mittschiffs, bis ich was anderes sage. Okay?«
    »Kapiert.«
    »Hoffentlich«, flüsterte Kelly, während er die Motorhebel gerade so weit drückte, bis das Schlepptau sich spannte. »Was ist mit ihm passiert?« fragte Pam.
    »Die Leute vergessen immer, daß unter dem Wasser Grund ist. Wenn du hart genug dranstößt, bricht eben was.« Er hielt kurz inne. »Du

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