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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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solltest vielleicht ein bißchen mehr anziehen.«
    Pam kicherte und ging nach unten. Kelly erhöhte behutsam die Fahrt auf vier Knoten, bevor er sich nach Süden drehte. Es war nicht das erste Mal, daß er all dies durchexerzierte, und deshalb grummelte er vor sich hin, wenn er es nun auch nur noch einmal machen müßte, würde er sich einen extra Briefkopf für die Rechnungen drucken lassen.
    Kelly brachte mit Rücksicht auf das Boot im Schlepptau die Springer sehr langsam längsseits des Kais. Er hastete von der Brücke, um seine Fender zu plazieren, sprang dann an Land, um erst sein Boot anzudocken, bevor er auf die Hatteras zuging. Der Besitzer hielt seine Vertäuungsleinen schon bereit und warf sie Kelly auf dem Kai zu, während er seine Fender anbrachte. Das Boot die paar Meter heranzuziehen, war eine gute Gelegenheit für Kelly, Pam seine Muskeln zu zeigen. Es dauerte nur fünf Minuten, bis die Hatteras hübsch vertäut war, dann machte Kelly mit der Springer das gleiche.
    »Gehört das hier Ihnen?«
    »Aber gewiß doch«, erwiderte Kelly. »Willkommen auf meiner Sandbank.«
    »Sam Rosen«, sagte der Mann, während er Kelly die Hand hinstreckte. Er hatte sich ein Hemd angezogen, und obwohl er einen kräftigen Händedruck hatte, bemerkte Kelly, daß seine Hände sehr zart waren, geradezu zierlich.
    »John Kelly.«
    »Meine Frau Sarah.«
    Kelly lachte. »Sie müssen die Navigatorin sein.«
    Sarah war klein, übergewichtig, und der Ausdruck ihrer braunen Augen schwankte zwischen Belustigung und Verlegenheit »Irgend jemand muß Ihnen ja danke sagen für Ihre Hilfe«, bemerkte sie mit New Yorker Akzent.
    »Reine Seemannspflicht, Madam. Was ist schiefgelaufen?«
    »Die Karte zeigt zwei Meter an, wo wir aufgelaufen sind. Das Boot hat aber nur einen Meter fünfzig! Und Ebbe war vor fünf Stunden!« schnaubte die Dame. Sie war nicht böse auf Kelly, aber er war das nächstgelegene Ziel, und ihrem Mann hatte sie schon die Meinung gesagt.
    »Eine Sandbank, hat sich durch die Stürme im letzten Winter aufgebaut, aber meine Karte zeigt weniger an. Außerdem ist es weicher Grund.«
    In diesem Moment gesellte sich Pam zu ihnen. Sie trug Kleider, die fast schon respektabel zu nennen waren. Kelly fiel ein, daß er ihren Nachnamen nicht kannte.
    »Hi, ich bin Pam.«
    »Wollen Sie sich nicht ein bißchen auffrischen? Wir haben den ganzen Tag, um uns um das Problem zu kümmern.« Dem stimmten alle zu, und Kelly führte sie zu seinem Heim.
    »Was zum Teufel ist das denn?« fragte Sam Rosen. »Das« war einer der Bunker, die 1943 gebaut worden waren, 700 Quadratmeter, mit einem ein Meter dicken Dach. Das gesamte Gebäude bestand aus armiertem Beton und war fast so massiv, wie es aussah. Ein zweiter, kleinerer Bunker befand sich dicht daneben.
    »Das hier gehörte früher der Navy«, erklärte Kelly, »aber ich hab's jetzt gepachtet.«
    »Die haben ein schönes Dock für Sie gebaut«, bemerkte Rosen.
    »Gar nicht so übel«, stimmte Kelly zu. »Darf ich fragen, was Sie von Beruf sind?«
    »Chirurg«, erwiderte Rosen.
    »Ach, ja?« Deshalb die zarten Hände.
    »Professor für Chirurgie«, verbesserte Sarah. »Aber ein Boot steuern kann er ums Verrecken nicht!«
    »Die gottverdammten Karten waren alt!« grollte der Professor, als Kelly sie auf die Insel führte. »Hast du das nicht gehört?«
    »Hören Sie, das ist jetzt Vergangenheit. Besprechen wir das doch in aller Ruhe bei einem Bier und was zu essen.« Kelly war selbst überrascht, als er diese Worte aussprach. In dem Augenblick vernahm er ein scharfes Peng von irgendwoher aus dem Süden. Es war erstaunlich, wie weit der Schall über das Wasser hergetragen wurde.
    »Was war das?« Sam Rosen hatte auch scharfe Ohren.
    »Wahrscheinlich irgendein Bursche, der mit einer 22er eine Bisamratte erledigt hat«, vermutete Kelly. »Es ist ansonsten eine ruhige Gegend. Nur im Herbst kann es in der Morgendämmerung etwas laut werden - Enten und Gänse.«
    »Ich sehe hier Schießvorrichtungen. Jagen Sie?«
    »Nicht mehr«, erwiderte Kelly.
    Rosens Blick zeigte, daß er verstanden hatte, und Kelly beschloß, sein Urteil über den Professor ein zweites Mal zu revidieren.
    »Wie lange?«
    »Lange genug. Woher wissen Sie?«
    »Gleich nach meiner Assistenzzeit bin ich nach Iwo und Okinawa gekommen. Lazarettschiff.«
    »Aha. Kleine Kamikazeeinlage, was?«
    Rosen nickte. »Ja, war ein Mordsspaß. Worauf waren Sie?«
    »Gewöhnlich auf dem Bauch«, antwortete Kelly grinsend.
    »UDT? Sie sehen wie ein

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