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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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uns entfernt ansehe, was machen da ein paar mehr schon aus?«
    »Wie lange haben Sie das Boot schon?« fragte Kelly beim zweiten Bier. Das Essen war bescheiden, kalter Braten mit Brot und dazu Flaschenbier.
    »Wir haben es letzten Oktober gekauft, aber wir fahren erst zwei Monate damit«, gab der Arzt zu. »Aber ich habe einen Crashkurs belegt und in meiner Klasse am besten abgeschnitten.« Kelly dachte sich, daß Rosen wohl zu der Sorte von Leuten gehörte, die fast überall als Bester abschnitten.
    »Sie können ganz hübsch mit den Leinen umgehen«, bemerkte er, hauptsächlich, um den Mann aufzumuntern.
    »Chirurgen können auch recht gut mit Knoten umgehen.«
    »Sind Sie auch Medizinerin, Madam?« wollte Kelly von Sarah wissen.
    »Pharmakologin. Ich lehre auch an der Hopkins-Universität.«
    »Wie lange leben Sie und Ihre Frau schon hier?« fragte Sam, was zu einer etwas peinlichen Gesprächspause führte.
    »Oh, wir haben uns gerade kennengelernt«, verkündete Pam geradeheraus. Kelly war freilich am peinlichsten berührt. Die beiden Mediziner nahmen die Aussage ganz ungerührt hin, aber Kelly befürchtete, daß sie ihn für einen Mann halten könnten, der junge Mädchen verführte. Dieser Gedanke schien in seinem Schädel immer im Kreis zu rasen, bis er merkte, daß niemand sonst sich weiter dabei aufzuhalten schien.
    »Schauen wir uns mal die Schraube an.« Kelly stand auf. »Kommen Sie.«
    Rosen folgte ihm nach draußen, wo es schon langsam heiß wurde. Es war das beste, die Angelegenheit schnell zu erledigen. Im zweiten Bunker auf der Insel war Kellys Werkstatt untergebracht. Er suchte sich einige Schraubenschlüssel zusammen und schob einen tragbaren Kompressor auf die Tür zu.
    Zwei Minuten später hatte Kelly ihn auch schon neben die Hatteras des Arztes geschafft, und schnallte sich den Bleigürtel um die Hüfte.
    »Muß ich irgendwas tun?« fragte Rosen.
    Kelly schüttelte den Kopf und zog dann sein Hemd aus. »Eigentlich nicht. Wenn der Kompressor den Geist aufgibt, merke ich das schnell genug, und ich werde ja nur in etwa zwei Meter Tiefe sein.«
    »Das habe ich noch nie gemacht.« Rosen sah mit Medizinerblick auf Kellys Oberkörper, wo er drei verschiedene Narben entdeckte, die ein wirklich guter Chirurg mit einigem Geschick hatte verschwinden lassen können. Dann erinnerte er sich, daß ein Feldarzt nicht immer die Zeit für kosmetische Chirurgie hatte.
    »Ich schon, da und dort«, sagte ihm Kelly auf dem Weg zur Leiter.
    »Das glaube ich«, sagte Rosen für den anderen unhörbar.
    Vier Minuten später (nach Rosens Uhr), kletterte Kelly schon wieder die Leiter hoch.
    »Problem gefunden.« Er stellte die Überreste beider Propeller auf das Betondock,
    »Mein Gott! Auf was sind wir gestoßen?«
    Kelly setzte sich kurz hin, um die Gewichte abzuschnallen. Er mußte sich zusammenreißen, um nicht zu lachen. »Wasser, Doc, bloß Wasser.«
    »Was?«
    »Haben Sie das Boot vor dem Kauf untersuchen lassen?«
    »Sicher, das hat die Versicherung verlangt. Ich habe den besten Kerl geholt, den es hier gibt Er hat hundert Piepen verlangt.«
    »Ach ja? Welche Mängel hat er denn angezeigt?« Kelly stand wieder auf und schaltete den Kompressor ab.
    »Praktisch keine. Er hat gesagt, es wäre etwas mit dem Tank nicht in Ordnung, und ich habe ihn prüfen lassen, aber er war in Ordnung. Ich schätze, bei dem Geld hat er was angeben müssen, stimmt's?«
    »Tank?«
    »Das hat er mir am Telefon gesagt. Ich habe den schriftlichen Bericht irgendwo, aber die Information hat er mir durchtelefoniert.«
    »Zink«, sagte Kelly lachend. »Nicht Tank.«
    »Was?« Rosen ärgerte sich, daß er den Witz nicht mitbekam.
    »Was Ihre Propeller zerstört hat, war Elektrolyse. Galvanische Reaktion. Das kommt daher, daß im Salzwasser mehr als eine Art von Metallen vorkommt; das korrodiert das Metall. Die Sandbank hat sie nur weggeschnippt. Sie waren schon kaputt. Hat man Ihnen bei Ihrem Kursus denn nichts darüber beigebracht?«
    »Na ja, schon, aber... «
    »Aber - da haben Sie gerade was gelernt, Doktor Rosen.« Kelly hielt die Überreste der Schrauben hoch. Das Metall hatte die bröselige Konsistenz eines Kekses. »Das ist einmal Bronze gewesen.«
    »Verdammt!« Der Chirurg nahm die Teile in die Hand und klaubte ein waffelartiges Bruchstück ab.
    »Der Prüfer hat gemeint. Sie sollten die Zinkanoden an der Verstrebung austauschen. Die dienen dazu, die galvanische Energie zu absorbieren. Sie müssen alle paar Jahre ersetzt werden, und das

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