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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich gegen das Schott des Ruderhauses, trank seinen Kaffee und spielte mit dem Mikrofon.
    »Wissen Sie, Springer , einen solchen Quatsch lasse ich mir nicht von jedermann bieten. Over.«
    »Ein guter Seebär hat Respekt vor dem besseren. Küstenwache. He, stimmt es, daß Ihre Boote auf der Unterseite Räder haben? Over.«
    »Oioioi!« bemerkte ein junger Auszubildender.
    »Negativ, Springer . Wir nehmen die Räder nach dem Training ab, sobald die Kotzbrocken von der Navy die Werft verlassen haben. Wir wollen doch vermeiden, daß solche Zimperliesen wie Sie bei dem Anblick seekrank werden. Over!«
    Kelly lachte leise und änderte seinen Kurs, um einem kleinen Kutter auszuweichen. »Gut zu wissen, daß unsere Wasserwege in fähigen Händen sind, Küstenwache. Besonders, wo uns das Wochenende ins Haus steht.«
    »Passen Sie auf, Springer , oder ich komme an Bord zu einer Sicherheitsinspektion!«
    »Damit meine Steuergelder sinnvoll ausgegeben werden?«
    »Wir wollen sie doch nicht verschwenden.«
    »Nun gut, Küstenwache, ich wollte ja auch nur dafür sorgen, daß Sie alle wach bleiben.«
    »Roger, und vielen Dank, Sir. Wir dösen nur ein bißchen. Gut zu wissen, daß es hier draußen ein paar echte Profis wie Sie gibt, die uns auf die Zehen steigen.«
    »Guten Wind in den Segeln, Portagee.«
    »Ihnen auch, Kelly. Ende.« Aus dem Funkgerät drang wieder das übliche statische Rauschen.
    Damit wäre dieses Problem auch erledigt, dachte Kelly. Er hätte es nicht gebrauchen können, wenn Oreza für ein Schwätzchen längsseits gekommen wäre. Nicht heute. Kelly stellte das Funkgerät ab und ging nach unten. Der Östliche Horizont hatte mittlerweile eine orangerosa Färbung angenommen. In etwa zehn Minuten würde sich die Sonne zeigen.
    »Was sollte das Ganze?« fragte Billy.
    Kelly goß sich eine weitere Tasse Kaffee ein und überprüfte den Autopiloten. Ihm war heiß geworden, und er zog sein Hemd aus. Die Narben auf seinem Rücken, die von der Schrotladung herrührten, hätten sich kaum deutlicher abzeichnen können, selbst im Zwielicht der Morgendämmerung, Billys außergewöhnlich langes Schweigen wurde nur von einem lauten Einziehen der Luft durchbrochen.
    »Sie sind... «
    Diesmal drehte Kelly sich um und blickte auf den nackten Mann in Ketten. »Ganz richtig.«
    »Aber ich habe Sie doch umgebracht!« stammelte Billy. Er war über den letzten Stand der Dinge nicht informiert. Henry hatte es nicht für nötig befunden, ihn einzuweihen, da es ihm für seine Organisation unwichtig erschien.
    »Glaubst du?« fragte Kelly, der schon wieder nach vorn blickte. Einer der Dieselmotoren hatte sich im Verhältnis zum anderen ein wenig warmgelaufen, und Kelly machte sich eine Notiz, daß er das Kühlsystem überprüfen mußte, wenn er das andere hier erledigt hatte. Ansonsten funktionierte das Boot so einwandfrei wie immer, schlug sanft gegen die unsichtbare Dünung, und zog mit konstanten zwanzig Knoten voran, den Bug im idealen Winkel von etwa fünfzehn Grad aufgerichtet. Er streckte sich erneut, dehnte die Muskeln und zeigte Billy die Narben und das, was darunter lag.
    »Darum geht es also... Bevor sie krepiert ist, hat sie uns alles von Ihnen erzählt.«
    Kelly ließ den Blick über die Instrumententafel gleiten. Dann prüfte er die Karte. Sie näherten sich jetzt der Bay Bridge. Demnächst mußte er auf die östliche Seite der Fahrrinne übersetzen. Mittlerweile sah er mindestens einmal in der Minute auf die Bootsuhr.
    »Pam war 'ne heiße Nummer. Bis ganz zum Schluß«, sagte Billy. Er forderte Kelly heraus, füllte das Schweigen mit seinen Bosheiten und schöpfte daraus offensichtlich einen gewissen Mut. »Allerdings nicht besonders helle. Ganz und gar nicht.«
    Direkt hinter der Bay Bridge setzte Kelly den Autopiloten außer Betrieb und wandte das Steuerruder um zehn Grad auf den Hafen zu. Bis jetzt herrschte noch nicht der übliche Morgenverkehr, aber trotzdem blickte er sich sorgfältig um, bevor er das Manöver einleitete. Einige bewegliche Lichter am Horizont wiesen auf ein Handelsschiff, das sich aus etwa zwölf Kilometer Entfernung dem Hafen näherte. Kelly hätte den Radar anschalten können, um sicherzugehen, doch bei dieser Wetterlage wäre das reine Energieverschwendung gewesen.
    »Hat sie Ihnen erzählt, woher sie ihre Narben hatte?« höhnte Billy. Er konnte nicht sehen, daß sich Kellys Hände fester um das Steuerrad klammerten.
    Die Male auf den Brüsten scheinen von einer gewöhnlichen Zange herzurühren,

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