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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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kann.«
    Piaggi schüttelte den Kopf. »Ich glaub's nicht. Eddie kommt bisher doch finanziell gut weg. Das weiß er.«
    »Wer dann?« fragte Tucker. »Wer sonst weiß noch genug? Wer sonst würde einen Haufen Morde begehen, um einen solchen Schritt zu tarnen? Wer sonst würde es so profimäßig aussehen lassen?«
    Eddie ist nicht clever genug. Piaggi wußte das oder dachte es zumindest
    »Henry, wenn wir Eddie ausschalten, würde das größere Probleme ergeben.« Er verstummte. »Aber ich hör mich um.«
    »Ich danke dir«, sagte Tucker. Er stand auf und ließ Tony mit seinem Wein allein.
    Piaggi blieb am Tisch sitzen. Warum mußten die Dinge immer so kompliziert sein? War Henry aufrichtig? Wahrscheinlich, dachte er. Er war Henrys einzige Verbindung zur »Familie«, und wenn er die Leitung kappte, war das für alle Beteiligten sehr schlecht. Tucker konnte es sehr weit bringen, aber er würde nie richtig dazugehören. Andererseits war er clever und lieferte gut. Die »Familie« hatte viele solche Leute, die quasi zwischen Tür und Angel standen, assoziierte Mitglieder oder was auch immer, deren Wert und Status ihrer Nützlichkeit entsprachen. Viele von ihnen übten tatsächlich mehr Macht aus als einige »Familienmitglieder«, aber es bestand immer noch ein Unterschied. Bei einer wirklichen Auseinandersetzung galt die Stimme eines »Familienmitgliedes« viel - in den meisten Fällen war sie die einzig maßgebliche.
    Das könnte die Sache erklären. War Eddie auf Henrys Rang eifersüchtig? Sehnte er sich so danach, ein wirkliches Mitglied zu werden, daß er dafür bereitwillig die Vorteile der gegenseitigen Geschäftsbeziehungen aus der Hand geben würde? Das ergab keinen Sinn, sagte sich Piaggi. Aber was ergab dann einen?
    » Springer ahoi!« rief eine Stimme. Der Marine-Corporal war überrascht, als die Kabinentür sofort aufging. Er hatte schon erwartet, diesen... Zivilisten... aus seinem kuscheligen Bett schmeißen zu müssen. Statt dessen sah er einen Mann in Kampfstiefeln und Tarnanzug herauskommen. Es war keine Marineausstattung, genügte aber, um zu zeigen, daß der Mann es ernst meinte. Er konnte sehen, wo einige Aufnäher entfernt worden, wo ein Name und noch etwas anderes verschwunden waren, und das ließ Mr. Clark gewissermaßen noch ernsthafter wirken.
    »Hier entlang, Sir.« Der Corporal winkte. Kelly folgte wortlos.
    ›Sir‹ hieß noch gar nichts. Im Zweifeisfall würde ein Marinesoldat noch einen Laternenpfahl mit ›Sir‹ anreden. Er folgte dem jungen Soldaten zu einem Wagen, dann fuhren sie ab, überquerten die Bahngleise und fuhren den Berg hinauf, während Kelly sich nach ein paar Stunden mehr Schlaf sehnte.
    »Sind Sie der Fahrer des Generals?«
    »Jawohl, Sir.« Das war schon die ganze Unterhaltung.
    Etwa fünfundzwanzig Männer standen im Morgennebel, streckten sich und plauderten miteinander, während der Unteroffizier die in Reih und Glied angetretene Truppe abschritt, dabei nach verschlafenen Augen oder müden Mienen Ausschau haltend. Die Köpfe wandten sich um, als der Wagen des Generals anhielt und ein Mann ausstieg. Sie sahen, daß er die falschen Klamotten trug, und fragten sich, wer zum Teufel das nun wieder war, besonders, da er überhaupt keine Rangabzeichen hatte. Er ging direkt auf den ersten Unteroffizier zu.
    »Sind Sie Artillerist Irvin?« fragte Kelly.
    Gunnery Sergeant Paul Irvin nickte höflich, während er den Besucher musterte. »Korrekt, Sir. Sind Sie Mr. Clark?«
    Kelly nickte. »Na ja, der versuche ich zu dieser frühen Stunde zumindest zu sein.«
    Die beiden Männer wechselten einen abschätzenden Blick. Paul Irvin war dunkel und hatte eine ernste Miene. Er war nicht so offen einschüchternd, wie Kelly es erwartet hatte. Aber er hatte die Augen eines sorgfältigen, bedächtigen Mannes, wie man es von einem Mann seines Alters und mit seiner Erfahrung erwarten konnte.
    »Wie steht es mit Ihrer Kondition?« wollte Irvin wissen.
    »Da gibt es nur einen Weg, das herauszufinden«, antwortete ›Clark‹,
    Irvin lächelte übers ganze Gesicht. »Gut. Ich überlasse Ihnen die Führung beim Dauerlauf, Sir. Unser Captain ist woanders und macht seine Gymnastik.«
    O Scheiße!
    »Jetzt wollen wir uns mal auflockern.« Irvin ging wieder zur Formation und ließ sie strammstehen. Kelly reihte sich rechts ins zweite Glied ein.
    »Guten Morgen, Marines!«
    »Guten Morgen, Sir!« bellten sie zurück.
    Die Liegestütze machten nicht gerade Spaß, aber Kelly mußte sich nicht groß in

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