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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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anzusehen. Er hatte ihn nackt zurückgelassen. Keine Identifizierung. Billy hatte keine besonderen Kennzeichen, die ihm nicht erst Kelly zugefügt hatte. Er hatte mehr als einmal beteuert, daß ihm noch nie Fingerabdrücke abgenommen worden waren. Wenn das stimmte, dann konnte die Polizei ihn nicht so leicht identifizieren, wahrscheinlich überhaupt nicht. Und in seinem Zustand konnte er nicht mehr lange am Leben bleiben. Das Gehirn war stärker angegriffen, als Kelly beabsichtigt hatte, und das ließ darauf schließen, daß andere innere Organe genauso schwer in Mitleidenschaft gezogen waren. Kelly hatte schließlich doch ein wenig Mitleid gezeigt. Den Krähen würde keine Zeit bleiben, an ihm herumzupicken. Nur den Ärzten. Kurze Zeit später fuhr die Springer wieder den Potomac hinauf.
    Nach zwei Stunden sah Kelly die Anlegestelle der Marinebasis Quantico. In seiner Müdigkeit steuerte er sie sehr vorsichtig an und suchte sich einen Gästeplatz am Ende einer Pier.
    »Wer sind Sie denn?« fragte eine Stimme aus dem Dunkeln.
    »Ich bin Clark«, erwiderte Kelly. »Sie sollten mich eigentlich erwarten.«
    »Ach ja. Schönes Boot«, sagte der Mann und ging zu dem kleinen Dockhaus hinüber. Nach wenigen Minuten kam ein Auto den Hügel von den Offiziersquartieren herunter.
    »Sie sind früh dran«, meinte Marty Young.
    »Von mir aus können wir gleich anfangen, Sir. Möchten Sie an Bord?«
    »Danke, Mr. Clark.« Er schaute sich die Kajüte an. »Wie sind Sie an das Prachtstück gekommen. Ich plage mich immer noch mit einer kleinen Jolle herum.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen wirklich sagen sollte, Sir«, erwiderte Kelly. »Tut mir leid.« General Young nahm das gelassen hin.
    »Dutch sagt, Sie werden an der Operation teilnehmen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie das hinkriegen?« Young bemerkte die Tätowierung auf Kellys Unterarm und fragte sich, was sie wohl bedeutete.
    »Ich habe über ein Jahr bei PHOENIX mitgearbeitet Sir. Was für Leute haben sich gemeldet?«
    »Sie kommen alle von der Aufklärungstruppe. Wir bilden sie ziemlich hart aus.«
    »Und rütteln sie gegen halb sechs aus dem Schlaf?« erkundigte sich Kelly.
    »Genau. Jemand wird Sie abholen.« Young lächelte. »Wir brauchen Sie auch hübsch in Form.«
    Kelly lächelte bloß. »Ist nur recht und billig, General.«
    »Also, was ist nun so verdammt wichtig?« fragte Piaggi, der verstimmt war, am Wochenende abends so überfallartig behelligt zu werden.
    »Ich glaube, da will mir jemand an den Kragen. Und ich möchte wissen, wer.«
    »Oh?« Das gab dem Zusammentreffen natürlich Bedeutung, dachte Tony, wenn auch der Zeitpunkt schlecht gewählt war. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    »Jemand legt auf der West Side einen Dealer nach dem anderen um«, sagte Tucker.
    »Ich lese die Zeitung«, versicherte ihm Piaggi. Er schenkte seinem Gast Wein ein. In Augenblicken wie diesen war es wichtig, den Anschein der Normalität aufrechtzuerhalten. Tucker würde nie zur Familie gehören, mit der Piaggi verbunden war, aber dennoch war er ein wertvoller Komplize. »Was ist daran so wichtig, Henry?«
    »Derselbe Kerl hat zwei meiner Leute umgelegt. Rick und Billy.«
    »Dieselben, die... «
    »Genau. Eines meiner Mädchen fehlt auch.« Er hob das Glas und trank, während er Piaggi in die Augen sah.
    »Raubüberfall?«
    »Billy hatte etwa siebzigtausend bei sich, in bar. Die Bullen haben es gefunden, unberührt.« Tucker ergänzte noch ein paar Details. »Die Polizei sagt, es schaut irgendwie echt profimäßig aus.«
    »Hast du andere Feinde auf der Straße?« wollte Tony wissen. Es war keine schrecklich intelligente Frage - jeder in dem Geschäft hatte Feinde -, aber es kam eben auf das Geschick an.
    »Ich hab dafür gesorgt, daß die Cops alle meine Hauptkonkurrenten kennen.«
    Piaggi nickte. Das gehörte zum normalen Geschäftsgebaren, wenn es auch etwas riskant war. Er tat es mit einem Schulterzucken ab. Henry konnte ein echter Cowboy sein, Tony und seine Kollegen gelegentlich in Bedrängnis bringen. Henry war aber auch sehr vorsichtig, wenn es darauf ankam, und der Mann schien es zu verstehen, diese beiden Züge gut zu vereinbaren.
    »Irgendein bestimmter, der mit dir abrechnen will?«
    »Von denen würde keiner soviel Geld liegen lassen.«
    »Stimmt auch wieder«, gab Piaggi zu. »Nur zu deiner Information, Henry. Ich selbst lasse soviel Scheine auch nicht liegen.«
    Ach, wirklich? fragte sich Tucker, nach außen hin ungerührt. »Tony, entweder

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