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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ist der Kerl durchgedreht, oder er versucht, mir etwas mitzuteilen. Er hat schon sieben oder acht Leute umgebracht, der ist echt clever. Rick hat er mit einem Messer umgelegt. Ich glaube nicht, daß er durchgedreht ist, verstehst du?« Das Komische daran war, daß beide Männer vom anderen dachten, der würde bestimmt ohne weiteres zum Messer greifen. Henry bildete sich ein, Messer wären die Waffe der Italiener. Piaggi hielt sie für ein Markenzeichen der Schwarzen.
    »Soviel ich gehört hab, legt jemand die Dealer mit einer Pistole um - einer kleinen.«
    »Das eine Mal war es eine Schrotflinte, voll in den Bauch. Die Cops filzen die Penner, gehen recht gründlich vor.«
    »Davon hab ich nichts gehört«, gab Piaggi zu. Dieser Mann hatte großartige Informationsquellen, aber schließlich lebte er auch näher bei dem betreffenden Stadtteil, da war es durchaus zu erwarten, daß sein Spitzelnetz rascher arbeitete als Piaggis.
    »Klingt ganz nach einem Profi«, schloß Tucker. »Ein wirklich guter, weißt du?«
    Piaggi nickte verständnisvoll, während sein Denken sich in einer Zwickmühle befand. Die Existenz äußerst geschickter Mafia-Killer war größtenteils eine von Film und Fernsehen genährte Legende. Der durchschnittliche Mord im organisierten Verbrechen war keine fachgerechte Tat, eher etwas, das ein Mann ausführte, der hauptsächlich anderen, finanziell einträglicheren Geschäften nachging. Es gab keine spezielle Riege von Killern, die geduldig neben dem Telefon saßen, zuschlugen, dann in ihre Luxuswohnungen zurückkehrten und auf den nächsten Anruf warteten. Es gab zwar schon initiierte Mitglieder, die ungewöhnlich gut oder erfahren im Töten waren, aber das war nicht das gleiche. Man stand einfach irgendwann in dem Ruf einer Person, der ein Mord mehr oder weniger nichts ausmachte, und das hieß dann, die Beseitigung würde mit dem geringsten Aufwand und nicht mit höchster Kunstfertigkeit erledigt werden. Wirklich kaltblütige und gewissenlose Killer waren selten, selbst in den Reihen der Mafia, und stümperhafte Morde waren eher die Regel als die Ausnahme. Für Tony bedeutete profihaft somit etwas, das nur als Fiktion existierte, das Fernsehimage eines Edelmafioso. Aber wie zum Teufel sollte er das Tony verständlich machen?
    »Von meinen Leuten ist es keiner, Henry«, sagte er nach einigem Überlegen. Daß er überhaupt keine hatte, stand auf einem völlig anderen Blatt, sagte sich Piaggi, während er die Wirkung seiner Worte auf seinen Komplizen beobachtete. Henry hatte stets angenommen, Piaggi kenne sich mit Morden gut aus. Piaggi wußte aber, daß Tucker mit dieser Seite des Geschäfts schon mehr Erfahrungen gemacht hatte, als ihm je lieb gewesen wäre, aber auch das war wieder ein Punkt, den er erklären müßte, und es war jetzt eindeutig nicht der Zeitpunkt dafür. Einstweilen beobachtete er Tukkers Miene und versuchte, dessen Gedanken zu lesen, während er sein Glas Chianti austrank.
    Wie weiß ich, ob er die Wahrheit sagt? Es bedurfte keines besonderen Scharfsinns, um diesen Gedanken zu lesen.
    »Brauchst du Hilfe, Henry?« fragte Piaggi, um ein sehr ungemütliches Schweigen zu brechen.
    »Ich glaube nicht, daß du die Finger drin hast. Ich denke, dazu bist du zu schlau«, sagte Tucker, der nun sein Glas hob.
    »Freut mich zu hören.« Tony lächelte und schenkte ihnen beiden nach.
    »Was ist mit Eddie?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wird er je ein ›Mitglied‹ werden?« Tucker blickte zu Boden und schwenkte den Wein in seinem Glas. Das mußte er Tony lassen; er schuf immer die richtige Atmosphäre für eine geschäftliche Unterredung. Das war einer der Gründe, warum sie aufeinander zugegangen waren. Tony war still, überlegt, stets höflich, selbst bei einer heiklen Frage.
    »Du triffst da einen empfindlichen Punkt, Henry, und ich sollte das wirklich nicht mit dir bereden. Du wirst nie Mitglied werden können. Das weißt du.«
    »Keine Chancengleichheit in der »Familie«, was? Aber das geht in Ordnung. Ich weiß, daß ich da nie wirklich reinpassen würde. Gerade so, daß wir Geschäfte zusammen machen können, Anthony.« Tucker setzte ein Grinsen auf, löste damit etwas die Spannung und machte es, wie er hoffte, Tony etwas leichter, seine Frage zu beantworten. Sein Wunsch wurde erfüllt.
    »Nein«, sagte Piaggi nach kurzem Überlegen. »Niemand denkt, daß Eddie die Voraussetzungen dafür mitbringt.«
    »Vielleicht schaut er sich nach was um, womit er das Gegenteil beweisen

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