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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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alles lief wie geschmiert?
    Wem war er sonst in die Quere gekommen? Nun, da gab es die Leute in New York, aber mit denen war er nicht einmal direkt in Verbindung getreten. Er hatte sich natürlich in ihren Markt gedrängt einen Versorgungsengpaß ausgenützt um sich einen Einstieg zu sichern. Könnten sie vielleicht darüber verstimmt sein?
    Was war mit den Leuten in Philadelphia? Sie hatten als Vermittler zwischen ihm und New York füngiert, und womöglich waren sie gierig. Vielleicht hatten sie sich an Billy herangemacht.
    Vielleicht hatte auch Eddie einen Schachzug gemacht und gleichzeitig Tony und Henry betrogen.
    Vielleicht vielleicht, vielleicht. Ein bißchen viel von der Sorte. Was auch im Gange war, noch hatte Henry die Hand auf der Zulieferungsroute. Präziser gesagt, er mußte den Dingen ins Auge sehen und sein Territorium und seine Verbindungen verteidigen. Es fing gerade erst an, so richtig lukrativ zu werden. Jahrelange Bemühungen waren erforderlich gewesen, um ihn dorthin zu bringen, wo er jetzt war, sagte sich Henry, der rechts zu seiner Wohnung abbog. Ein Neuanfang wäre mit Gefahren verbunden, die er nicht so leicht ein zweites Mal bewältigen konnte. Eine neue Stadt, dort ein neues Netzwerk aufziehen. Aber bald würde sich die Lage in Vietnam beruhigen. Die Zahl der Gefallenen, von denen er abhängig war, ging zurück. Ein Problem zu diesem Zeitpunkt, und alles ginge den Bach hinunter. Wenn er sein Unternehmen aufrechterhalten konnte, würde er im schlechtesten Fall über zehn Millionen Dollar einsacken - eher zwanzig, wenn er die Karten richtig ausspielte - und könnte ein für allemal aus dem Geschäft aussteigen. Das war eine durchaus verlockende Möglichkeit. Zwei Jahre mit hohen Schmiergeldzahlungen, um es so weit zu bringen. Wahrscheinlich konnte er nicht noch einmal ganz von vorn anfangen. Er mußte sich auf die Hinterbeine stellen und kämpfen.
    Stell dich zum Kampf, Junge. Ein Plan zeichnete sich ab. Er hatte die Parole ausgegeben, daß er Billy wollte, und zwar lebend. Er würde mit Tony sprechen und ihm auf den Zahn fühlen, ob Eddie eventuell krumme Sachen machte oder mit Rivalen aus dem Norden in Verbindung stand. Das war seine erste Anlaufstelle für Informationen. Dann erst konnte er weitere Schritte unternehmen.
    Das könnte die richtige Stelle sein, sagte sich Kelly. Die Springer glitt nur langsam - und lautlos - voran. Kelly mußte eine Stelle finden, wo zwar Leute wohnten, aber niemand weiter darauf achtete, was so vor sich ging. Absolut nichts Ungewöhnliches an dieser Einsatzbedingung, fiel ihm mit einem Lächeln ein. Einfach in eine Flußbiegung vorstoßen - und da war ja auch schon eine. Er überprüfte sorgfältig den Uferstreifen. Sah wie eine Schule aus, wahrscheinlich ein Internat, und die Gebäude waren nicht erleuchtet. Dahinter lag eine Stadt, klein und verschlafen. Auch dort gab es nur wenige Lichter, alle paar Minuten ein Auto, das aber stets auf der Hauptstraße blieb, und von dort konnte ihn garantiert niemand sehen. Er umrundete mit dem Boot noch eine Biegung - hier war es sogar noch besser; eine Farm, dem Anschein nach mit Tabakanbau, ein altes, stattliches Gebäude in etwa sechshundert Metern Entfernung, die Eigentümer hielten sich drinnen auf und genossen ihre Klimaanlage, der Schein der Lampen und des Fernsehapparats verhinderte, daß sie hinausblicken konnten. Hier würde er es riskieren.
    Kelly stellte den Leerlauf ein und ging nach vorn, um seinen Treibanker zu setzen. Er ging behend und leise vor, ließ das Schlauchboot ins Wasser und zog es nach achtern. Es war gar nicht so schwer, Billy über die Reling zu hieven, dafür erwies es sich als unmöglich, den Körper ins Schlauchboot zu legen. Kelly eilte in die hintere Kabine und kam mit einer Schwimmweste wieder, die er Billy umlegte, bevor er ihn ins Wasser stieß. So ging es leichter. Er band die Weste ans Heck. Dann ruderte er so schnell er konnte ans Ufer. Nach nur drei oder vier Minuten stieß der Bug des Schlauchboots auf die schlammige Böschung. Kelly sah, daß es eine Schule war. Möglicherweise wurden dort Sommerkurse abgehalten, und mit ziemlicher Sicherheit gab es eine Putzkolonne, die am Morgen aufkreuzen würde. Er stieg aus dem Schlauchboot und zerrte Billy ans Ufer, bevor er ihm die Schwimmweste wieder abnahm.
    »Du bleibst jetzt hier.«
    »... bleibst... «
    »Genau.« 
    Kelly schob das Schlauchboot wieder in den Fluß. Beim Zurückrudern war er durch seine Sitzposition gezwungen, Billy

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