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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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vernünftig bleiben. Das imponiert Tony. Als wenn er in Harvard gewesen wäre oder so. Wie einer von diesen verdammten Anwälten. Dann knöpfen wir uns Henry vor und reißen uns sein Unternehmen unter den Nagel Schließlich ging es ums Geschäft. Henrys Leute würden mitspielen. Sie waren ja schließlich nicht dabei, weil sie ihn gern hatten. Bei ihnen zählte nur das Geld, wie bei allen. Dann könnten er und Tony das Unternehmen weiterführen, und dann endlich würde Eddie Morello ein vollwertiges Mitglied werden.
    Ja. Jetzt hatte er alles beisammen. Morello sah auf die Uhr. Pünktlich bog er auf den halbleeren Parkplatz eines Restaurants ein. Es war ein altmodisches Restaurant, eingerichtet in einem ausrangierten Eisenbahnwagen - die PennsylvaniaEisenbahnlinie war ganz in der Nähe. Ihm fiel sein erstes Essen außer Haus mit seinem Vater ein. Das war auch an so einem Ort gewesen, wo er den vorbeifahrenden Zügen hatte nachschauen können. Bei der Erinnerung mußte er lächeln, während er seine Zigarette ausrauchte und sie auf den Asphalt schnippte.
    Schließlich kam der andere Wagen. Es war ein blauer Oldsmobile, ganz wie er erwartet hatte. Die zwei Kerle stiegen aus. Der eine trug eine Aktentasche und ging auf ihn zu. Eddie kannte ihn nicht, sah aber, daß es sich um einen gutgekleideten, achtbaren Mann in einem feinen braunen Anzug handelte, wie ein Geschäftsmann eben aussehen sollte. Wie ein Anwalt. Morello lächelte vor sich hin und blickte möglichst unauffällig in dessen Richtung. Der zweite Mann sah sicherheitshalber vom Auto aus zu. Jaja, seriöse Leute. Und bald würden sie erfahren, daß Eddie Morello genauso seriös war, dachte er, die Hand im Schoß, zehn Zentimeter von seinem versteckten Revolver entfernt.
    »Hast du den Stoff?«
    »Hast du das Geld?« fragte Morello zurück.
    »Du hast einen Fehler gemacht, Eddie«, sagte der Mann ohne Vorwarnung, während er die Aktentasche öffnete. »Was soll das heißen?« fragte Morello, auf einmal hell wach, aber etwa zehn Sekunden und ein Leben zu spät.
    »Es heißt: Gott befohlen, Eddie«, fügte der andere leise hinzu.
    Sein Blick sagte alles. Morello griff hastig nach seiner Waffe, aber darauf hatte der andere Mann nur gewartet. »Polizei, keine Bewegung!« rief dieser, kurz bevor die erste Kugel durch die geöffnete Tasche krachte.
    Eddie konnte zwar noch seine Waffe ziehen und eine Kugel in den Wagenboden jagen, aber der Polizist stand nur einen Meter entfernt und konnte ihn unmöglich verfehlen. Der zweite Beamte lief bereits her, überrascht, daß Lieutenant
    Charon den Gangster nicht einfach nur festnahm. Vor seinen Augen flog die Aktentasche zu Boden, und der Kriminalbeamte streckte den Arm aus, drückte den Dienstrevolver fast auf die Brust des Mannes und feuerte ihm direkt ins Herz. Auf einmal war Morello alles so klar, doch nur für knapp zwei Sekunden. Henry hatte es geschafft. Er hatte für sich selbst gesorgt, das wär's. Und Morello wußte, daß sein einziger Lebenszweck der gewesen war, Henry und Tony zusammenzubringen. Viel war das eigentlich nicht, jetzt jedenfalls nicht.
    »Verstärkung!« schrie Charon über dem sterbenden Mann. Er schnappte sich Eddies Revolver. Innerhalb einer Minute trafen mit quietschenden Reifen zwei Wagen der Staatspolizei auf dem Parkplatz ein.
    »So ein verdammter Idiot«, sagte Charon fünf Minuten später seinem Kollegen, am ganzen Körper zitternd, wie es bei Männern üblich ist, die gerade jemanden getötet haben.
    »Er hat direkt nach seiner Waffe gegriffen - als hätte ich ihn nicht schon in Schach gehalten.«
    »Ich hab alles gesehen«, erklärte der jüngere Beamte und glaubte auch noch, was er sagte.
    »Nun, genau was Sie vorausgesehen haben«, meinte der Sergeant der Staatspolizei. Er öffnete die Tasche, die am Boden des Cadillacs gestanden hatte. Sie war mit Beuteln voller Heroin gefüllt. »Fette Beute.«
    »Jaja«, knurrte Charon. »Bloß daß die trübe Tasse als Toter niemandem mehr etwas sagen kann.« Was exakt zutraf.
    Bemerkenswert, dachte er, während er den Drang niederkämpfte, über die Doppeldeutigkeit dieses Satzes zu lächeln.
    Er hatte gerade den perfekten Mord begangen, unter den Augen eines anderen Polizeibeamten. Nun war Henrys Organisation sicher.
    Gleich würde es soweit sein. Die Wache war abgelöst worden. Zum letztenmal. Der Regen fiel weiterhin beständig. Gut. Die Soldaten in den Türmen kauerten sich zusammen, um trocken zu bleiben. Der trübselige Tag

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