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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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verschmolz. Er ließ seinen Blick überallhin schweifen auf der Suche nach Gefahr, nach etwas Ungewöhnlichem, aber er konnte nichts entdecken. Es war verdammt schlammig. Der feuchte und rote Lehm dieser erbärmlichen Hügel war zu einem Teil seines Körpers geworden, eingedrungen in den Uniformstoff und in jede Pore.
    Sie hatten noch zehn Minuten bis zur Landezone. Das ferne Donnern von der Küste her war noch vereinzelt zu hören, aber weil es schon so lange andauerte, klang es nicht mehr so gefährlich. Inzwischen hörte es sich viel eher wie Donner an, und nur Kelly wußte, daß es die Geschütze eines Kriegsschiffs waren. Er setzte sich hin, ließ die Ellbogen auf den Knien ruhen und beobachtete mit dem Fernglas das ganze Lager. Immer noch keine Lichter. Immer noch keine Bewegung. Der Tod raste auf sie zu, und sie waren ahnungslos. Er konzentrierte sich so sehr auf die Augen, daß er das Gehör beinahe vernachlässigte.
    Es war auch schwer herauszuhören bei dem Regen. Ein fernes Rumpeln, dumpf und schwach, das aber nicht mehr verschwinden wollte. Es verstärkte sich sogar. Kelly setzte den Feldstecher ab, wandte sich mit offenem Mund um und versuchte, das Geräusch zu orten.
    Motoren.
    Lastwagenmotoren. Nun gut, in der Nähe ist ja eine Straße nein, die Hauptstraße liegt zu weit weg... in der anderen Richtung.
    Ein Versorgungslaster vielleicht, der Nahrung und Post bringt.
    Mehr als einer.
    Kelly stieg zur Spitze des Hügels hoch, lehnte sich an einen Baum und blickte dorthin, wo der Ausläufer einer Lehmstraße an die stieß, die am nördlichen Flußufer entlanglief. Da bewegte sich etwas. Er stellte den Feldstecher darauf ein.
    LKWs... zwei... drei... vier... oh, mein Gott...
    Sie hatten Licht an, das aus den zu Schlitzen verklebten Scheinwerfern drang. Das konnten nur Militärfahrzeuge sein. Der zweite Wagen beleuchtete den ersten ein wenig. Zu beiden Seiten der Ladefläche waren Leute aufgereiht.
    Soldaten. - Halt, Johnnyboy, keine Panik. Immer mit der Ruhe... vielleicht... Sie kamen um den Fuß des Schlangenbergs herum. Der Wächter in einem der Türme rief etwas. Der Ruf wurde weitergegeben. Im Offiziersquartier gingen Lichter an. Jemand trat heraus, wahrscheinlich der Major. Er war nicht angezogen und rief eine Frage.
    Der erste LKW machte am Tor halt. Ein Mann stieg aus und brüllte, es solle ihm einer aufmachen. Das andere Lastauto hielt dahinter. Soldaten stiegen ab. Kelly zählte... zehn... zwanzig... dreißig... noch mehr... doch die Zahl war nicht das entscheidende. Viel schlimmer war, was sie taten.
    Er mußte wegsehen. Was würde das Schicksal ihm noch alles entreißen? Warum nahm es ihm nicht einfach das Leben und ließ es dabei bewenden? Aber das Schicksal war gerade nicht an seinem Leben interessiert. Das war es nie. Kelly trug wie immer die Verantwortung für mehr als nur sein Leben. Er schaltete das Funkgerät ein.
    »SCHLANGE an GRILLE, over.«
    Nichts.
    »SCHLANGE an GRILLE, over.«
    »Was gibt's?« fragte Podulski.
    Maxwell nahm das Mikrofon. »SCHLANGE, hier ist GRILLE auf Empfang, was haben Sie zu melden, over?« »Abbrechen, abbrechen, abbrechen - bestätigen Sie«, war alles, was sie hörten.
    »Wiederholen Sie, SCHLANGE, wiederholen Sie.«
    »Brechen Sie die Mission ab«, sagte Kelly, schon zu laut für seine eigene Sicherheit. »Abbrechen, abbrechen, abbrechen. Sofort bestätigen.«
    Es dauerte ein paar Sekunden. »Wiederholen Ihren Befehl zum Abbruch. Empfang bestätigt. Mission abgebrochen. Bleiben Sie auf Empfang.«
    »Roger, bleibe auf Empfang.«
    »Was ist los?« fragte Major Vinh.
    »Wir haben erfahren, daß die Amerikaner möglicherweise Ihr Lager überfallen werden«, erwiderte der Hauptmann mit einem Blick auf seine Männer, Sie verteilten sich geschickt, die eine Hälfte drang in den Wald ein, die andere bezog Stellungen innerhalb der Lagerbefestigung. Sie begannen mit dem Graben, sobald sie ihre Plätze ausgesucht hatten. »Genosse Major, ich habe Befehl, die Verteidigung zu übernehmen, bis weitere Einheiten eintreffen. Sie sind aufgefordert, Ihren russischen Gast aus Sicherheitsgründen nach Hanoi zu bringen.«
    »Aber... «
    »Die Befehle kommen von General Giap persönlich, Genösse Major.«
    Das regelte die Angelegenheit umgehend. Vinh trat in seine Unterkunft zurück, um sich fertig anzukleiden. Sein Lagerfeldwebel ging den Fahrer wecken.
    Kelly konnte nur hilflos zusehen. Fünfundvierzig, vielleicht mehr. Da sie sich bewegten, konnte er sie nicht genau

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