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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nicht nach oben blikken, nach innen, nicht nach außen schauen. Die Wälder waren tropfnaß. Auf feuchtem Laub waren Schritte viel leiser als auf trockenem. Keine spröden Zweige, die knackten. Die feuchte Luft erstickte Geräusche, statt sie weiterzutragen. Es war mit einem Wort ideal.
    Kelly nutzte die Dunkelheit, um sich etwas zu bewegen, denn er war steif vom reglosen Herumliegen. Er setzte sich unter seinem Busch auf, wischte sich die Haut ein wenig trocken und aß noch etwas von seiner konzentrierten Nahrung. Er leerte eine ganze Feldflasche, dann streckte er Arme und Beine aus. Er konnte die Landezone sehen und hatte bereits seinen Weg dorthin festgelegt. Hoffentlich saß den Marines nicht der Finger zu locker am Abzug, wenn er auf sie zurannte. Um 21 Uhr gab er seinen letzten Funkspruch durch.
    Grünes Licht, schrieb der Funker auf seinen Block. Keine besonderen Vorkommnisse.
    »Das ist es. Das ist das letzte, was wir noch gebraucht haben.« Maxwell warf einen Blick in die Runde. Alle nickten.
    »Phase vier des Unternehmens BOXWOOD GREEN beginnt um zweiundzwanzig Uhr. Kapitän Franks, geben Sie der Newport News Bescheid.«
    »Aye aye, Sir.«
    Auf der Ogden zogen die Flugmannschaften ihre Feuerschutzanzüge über und gingen dann zu ihren Maschinen, um sie für den Flug vorzubereiten. Sie trafen auf Matrosen, die noch einmal alle Scheiben sauberwischten. In den Soldatenkabinen zogen die Marines ihre Uniformen an. Die Waffen waren sauber, die Magazine voll mit frischer, gerade erst aus luftdicht verschlossenen Behältern entnommener Munition. Die einzelnen Infanteristen setzten sich paarweise zusammen, um dem jeweils anderen Tarnbemalung zu verpassen. Nun gab es kein Lächeln, keine Witze mehr. Alle waren so erregt wie Schauspieler vor einer Premiere, und die Feinarbeit des Schminkens setzte einen seltsamen Kontrapunkt zu dem, was die Abendvorstellung hier bieten würde. Nur einer bildete eine Ausnahme.
    »Vorsicht mit dem Lidschatten, Sir«, sagte Irvin einem etwas zittrigen Captain Albie, der den üblichen Bammel eines Kommandanten hatte und einen Sergeant brauchte, um ihn zu beruhigen.
    Im Bereitschaftsraum an Bord der USS Constellation gab ein kleingewachsener und junger Staffelkommandant namens Joshua Painter die letzten Anweisungen. Er hatte acht bis an den Stehkragen bewaffnete F-4 Phantom zur Verfügung.
    »Wir sichern heute nacht einen Sondereinsatz ab. Unsere Ziele sind Stellungen von Boden-Luft-Raketen südlich von Haiphong«, fuhr er fort, ohne zu wissen, wofür das alles gut sein sollte. Er hoffte nur, es lohnte den Einsatz der fünfzehn Offiziere, die diesmal mit ihm aufsteigen würden, denn das war schon seine ganze Staffel. Zehn A-6 Intruder flogen ebenfalls »Iron Hand«, das heißt, sie provozierten die NVA, ihre Raketen abzuschießen, um die so lokalisierten Abwehrstellungen zu zerstören. Außerdem würde fast der gesamte Rest des Luftgeschwaders der Connie sich an der Küste breitmachen und soviel elektronischen Störlärm erzeugen, wie es nur irgend ging. Er hoffte, es war alles wirklich so wichtig, wie Admiral Podulski es dargestellt hatte. Sich mit BodenLuft-Raketen anzulegen, war wirklich kein Spaß.
    Die Newport News befand sich nun fünfundzwanzig Meilen vor der Küste und näherte sich einem Punkt, der sie genau zwischen die Ogden und den Strand plazieren würde. Die Radarschirme waren ausgeschaltet, und die Küstenstationen wußten wahrscheinlich nicht genau, wo sie war. Seit den letzten paar Tagen hatte die NVA etwas mehr Umsicht im Umgang mit ihren Überwachungssystemen an der Küste bewiesen. Der Kapitän saß auf dem Kommandositz. Er warf noch einen Blick auf die Uhr, öffnete dann einen versiegelten braunen Umschlag und las hastig die Einsatzbefehle, die seit zwei Wochen in seinem Safe gelegen harten.
    »Hmm«, sagte er. Dann: »Mr. Shoeman, lassen Sie im Maschinenraum die Kessel eins bis vier unter Dampf setzen. Ich möchte so bald wie möglich volle Kraft zur Verfügung haben. Wir werden heute nacht wieder etwas surfen. Meine Empfehlung an den stellvertretenden Kommandeur, den Artillerieoffizier und seine Chiefs. Ich möchte sie auf der Stelle bei mir in der Kabine sehen.«
    »Aye, Sir.« Der Offizier vom Dienst machte die norwendigen Meldungen. Wenn alle vier Maschinen liefen, brachte es die Newport News auf vierunddreißig Knoten, womit sie schnell auf die Küste zustechen, aber auch rasch wieder von ihr wegdampfen konnte.
    »Surf City, here we come!« sang der Unteroffizier

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