01 - Gnadenlos
gewaltige Rauchwolke im Mittelpunkt des Sterns erkennen.
Das ist für Al: Diesen Gedanken gestattete er sich. Keine Rolle mit dem Bomber zum Zeichen des Sieges. Es war nur ein Gedanke, als er wieder in die Waagerechte ging und sich die günstigste Stelle zum Ausbüxen suchte. Die Kampftruppen konnten jetzt kommen, diese Luftabwehrstellung war außer Gefecht gesetzt. Okay. Er wählte einen Einschnitt im Bergrücken aus und raste knapp unter Mach-1 darauf zu, direkt und gerade, nun, da die Gefahr hinter ihm lag. Weihnachten zu Hause.
Die roten Leuchtspurgeschosse, die vom engen Paß aufstiegen, verblüfften ihn. Die sollten nicht hier sein. Keine Abweichung, sie kamen genau auf ihn zu. Er riß die Maschine hoch, wie der Schütze es vorausgesehen hatte, und der Rumpf des Flugzeugs rauschte direkt durch die Feuergarbe. Ein heftiges Schütteln, und im Verlauf einer Sekunde verwandelte sich Gut in Böse.
»Robin!« schrie eine Stimme über den Bordfunk, doch den größten Lärm machten die aufheulenden Alarmsignale, und Zacharias wußte im Bruchteil einer Sekunde, daß es aus war mit seinem Flieger. Bevor er überhaupt reagieren konnte, wurde alles nur noch schlimmer. Das Triebwerk ging in Flammen auf, und dann geriet die Thud ins Schlingern, was nur bedeuten konnte, daß das Leitwerk ausgefallen war. Zacharias reagierte automatisch, rief seinem Kameraden zu, den Schleudersitz zu betätigen, doch als er schon am Hebel zog, ließ ein weiterer unterdrückter Schrei ihn herumfahren, obwohl er wußte, daß diese Geste sinnlos war. Das letzte, was er von Jack Tait sah, war Blut, das wie eine Dunstwolke unter seinem Sitz schwebte. Doch da wurde sein eigener Rücken von einem unsäglichen Schmerz zerrissen.
»Okay«, sagte Kelly und feuerte eine Leuchtkugel ab. Von einem anderen Boot aus wurden kleine Sprengladungen ins Wasser geworfen, um die Fische zu vertreiben. Fünf Minuten beobachtete er die Gegend, dann blickte er fragend den Sicherheitsbeamten an.
»Alles klar.«
»Dann lassen wir's jetzt krachen.« Kelly wiederholte die Formel dreimal, bevor er den Griff am Sprengzünder umdrehte. Das Ergebnis war befriedigend. Inmitten von schäumenden Wasserstrudeln brachen die Stelzen der Plattform unten und oben aus ihrer Verankerung. Dann neigte sich die gesamte Konstruktion verblüffend langsam zur Seite. Mit einem gewaltigen Klatschen prallte sie auf die Wasseroberfläche, und einen Augenblick lang hatte man den irrwitzigen Eindruck, als ob Stahl schwimmen könnte. Doch dann senkte sich das Gerippe aus schmalen Metallstreben in die Tiefe, um auf dem Meeresgrund liegenzubleiben. Wieder eine Aufgabe gelöst.
Kelly zog die Stecker aus dem Generator und schob die Kabel zur Seite.
»Zwei Wochen früher als geplant. Sie waren wohl wirklich scharf auf die Prämie«, meinte der Geschäftsführer. Es gefiel dem ehemaligen Kampfpiloten der Navy, wenn jemand sein Geschäft verstand. Schließlich war kein Öl ausgelaufen. »Dutch hatte recht mit Ihnen.«
»Der Admiral ist eine Seele von Mensch. Er hat viel für Tish und mich getan.«
»Ja, wir sind zwei Jahre lang zusammen geflogen. Ein verdammt harter Kämpfer. Gut zu wissen, daß er mir nichts vorgelogen hat.« Der Geschäftsführer umgab sich gern mit Leuten, die Ähnliches erlebt hatten wie er selbst. Den Horror, von dem man im Gefecht gepackt wurde, hatte er irgendwie verdrängt. »Was soll das eigentlich bedeuten? Das habe ich schon immer mal fragen wollen.« Er zeigte auf die Tätowierung auf Kellys Arm, eine rote Robbe, die auf den Hinterflossen hockte und unverschämt grinste.
»Das haben alle aus meiner Einheit«, erklärte Kelly so lässig wie möglich.
»Und welche Einheit war das?«
»Darf ich nicht sagen.« Kelly lächelte beschwichtigend, damit seine Abfuhr nicht so schroff wirkte.
»Sie hatte bestimmt ihre Finger im Spiel, als man Sonny rausgeholt hat - aber gut.« Als ehemaliger Offizier der Navy hielt er sich an die Spielregeln. »Der Scheck wird noch heute ihrem Konto gutgeschrieben, Mr. Kelly. Ich sage über Funk Bescheid, daß Ihre Frau Sie abholen kann.«
Mit einem strahlenden Lächeln verkündete Tish Kelly den Frauen im Mutter-Kind-Laden, daß sie auch dazugehörte. Gerade erst im dritten Monat, konnte sie eigentlich noch alles anziehen, was ihr gefiel - oder zumindest fast alles. Sie brauchte bisher keine Umstandskleider, doch da ihr etwas Zeit geblieben war, wollte sie sich schon mal ansehen, was auf sie zukommen würde. Sie bedankte sich bei der
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