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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dröhnte. Alles verlief ohne Zwischenfälle und ganz anders, als sie erwartet hatten, aber das ließ sich ja von dieser ganzen Nacht sagen. Was war nur falsch gelaufen? Das wollten sie alle wissen. Nur der Mann, den sie gerade aufgeklaubt hatten, konnte das beantworten. Doch wer zum Teufel war der andere, der hatte doch eine russische Uniform? Zwei Männer beugten sich über ihn. Einer band ihm die Hände zusammen. Ein dritter verschloß den Rucksack wieder.
    »Rettungshubschrauber Eins an CRICKET. SCHLANGE an Bord. Over.«
    »Hier CRICKET. Verstanden. Over.« Albie sah auf. »Na, das wär's also.«
    Podulski nahm es sich am schwersten zu Herzen. BOXWOOD GREEN war ursprünglich seine Idee gewesen, und wenn es funktioniert hätte, wäre damit vielleicht alles anders geworden. Es hätte den ganzen Kriegsverlauf beeinflussen können - und der Tod seines Sohnes wäre dann vielleicht nicht ganz umsonst gewesen. Er sah auf und blickte sich unter den anderen um. Fast hätte er gefragt, ob sie es nicht doch noch versuchen wollten, aber er wußte es ja besser. Die Sache war fehlgeschlagen. Eine bittere Erkenntnis für jemanden, der seinem angenommenen Vaterland fast dreißig Jahre lang treu gedient hatte.
    »'nen schweren Tag gehabt?« fragte Frank Allen.
    Lieutenant Mark Charon war überraschend munter für einen Mann, der gerade einen tödlichen Schußwechsel und die fast ebenso nervenaufreibende Befragung danach durchgestanden hatte.
    »Der verdammte Narr. Das hätte so nicht kommen sollen«, sagte Charon. »Ich schätze, ihm hat das Leben in der Falls Road nicht zugesagt«, fügte der Lieutenant vom RD hinzu, womit er auf das Staatsgefängnis von Maryland anspielte. Das in der Innenstadt von Baltimore gelegene Gebäude war so schrecklich, daß die Insassen es als Frankensteins Schloß bezeichneten.
    Allen mußte ihm nicht viel erzählen. Die Prozedur bei so einem Vorfall war immer die gleiche. Charon würde zehn Arbeitstage vom Dienst befreit werden, während das Dezernat sich vergewisserte, daß der Gebrauch der Schußwaffe nicht im Widerspruch zu den offiziellen Polizeirichtlinien für die Anwendung des »finalen Rettungsschusses« stand. Im Grunde war das ein bezahlter zweiwöchiger Urlaub. Charon würde nur noch ein paar zusätzliche Befragungen über sich ergehen lassen müssen. In diesem Fall war das nicht mal wahrscheinlich da mehrere Polizeibeamte alles mitangesehen hatten, einer sogar nur aus kaum fünfzehn Meter Entfernung.
    »Die Sache liegt bei mir, Mark«, informierte ihn Allen. »Ich habe schon mal reingeschaut. Sieht aus, als würden Sie da sauber rauskommen. Haben Sie vielleicht irgendwas getan, das ihn nervös gemacht haben könnte?«
    Charon schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe nicht geschrien oder so, bis er nach seinem Eisen gegriffen hat. Ich habe versucht, ihm gut zuzureden, wissen Sie, ihn zu beruhigen und so. Aber er hat falsch darauf reagiert. Eddie Morello ist an seiner eigenen Blödheit gestorben«, bemerkte der Lieutenant, der es im stillen genoß, daß er damit die exakte Wahrheit verkündete.
    »Na ja, ich werde dem Tod eines Dealers keine Träne nachweinen. Eigentlich war es ein durchaus erfolgreicher Tag, Mark.«
    »Wie das, Frank?« Charon setzte sich und schnorrte eine Zigarette.
    »Ich habe heute einen Anruf aus Pittsburgh erhalten. An scheinend gibt es eine Zeugin für den Mord an der Fontäne, den Em und Tom bearbeiten.«
    »Im Ernst? Das ist ja erfreulich. Was haben wir denn in der Hand?«
    »Der Kerl hat von einem Mädchen gesprochen, das gesehen hat, wie Madden und Waters abgemurkst wurden. Sieht so aus, als hatte es sich dem Gemeindepfarrer anvertraut, und der versucht nun, sie zu einer richtigen Zeugenaussage zu bewegen.«
    »Toll«, bemerkte Charon, in diesem Moment sein innerliches Entsetzen so gut verbergend wie zuvor die Genugtuung über seinen ersten Mordauftrag. Noch eine Sache, die bereinigt werden mußte. Mit etwas Glück wäre damit dann alles erledigt.
    Der Helikopter landete sanft auf der USS Ogden. Sobald er aufgesetzt hatte, traten die Leute aufs Flugdeck hinaus. Die Mannschaft an Deck machte den Hubschrauber mit Ketten fest. Zuerst stiegen die Marines aus, erleichtert, wieder in Sicherheit zu sein, aber auch bitter enttäuscht darüber, wie sich die Nacht entwickelt hatte. Sie wußten, daß der Zeitablauf nahezu perfekt gewesen war. Das war die vorbestimmte Zeit für ihre Rückkehr aufs Schiff mit ihren geretteten Kameraden. Auf diesen Augenblick harten

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