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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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einer weiteren Stunde befand er sich auf dem Flug zur CubiPoint-Marineflugbasis auf den Philippinen, von wo er mit einem Aufklärungsflugzeug zum Luftwaffenstützpunkt Clark weiterreiste und dann mit einer KC-135 direkt nach Kalifornien flog. Ungeachtet der Strapazen der nächsten zwanzig Stunden Flugzeit schlief der Captain immer wieder kurz ein, denn er hatte ein Geheimnis enträtselt, dessen Lösung womöglich die Politik seiner Regierung ändern würde.

4 Tagesanbruch
    Kelly schlief fast acht Stunden, wachte wieder vom Möwengeschrei auf und stellte fest daß Pam nicht da war. Er ging nach draußen, wo er sie am Kai stehen und über das Wasser schauen sah, immer noch ausgelaugt, immer noch unfähig, die nötige Ruhe zu finden. Die Bucht lag in der üblichen Morgenruhe da, die spiegelglatte Wasseroberfläche wurde nur von den Wellenringen durchbrochen, die die Blaufische bei ihrer Jagd nach Insekten erzeugten. Anscheinend genau die richtigen Voraussetzungen, einen neuen Tag zu beginnen: Eine sanfte Brise aus Westen strich Kelly übers Gesicht, und zwischendurch herrschte eine solche Stille, daß man von ganz weit her das Tuckern eines Motorbootes hören konnte, das selber noch gar nicht in Sicht war. Zu so einer Zeit konnte man ganz allein mit der Natur sein, aber Kelly wußte, daß Pam sich lediglich allein fühlte. Er schritt so leise er konnte auf sie zu und legte ihr beide Hände um die Taille.
    »Guten Morgen.« Sie antwortete lange nicht, und Kelly blieb stumm stehen, sie ganz sanft haltend, gerade so, daß sie seine Hände spüren konnte. Sie trug eines seiner Hemden, und er wollte sie mit seiner Berührung nicht erregen, sondern nur beschützen. Er hatte Angst, sich einer Frau aufzudrängen, die derart mißhandelt worden war, und konnte nicht vorhersagen, wo die unsichtbare Grenze lag.
    »Jetzt weißt du's also«, sagte sie, gerade laut genug, daß es in der Stille zu hören war. Sie brachte es nicht über sich, ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Ja«, antwortete Kelly genauso leise.
    »Was denkst du jetzt?« Ihr Flüstern tat ihm weh.
    »Ich weiß nicht genau, was du meinst, Pam.« Kelly spürte, wie sie zu zittern anfing, und mußte dem Drang widerstehen, sie fester zu halten.
    »Von mir.«
    »Von dir?« Er ließ sich nun doch auf mehr Nähe ein, änderte seinen Griff, so daß sich seine Hände um ihre Taille schlossen, aber nicht fest. »Ich finde dich sehr schön. Ich denke, ich bin unheimlich froh, daß wir uns begegnet sind.«
    »Ich nehme Drogen.«
    »Die Ärzte sagen, daß du versuchst, davon wegzukommen. Das genügt mir.«
    »Es ist noch schlimmer, ich hab Sachen gemacht... « Kelly schnitt ihr das Wort ab.
    »Das kümmert mich nicht, Pam. Ich hab auch Sachen gemacht. Und etwas, was du getan hast, war unheimlich schön für mich. Du hast meinem Leben einen neuen Sinn gegeben, und ich hatte nicht erwartet, daß mir das je wieder passieren würde.« Kelly zog sie enger an sich. »Was du getan hast, bevor wir uns begegnet sind, spielt keine Rolle. Du bist nicht allein, Pam, Ich bin da, um dir zu helfen, wenn du willst.«
    »Wenn du erst erfährst... « warnte sie.
    »Ich werd's riskieren. Ich glaube, ich weiß das Wichtigste bereits. Ich liebe dich, Pam.« Kelly überraschte sich selbst mit diesen Worten. Er hatte sogar Angst gehabt, sich das selbst einzugestehen. Es war zu irrational, aber wiederum gewann das Gefühl gegen die Vernunft, und die Vernunft stimmte diesmal sogar zu.
    »Wie kannst du das sagen?« fragte Pam. Kelly drehte sie sanft um und lächelte.
    »Wenn ich das so genau wüßte! Vielleicht ist es dein wirres Haar - oder deine Schniefnase.« Er tippte ihr durch das Hemd auf die Brust. »Nein, ich denke, es ist dein Herz. Egal, was du hinter dir hast, dein Herz ist goldrichtig.«
    »Meinst du das ernst, ja?« fragte sie, während sie vor sich hin auf seine Brust sah. Es dauerte lange, aber dann lächelte Pam zu ihm hoch, und das war auch wie eine Morgendämmerung. Das orangegelbe Leuchten der aufgehenden Sonne schien über ihre Züge und setzte ihrem blonden Haar Glanzlichter auf.
    Kelly wischte ihr die Tränen vom Gesicht, und ihre feuchten Wangen löschten auch die letzten Bedenken aus, die er vielleicht noch gehabt hatte. »Wir müssen dir ein paar Kleider besorgen. Das ist keine Art für eine Dame, sich zu kleiden.«
    »Wer sagt, daß ich eine Dame bin?«
    »Na, ich.«
    »Ich hab solche Angst!«
    Kelly zog sie an seine Brust. »Es ist schon in Ordnung, wenn du Angst hast. Ich hab die

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