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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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anfangs meine Zweifel hatte. Aber Zacharias, Francis und Osborne, das sind Männer, die sie bestimmt gern in die Finger kriegen würden.« Der Offizier der Air Force hatte als Mitglied des gemeinsamen Stabs, der die Ziele für strategische Waffen auswählte, eine Dienstzeit in Omaha abgeleistet und besaß von daher ein umfassendes Wissen über die geheimen Kriegspläne der Amerikaner. Die beiden Marineoffiziere verfügten über ähnlich bedeutsame Informationen. Doch mochte ein jeder für sich auch noch so tapfer und entschlossen dienen und kompromißlos leugnen, verheimlichen und verstecken, was er wußte, so waren sie doch auch nur Menschen, deren Standfestigkeit Grenzen hatte, und der Feind konnte sich Zeit lassen.
    »Wenn ihr wollt, kann ich versuchen, diese Idee an den Mann zu bringen. Aber ich verspreche mir nicht viel davon.«
    »Aber wenn wir es nicht versuchen, enttäuschen wir die Erwartungen unserer Männer!« Podulski schlug mit der Faust auf den Tisch. Allerdings sah Cas noch einen anderen Gesichtspunkt. Wenn man die Existenz dieses Lagers aufdeckte und die Gefangenen befreite, würde man unmißverständlich klarmachen, daß die Nordvietnamesen gelogen hatten. Das konnte die Friedensverhandlungen eventuell so weit negativ beeinflussen, daß Nixon gezwungen wäre, auf einen anderen Plan zurückzugreifen, der von einer größeren Arbeitsgruppe des Pentagon ausgearbeitet worden war: die Invasion Nordvietnams. Es wäre der amerikanischste aller Kampfeinsätze, eine Aktion, die an Wagemut, Umfang und auch an den damit verbundenen Gefahren ihresgleichen suchte; eine Luftlandung mitten in Hanoi, eine Division von Marines, die die Küstenstadt Haiphong von zwei Seiten in die Zange nahm, während die Landesmitte mobil aus der Luft angegriffen wurde. Amerika würde jede nur verfügbare Unterstützung aufbieten, um mit einem gewaltigen, vernichtenden Schlag den Norden in die Knie zu zwingen, indem man sich seiner politischen Führung bemächtigte. Dieser Plan, dessen Deckname im Monatsturnus geändert wurde - im Augenblick hieß er CERTAIN CORNET -, war so etwas wie der heilige Gral der Rache für all jene Berufsmilitärs, die seit sechs Jahren ohnmächtig zusehen mußten, wie ihr Vaterland unzählige seiner Söhne opferte, weil es sich zu keinem entschlossenen Durchgreifen überwinden konnte.
    »Glaubt ihr, ich wüßte das nicht? Osborne hat in Suitland mit mir zusammengearbeitet. Ich habe den Geistlichen begleitet, als er das verfluchte Telegramm überbracht hat. Also vergeßt nicht, ich bin auf eurer Seite.« Im Gegensatz zu Cas und Dutch wußte Greer allerdings, daß CERTAIN CORNET auch zukünftig nichts anderes als eine Studie des Generalstabs bleiben würde. Dieser Plan konnte nicht durchgeführt werden, jedenfalls nicht, ohne den Kongreß einzuweihen, und im Kongreß gab es zu viele undichte Stellen, 1966, 1967 und vielleicht auch 1968 wäre eine derartige Operation noch möglich gewesen, doch jetzt war sie schlichtweg undenkbar. Aber sie hatten ja noch SENDER GREEN, und eine Aktion in dieser Größenordnung ließ sich gerade noch durchsetzen. 
    »Beruhige dich, Cas«, sagte Maxwell.
    »Jawohl, Sir.«
    Greer nahm sich derweilen die Höhenkarte vor. »Ihr Marineflieger habt einen begrenzten Horizont.«
    »Was willst du damit sagen?« fragte Maxwell.
    Greer zeigte auf eine rote Linie, die von der Küstenstadt bis fast direkt zum Haupteingang des Lagers verlief. Auf den Weltraumfotos sah sie wie eine brauchbare Straße aus, mit Teerbelag und allem Drum und Dran. »Die feindlichen Stellungen liegen hier, hier und hier. Die Straße verläuft die meiste Zeit parallel zum Fluß. In dieser Gegend wimmelt es von Flakstellungen, die über die Straße versorgt werden.
    Aber ihr wißt ja selbst am besten, daß die Luftabwehr bei bestimmtem Gerät gar nicht erst gefährlich werden kann.« »Das bedeutet eine Invasion«, stellte Podulski fest.
    »Ist es etwa keine, wenn man ihnen zwei Kompanien Luftlandetruppen auf den Hals schickt?«
    »Du warst schon immer ein kluges Köpfchen, James«, meinte Maxwell. »Das ist die Gegend, über der mein Sohn abgeschossen wurde. Dieser SEAL hat sich damals bis hierhin vorgearbeitet und ihn dann etwa von dort rausgeholt.«
    Der Admiral zeigte die Stelle auf der Karte.
    »Dann gibt es also jemanden, der die Gegend vom Boden her kennt?« fragte Greer. »Das kann uns weiterhelfen. Wo zum Teufel steckt der Kerl?«
    »Hallo, Sarah.«

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