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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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befahl Oreza, und dann begannen, irgendwie doch zu seinem Mißfallen, die Polizeilichter auf dem Ruderhaus zu blinken.
    »Aye aye!«
    Das Fischerboot drehte unverzüglich nach Süden ab, doch der auslaufende Polizeikutter stellte sich dem Manöver in den Weg, und in dem Moment war klar, daß sie den Polizeibooten mit Doppelschraube nicht entkommen konnten.
    »Ihr Kerle hättet euren Gewinn besser in was Sportlicheres investiert«, meinte Oreza leise. Allerdings wußte er, daß auch Kriminelle aus ihren Fehlern lernten, und sich ein Boot zuzulegen, das einen Kutter der Küstenwache hinter sich ließ, war nicht gerade ein Kunststück. Hier hatten sie noch ein leichtes Spiel. Auch ein gewisses anderes kleines Segelboot zu verfolgen, wäre gar keine Sache gewesen, wenn dieser Blödmann von Polizist sie nur gelassen hätte. Aber so einfach würde es nicht immer bleiben.
    Das Fischerboot, das von den beiden Kuttern der Küstenwache in die Zange genommen wurde, drosselte die Fahrt. Warrant Officer English schnitt ihnen ein paar hundert Meter draußen den Fluchtweg ab, während Oreza längsseits ging.
    »Hallo«, sagte er durch seine Sprechtüte. »Wir sind von der US-Küstenwache und nehmen unser Recht in Anspruch, an Bord zu kommen und eine Sicherheitsüberprüfung vorzunehmen. Lassen Sie Ihre Leute bitte dort Stellung beziehen, wo wir sie sehen können.«
    Sie boten einen jämmerlichen Anblick, wie eine Mannschaft von Football-Profis, die gerade ihr Spiel verloren hatte. Da sie wußten, daß sie nichts mehr an ihrer Situation ändern konnten, blieben sie resigniert stehen und fügten sich in ihr Schicksal. Oreza fragte sich, wie lange diese Haltung wohl andauern würde. Wie lange hielten sie das aus, bevor einer dumm genug war, zur Waffe zu greifen?
    Zwei seiner Seeleute sprangen unter der Deckung von zwei anderen auf dem Polizeischiff an Bord des Fischerboots. Währenddessen zog auch Mr. English näher heran. Ein guter Bootsführer, erkannte Oreza, so wie man das von einem Warrant erwartete. English wies seine Leute an, ebenfalls Deckung zu geben, nur für den Fall, daß die Verdächtigen auf dumme Gedanken kamen. Während die drei auf dem Fischerboot für alle sichtbar mit ergeben gesenktem Kopf dastanden und innerlich wohl hofften, daß es sich tatsächlich nur um eine Sicherheitsüberprüfung handelte, gingen die beiden Männer aus Orezas Mannschaft in die vordere Kajüte. Nach weniger als einer Minute tauchten sie wieder auf. Mit einem Tippen an die Mütze seines Schirms deutete der eine an, daß alles klar war. Dann klopfte er sich auf den Bauch. Ja, sie hatten an Bord Drogen gefunden. Ein fünfmaliges Klopfen - eine ganze Menge Drogen.
    »Fertig zur Festnahme, Sir«, bemerkte Oreza gelassen.
    Lieutenant Mark Charon vom Rauschgiftdezernat der städtischen Polizei von Baltimore lehnte sich lächelnd an den Türrahmen - vielmehr an die Luke, oder wie immer das Ding auch bei diesen Seeleuten hieß. Er trug Zivilkleidung, und mit seiner vorschriftsmäßig angelegten orangefarbenen Schwimmweste hätte man ihn leicht für ein Mitglied der Küstenwache halten können.
    »Dann übernehmen Sie die Sache. Als was kommt es in die Bücher?«
    »Routinemäßige Sicherheitsüberprüfung, und wie der Zufall so spielt, hatten die Leute doch tatsächlich Rauschgift an Bord.«
    »Ausgezeichnet, Mr. Oreza.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    »War mir ein Vergnügen, Captain.«
    Zuvor hatte er mit Oreza und English ihr Vorgehen abgesprochen. Um seine Informanten zu schützen, sollte die Festnahme auf das Konto der Küstenwache gehen, was dem Quartermaster und dem Warrant Officer natürlich nicht gerade ungelegen kam. Oreza durfte sich ein Siegeszeichen auf den Mast malen - oder wie immer der Pfahl auch hieß, an dem der Radar befestigt war -, eine stilisierte Darstellung des fünfzackigen Blatts der Marihuanapflanze, und die Mannschaft hatte etwas, womit sie angeben konnte. Vielleicht durften sie ja sogar vor dem Obersten Gerichtshof von ihrem Abenteuer erzählen - obwohl das unwahrscheinlich war, da diese Kleinkrämer sich zweifellos nur der geringfügigsten Anklage für schuldig bekennen würden, die ihre Rechtsanwälte für sie aushandeln konnten. Außerdem würden sie verkünden, daß sie von den Leuten, an die sie ausliefern wollten, verpfiffen worden waren. Diese wiederum würden sich daraufhin absetzen, wenn er Glück hatte. Und dann hätte er leichtes Spiel. In der Drogenkette entstünde eine Lücke, und er hätte es letzten Endes doch

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