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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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war scharf genug, daß man ein Gesicht erkennen konnte, nämlich das von Colonel Robin Zacharias, U.S. Air Force. Seine F-105 Wild Weasel war vor acht Monaten abgeschossen worden, und er und sein Bordschütze waren von den Nordvietnamesen als tot gemeldet. Man hatte sogar ein Foto von seiner Leiche veröffentlicht. Von diesem Lager, das den Codenamen SENDER GREEN erhalten hatte, wußten nicht einmal fünfzig Männer und Frauen. Es hatte einen anderen Status als das allgemein bekannte Hanoi Hilton, das von amerikanischen Bürgern besichtigt worden war und wo seit dem spektakulären, jedoch erfolglosen Sturm auf das Lager Song Tay nahezu alle amerikanischen Kriegsgefangenen zusammengezogen wurden. Mit seiner abgelegenen Lage, an einem Ort, wo es am wenigsten zu erwarten war, noch dazu ohne jegliche Bestätigung seiner Existenz, war SENDER GREEN höchst verdächtig. Wie immer der Krieg auch ausgehen würde, Amerika wollte seine Piloten zurückhaben. Aber allein schon die Existenz dieses Lagers ließ vermuten, daß einige nie ausgeliefert werden würden.
    Eine statistische Aufschlüsselung der Verluste harte erstaunliche Unregelmäßigkeiten ergeben - Fliegeroffiziere von höherem Rang wurden viel öfter als getötet gemeldet als die mit niedrigerem Rang. Es war bekannt, daß der Feind über gute geheimdienstliche Quellen verfügte, besonders in den Kreisen der amerikanischen »Friedensbewegung«, daß er Dossiers über ranghöhere Offiziere angelegt hatte, in denen stand, wer sie waren, was sie wußten und welchen Beruf sie im Zivilleben ausübten. Es war denkbar, daß diese Offiziere an einem besonderen Ort gefangengehalten und ihr Wissen von den Nordvietnamesen bei den Verhandlungen mit ihren russischen Geldgebern als Faustpfand benutzt wurde. Vielleicht erkaufte man sich mit den Kenntnissen der Gefangenen in Bereichen von besonderem strategischen Interesse eine Fortdauer der Unterstützung, da die Geldgeber in Moskau angesichts der Entspannungspolitik immer weniger Begeisterung für diesen langwierigen Krieg aufbrachten. Da waren so viele Spielchen am Laufen.
    »Eine gewagte Aktion«, seufzte Maxwell. Die drei Vergrößerungen zeigten das Gesicht des Mannes, der jedesmal direkt in die Kamera blickte. Die letzte Aufnahme hatte außerdem seinen Wächter erfaßt, wie er das Gewehr hochriß, um es dem Gefangenen in den Rücken zu stoßen. An der Identität des Amerikaners gab es keinen Zweifel. Es war Zacharias.
    »Dieser Kerl hier ist Russe.« Casimir Podulski stieß mit dem Finger auf eines der Drohnenfotos. Die Uniform war unverkennbar.
    Sie wußten, was Cas dachte. Er war der Sohn des einstigen polnischen Botschafters in Washington, von Geburt Graf und Sproß einer Familie, die in früheren Zeiten an der Seite von König Johann Sobieski gekämpft hatte. Podulskis Angehörige waren entweder gemeinsam mit anderen polnischen Adligen von den Nazis ermordet worden oder aber, wie zwei seiner Brüder, nach einem kurzen, unergiebigen ZweiFronten-Krieg auf der anderen Seite der Grenze im Wald von Katyn von den Russen. Einen Tag nach seinem Abschluß an der Universität Princeton im Jahre 1941 war Podulski in die Navy eingetreten und hatte die Fliegerlaufbahn eingeschlagen. Er hatte dieses neue Land als sein eigenes angenommen und ihm von da an mit all seinen Fähigkeiten und großem Stolz gedient. Aber dahinter stand auch Haß.
    Dieser war inzwischen nur um so stärker, als der Tag seines Ausscheidens aus dem Dienst unausweichlich näher rückte. Greer wußte, warum: An Podulskis erstaunlich schmalen Händen zeichneten sich Arthritisknoten ab. Mochte er sich auch noch soviel Mühe geben, sie zu verbergen, bei der nächsten medizinischen Untersuchung würde er endgültig ausgemustert we rden, und dann stand Podulski vor seiner Pensionierung. Und von einer Karriere, die ihm trotz all seiner Auszeichnungen und einer persönlichen Flagge wahrscheinlich als gescheitert erscheinen würde, blieben ihm lediglich die Erinnerung an einen gefallenen Sohn und eine Frau, die von antidepressiven Medikamenten abhängig war. »Wir müssen eine Möglichkeit finden«, sagte Podulski.
    »Wenn wir das nicht tun, sehen wir diese Männer nie wieder. Vielleicht sind Pete Francis und Hank Osborne ja auch dort, Dutch.«
    »Pete hat zu meiner Zeit auf der Enterprise für mich gearbeitet« fügte Maxwell hinzu. Beide Männer blickten Greer an.
    »Ich stimme mit euch überein, was die Art des Lagers betrifft, obwohl ich ja

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