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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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grauenvoll, nicht wahr?«
    Sie nahm Gillian fester in den Arm, als müsse sie sie schützen. Es war eine instinktive Geste. Sie wußte, daß die junge Frau von Lynley nichts zu fürchten hatte, aber die vergangenen zwölf Stunden hatten zwischen ihr und Gillian eine tiefe Verbindung geschaffen, und jetzt merkte sie, daß sie nur widerstrebend bereit war, sie Lynley anzuvertrauen.
    »Gillian, das ist Inspector Lynley«, sagte sie.
    Gillian lächelte zaghaft. Dann senkte sie die Augen.
    Lynley wollte ihr die Hand geben, aber Helen schüttelte warnend den Kopf. Er sah auf die Hände der jungen Frau hinunter. Die roten Male auf ihren Händen waren häßlich, aber nicht so gefährlich wie die Wunden, die Hals, Brust und Schenkel bedeckten und die unter dem Kleid verborgen waren, das Helen mit Sorgfalt für sie ausgesucht hatte.
    »Ich hab' den Wagen draußen«, sagte er.
    »Gott sei Dank.« Helen seufzte. »Führ mich sofort hin, ehe meine Füße von diesen schrecklichen Schuhen nicht wiedergutzumachenden Schaden leiden. Hübsch sind sie ja, nicht? Aber die Qualen, die ich ausstehe, wenn ich in ihnen rumhumple, kannst du dir nicht vorstellen. Ich frag' mich wirklich, warum ich so von der Mode abhängig bin.« Sie lachte. »Ich bin sogar bereit, mir fünf Minuten lang den schwermütigsten Tschaikowsky deiner Sammlung anzuhören, wenn ich mich nur endlich bequem hinsetzen kann.«
    Er lächelte. »Das werd' ich mir merken, Goldkind.«
    »Daran zweifle ich nicht einen Augenblick.« Sie wandte sich Barbara zu, die, seit sie aus dem Zug gestiegen waren, nur stumm hinter ihnen hergestapft war. »Sergeant, ich muß mal schnell auf die Toilette und mir die Kuchenreste abwischen. Ich glaube, ich habe mich überall mit dem Schokoladenguß beschmiert. Würden Sie Gillian zum Wagen hinausbringen?«
    Barbara blickte von Helen zu Lynley. »Natürlich«, sagte sie starr.
    Helen sah den beiden nach, als sie davongingen.
    »Ich weiß wirklich nicht, welche von beiden schlechter dran ist, Tommy.«
    »Dank dir für gestern abend«, sagte er statt einer Antwort. »War es schlimm für dich?«
    Sie wandte den Blick von den beiden davongehenden Frauen.
    »Schlimm?«
    Die Verzweiflung in Jonah Clarences Gesicht; der Anblick Gillians, die mit leerem Blick auf dem Bett gelegen hatte, notdürftig zugedeckt mit einem blutbefleckten Laken, während ihre Wunden, dort wo sie sich die ärgsten Verletzungen beigebracht hatte, noch immer bluteten; das Blut auf dem Boden und an den Wänden im Bad; die aufgebrochene Tür und die Bürsten, an deren schrecklichen Stahlborsten noch Haut- und Fleischfetzen hingen.
    »Es tut mir leid, daß ich dich dem aussetzen mußte«, sagte Lynley. »Aber du warst die einzige, bei der ich mich darauf verlassen konnte, daß sie es schaffen würde. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht zu Hause gewesen wärst, als ich anrief.«
    »Ich war im Moment zur Tür reingekommen. Ich muß zugeben, daß Jeffrey über das abrupte Ende des Abends nicht gerade begeistert war.«
    Lynley war halb überrascht, halb erheitert.
    »Jeffrey Cusick? Ich dachte, dem hättest du den Laufpaß gegeben.«
    Sie lachte vergnügt und nahm seinen Arm.
    »Ich hab's versucht, Tommy. Ich hab's wirklich versucht. Aber Jeffrey ist wild entschlossen zu beweisen, daß er und ich uns auf dem Weg zur großen Liebe befinden, ob ich das nun merke oder nicht. Gestern abend wollte er die Reise ein bißchen beschleunigen. Es war aber auch wirklich romantisch. Abendessen in Windsor am Themseufer. Champagnercocktails im Garten des Old House. Du wärst stolz auf mich gewesen. Ich erinnerte mich sogar, daß Wren es gebaut hat. Deine jahrelangen Bemühungen um meine Allgemeinbildung waren also nicht umsonst.«
    »Aber ich hätte nicht gedacht, daß du sie an Jeffrey Cusick verschwendest.«
    »Von Verschwendung kann keine Rede sein. Er ist ein netter Mann. Wirklich. Außerdem war er äußerst hilfsbereit, als ich mich anziehen mußte.«
    »Das glaube ich gern«, meinte Lynley trocken.
    Sie lachte über sein grimmiges Gesicht.
    »Aber doch nicht so! Jeffrey würde nie eine Situation ausnützen. Er ist viel zu - zu -«
    »Fischähnlich?«
    »Ich wußte gar nicht, daß du so boshaft sein kannst, Tommy. Aber um ganz ehrlich zu sein, er ist wirklich ein ganz kleines bißchen wie ein Kabeljau. Steif, weißt du.«
    »Trug er den Schulschlips von Harrow, als ich anrief?« fragte Lynley. »Oder war er vielleicht im Adamskostüm?«
    »Tommy, wie gemein! Aber laß mich

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