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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nachdenken.« Sie legte nachdenklich eine Hand an die Wange und sah ihn mit lachenden Augen an, während sie so tat, als überlegte sie eingehend.
    »Nein, wir waren leider beide voll angekleidet, als du anriefst. Und danach war einfach keine Zeit mehr. Wir stürzten wie die Wahnsinnigen zu meinem Schrank und fingen an, was Passendes zu suchen. Was meinst du? War die Wahl gut?«
    Lynley musterte das schwarze Kostüm mit den passenden Accessoires.
    »Du siehst aus wie eine Quäkerin auf dem Weg zur Hölle«, stellte er trocken fest. »Guter Gott, Helen, ist das wirklich eine Bibel?«
    Sie lachte. »Sieht genauso aus, nicht?« Sie drehte den Lederband in ihrer Hand. »In Wirklichkeit ist es eine Sammlung John Donne, die mir mein Großvater zum siebzehnten Geburtstag geschenkt hat. Vielleicht schlag' ich sie eines Tages tatsächlich mal auf.«
    »Was hättest du getan, wenn sie dich gebeten hätte, ihr zum Trost ein paar Verse vorzulesen?«
    »Oh, ich kann absolut biblisch klingen, wenn ich will, Tommy. ›Seid fruchtbar und mehret euch und ...‹ Was ist?«
    Er war bei ihren Worten erstarrt. Sie fühlte die Spannung, die seinen Arm verkrampfte.
    Lynley sah zu seinem Wagen, der vor dem Bahnhof parkte.
    »Wo ist ihr Mann?«
    Sie warf ihm einen eigenartigen Blick zu.
    »Ich weiß nicht. Er ist verschwunden. Ich bin gleich zu Gillian hineingegangen, und als ich später herauskam, war er weg. Ich habe natürlich dort übernachtet. Er ist nicht wiedergekommen.«
    »Wie hat Gillian das aufgenommen?«
    »Ich -« Helen überlegte, wie sie die Frage am besten beantworten sollte. »Tommy, ich bin nicht einmal sicher, daß sie seine Abwesenheit wahrgenommen hat. Das klingt ein bißchen merkwürdig, ich weiß, aber ich habe den Eindruck, er hat aufgehört, für sie zu existieren. Sie hat mir gegenüber nicht ein einziges Mal seinen Namen genannt.«
    »Hat sie sonst etwas gesprochen?«
    »Nur, daß sie Bobby etwas dagelassen hat.«
    »Die Nachricht in der Zeitung vermutlich.«
    Helen schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich habe den Eindruck, es war etwas, das sich im Haus befand.«
    Lynley nickte nachdenklich und stellte eine letzte Frage.
    »Wie hast du sie dazu gebracht hierherzukommen, Helen?«
    »Ich habe überhaupt nichts dazu getan. Sie hatte sich bereits entschlossen, und ich schreibe das Sergeant Havers zu, Tommy, auch wenn man aus ihrem Verhalten schließen könnte, daß sie überzeugt ist, ich hätte im Hause Clarence ein Wunder vollbracht. Sprich doch einmal mit ihr, ja? Seit ich heute morgen mit ihr telefoniert habe, hat sie kaum ein Wort gesagt. Ich glaube, sie gibt sich allein die Schuld an allem, was passiert ist.«
    Er seufzte. »Typisch Havers. Das hat mir bei diesem verdammten Fall gerade noch gefehlt, daß ich mich auch noch um sie kümmern muß.«
    Helen sah ihn erstaunt. Es kam höchst selten vor, daß er seinem Zorn freien Lauf ließ.
    »Tommy«, sagte sie stockend, »während du in Keldale warst, hast du da zufällig. Bist du ...« Sie wollte nicht davon sprechen. Also würde sie auch nicht davon sprechen.
    Er sah sie mit seinem schiefen Lächeln an.
    »Entschuldige, mein Schatz.« Er legte ihr einen Arm leicht um die Schultern und drückte sie liebevoll. »Hab' ich dir schon gesagt, wie gut es mir tut, dich hierzuhaben?«

    Er hatte kein Wort zu ihr gesagt. Hatte sie über ein flüchtiges Nicken hinaus überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Aber warum hätte er sich anders verhalten sollen? Jetzt, wo die schicke Helen da war, um ihn zu trösten - diese Superfrau, die gestern abend so gekonnt die Kastanien aus dem Feuer geholt hatte -, bestand kein Anlaß mehr für ihn, überhaupt noch mit ihr zu reden.
    Sie hätte sich ja denken können, daß Lynley lieber eine seiner Geliebten mobil machen würde als jemanden vom Yard. War ja typisch für ihn. Mußte sich vor lauter Eitelkeit noch vergewissern, daß seine Weiber in London auch nach seiner Pfeife tanzten, wenn er sich irgendwo auf dem Land rumtrieb.
    Es würde mich interessieren, dachte Barbara, ob die holdselige Lady auch noch springt, wenn sie von Stepha erfährt. Gott, wie die Frau aussah: makellose Haut, makellose Haltung, makelloses Benehmen - als hätten ihre Vorfahren in den letzten zweihundert Jahren allen Ausschuß ausgemustert, um das Prachtexemplar hervorzubringen, das Lady Helen Clyde war. Aber trotzdem reicht's nicht ganz, um Seine Lordschaft bei der Stange zu halten, was, Herzchen? Barbara lächelte in sich hinein.
    Vom Rücksitz aus beobachtete sie

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