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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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klang.
    »Bridie ist Olivias kleine Tochter«, erklärte er hastig. »Sie hat eine zahme Ente.« Ach, wie sollte er ihnen das Leben in ihrem Dorf erklären?
    »Und während Olivia und Bridie die Ente suchten«, sagte der blonde Mann freundlich, »gingen Sie zum Hof hinaus.«
    »Stimmt genau. So war es. Vielen Dank.« Pater Hart lächelte erleichtert.
    »Erzählen Sie uns, was dann geschah.«
    »Ich ging erst zum Haus. Es war nicht abgeschlossen. Ich weiß, daß ich das merkwürdig fand. William sperrte abends immer überall ab. Alles mußte fest verriegelt und verrammelt sein. Das war eine Marotte von ihm. Er paßte sogar auf, daß ich die Kirche auch immer richtig absperrte. Wenn wir mittwochs Chorprobe hatten, wartete er immer, bis alle gegangen waren und ich sämtliche Türen verschlossen hatte. So war er.«
    »Da sind Sie wohl erschrocken, als Sie sahen, daß das Haus offen war?« fragte der blonde Mann.
    »Zuerst nicht. Es war ja schon ein Uhr mittags. Aber als sich auf mein Klopfen nichts rührte.« Er warf einen um Verzeihung heischenden Blick in die Runde. »Wissen Sie, da bin ich einfach reingegangen.« »Und fiel Ihnen drinnen etwas Besonderes auf?«
    »Nein, nichts. Alles war blitzsauber wie immer. Das heißt ...« Sein Blick wanderte zum Fenster. Wie sollte er es erklären?
    »Ja?«
    »Die Kerzen waren ganz heruntergebrannt.«
    »Gibt es keinen elektrischen Strom im Haus?«
    Pater Hart sah die drei mit ernster Miene an.
    »Das sind Gedenkkerzen. Sie brennen immer. Vierundzwanzig Stunden am Tag.«
    »Sie meinen, sie gehören zu einem Gedenkschrein?«
    »Richtig. Das ist es, ein Gedenkschrein«, stimmte er augenblicklich zu. »Als ich das sah«, fuhr er dann fort, »wußte ich sofort, daß etwas nicht stimmte. William und Roberta hätten die Kerzen niemals ausgehen lassen. Daraufhin ging ich erst mal durch das ganze Haus. Und dann zum Stall hinaus.«
    »Und dort ...?«
    Was gab es da im Grund noch zu berichten? Die lähmende Stille dort hatte ihm sogleich alles gesagt. Draußen auf der nahen Weide zeugten das Blöken der Schafe und das Zwitschern der Vögel von gesunder Kraft und Frieden. Drinnen im Stall jedoch war diese Totenstille. Schon an der Tür hatte ihn der satte, widerlich süße Geruch des Bluts erreicht, der alle anderen Gerüche des Stalls überlagerte.
    Roberta saß auf einem umgedrehten Eimer in einer der Stallboxen. Ein großes junges Mädchen, das seinem Vater nachschlug und an die schwere Arbeit auf dem Hof von Kind an gewöhnt war. Sie saß reglos, den Blick nicht auf das kopflose Wesen gerichtet, das zu ihren Füßen lag, sondern auf die Wand gegenüber und die Risse und Sprünge, die sie durchzogen.
    »Roberta?« rief er erschrocken, während Übelkeit in ihm aufstieg.
    Es kam keine Antwort, mit keinem Hauch, mit keiner Bewegung. Sie bot ihm nur weiterhin den Anblick ihres breiten Rückens, er sah die stämmigen Beine, das Beil, das neben ihr lag. Über ihre Schulter hinweg sah er die Leiche zum erstenmal deutlich.
    »Ich war's. Es tut mir nicht leid.« Das war das einzige, was sie sagte.
    Pater Hart drückte die Augen zu bei der Erinnerung.
    »Ich bin sofort ins Haus gelaufen und habe Gabriel angerufen.«

    Im ersten Moment glaubte Lynley, der Priester spreche vom Erzengel persönlich. Dieser seltsame kleine Mann schien tatsächlich mit einem Bein im Jenseits zu stehen, während er sich mühsam durch seinen Bericht kämpfte.
    »Gabriel?« fragte Webberly ungläubig.
    Lynley merkte, daß er mit seiner Geduld fast am Ende war. Er blätterte auf der Suche nach dem Namen eilig den Bericht durch und fand ihn.
    »Der Polizeibeamte Gabriel Langston«, sagte er. »Und ich nehme an, Pater, daß Langston sofort die Polizei in Richmond verständigte?«
    Der Priester nickte und riskierte einen vorsichtigen Blick zu Lynleys Zigarettenetui. Der klappte es auf und bot wieder an. Havers lehnte ab. Pater Hart hätte es ebenfalls getan, wenn Lynley nicht selbst eine genommen hätte.
    Lynleys Hals war schon wie wund, aber er wußte, daß sie niemals zum Ende der Geschichte gelangen würden, wenn der Geistliche nicht mit Nikotin versorgt wurde, und es schien, als brauche er einen Komplizen, um seinem Laster frönen zu können. Lynley schluckte krampfhaft, sehnte sich nach einem Whisky, zündete sich die nächste Zigarette an und ließ sie im Aschenbecher verglühen.
    »Die Polizei kam aus Richmond. Es ging alles sehr schnell. Es war - sie haben Roberta mitgenommen.«
    »Das war doch zu erwarten. Sie hatte

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