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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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tückischen Augen einer Ratte glitzerten in dem ausgehöhlten Loch - klein natürlich -, aber die graue Schnauze mit den zitternden Barthaaren war blutrot, und die winzigen Krallen scharrten. Vater unser, der du bist im Himmel ... Vater unser, der du bist im Himmel ... Das geht doch weiter, es geht weiter, und ich kann mich nicht erinnern!
    »Pater Hart.« Der blonde Mann im Cut hatte seine Lesebrille abgenommen und ein goldenes Zigarettenetui herausgezogen. »Rauchen Sie?«
    »Ich - ja danke.«
    Pater Hart griff rasch nach dem Etui, damit die anderen nicht sehen konnten, wie stark seine Hand zitterte. Der Mann bot das Etui der Frau an, die in heftiger Ablehnung den Kopf schüttelte. Ein silbernes Feuerzeug kam zum Vorschein. Das alles dauerte ein paar Sekunden, die Zeit, die er brauchte, um seine wirren Gedanken zu sammeln.
    Der blonde Mann lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete eine lange Reihe von Fotografien, die an einer Wand des Büros aufgehängt waren.
    »Warum sind Sie an dem Tag auf den Hof gegangen, Pater Hart?« fragte er ruhig, während sein Blick von einem Bild zum nächsten wanderte.
    Pater Hart blinzelte kurzsichtig zu der Bilderwand. Waren das Fotos von Verdächtigen? War Scotland Yard der gemeinen Bestie schon auf der Spur? Er konnte es nicht erkennen, war aus dieser Entfernung nicht einmal sicher, daß die Aufnahmen überhaupt Menschen zeigten.
    »Es war Sonntag«, antwortete er, als sage das alles.
    Der blonde Mann drehte den Kopf. Seine Augen waren überraschenderweise von einem warmen Braun.
    »War es Ihre Gewohnheit, sonntags zu Teys auf den Hof zu gehen? Zum Mittagessen vielleicht?«
    »Oh - ich - verzeihen Sie, ich dachte, der Bericht, verstehen Sie ...«
    Nein, so ging das nicht. Pater Hart sog gierig an seiner Zigarette. Sein Blick fiel auf seine Finger. Die Nikotinflecken waren deutlich. Kein Wunder, daß man ihm eine angeboten hatte. Er hätte seine eigenen nicht vergessen dürfen, hätte am Bahnhof eine Packung kaufen sollen. Aber so vieles war auf ihn eingestürmt ... Er paffte gierig immer wieder.
    »Pater Hart?« sagte der Dicke.
    Er war offensichtlich der Vorgesetzte des Blonden. Sie hatten sich alle vorgestellt, aber er hatte dummerweise ihre Namen vergessen. Nur den der Frau hatte er behalten. Havers. Sergeant Havers. Aber die beiden anderen Namen waren ihm entfallen. Mit wachsender Panik starrte er in ihre ernsten Gesichter.
    »Verzeihen Sie. Was haben Sie gefragt?«
    »Sind Sie jeden Sonntag auf Teys' Hof gegangen?«
    Pater Hart bemühte sich angestrengt, einmal klar und systematisch zu denken. Seine Finger suchten den Rosenkranz in seiner Tasche. Das Kreuz stach ihm in den Daumen. Er fühlte den winzigen, in Todesqual ausgespannten Leib. O Gott, so zu sterben!
    »Nein«, antwortete er hastig. »William ist - war unser Vorsänger. Er hatte eine herrliche Baßstimme. So voll, daß die ganze Kirche unter ihrem Klang erzitterte, und ich -« Pater Hart holte einmal tief Atem, um sich wieder aufs gerade Gleis zu zwingen. »Er war an diesem Morgen nicht zur Messe gekommen. Und Roberta auch nicht. Ich war besorgt. Die Teys versäumen niemals die Messe. Deshalb bin ich zum Hof gegangen.«
    Der Zigarrenraucher blinzelte ihn durch beißende Qualmwolken an.
    »Tun Sie das bei allen Ihren Gemeindemitgliedern? Da haben Sie sie sicher hübsch an der Kandare.«
    Pater Hart hatte seine Zigarette bis zum Filter hinuntergeraucht. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sie auszudrücken. Der blonde Mann drückte die seine ebenfalls aus, obwohl sie nicht einmal halb geraucht war. Er zog das Etui heraus und bot Pater Hart eine neue an. Wieder kam das silberne Feuerzeug zum Vorschein. Die Zigarette brannte, und er sog den Rauch ein, der seine Kehle aufrauhte, seine Nerven beruhigte, seine Lunge betäubte.
    »Ich bin hauptsächlich deshalb gegangen, weil Olivia sich Sorgen machte.«
    Ein Blick auf den Bericht.
    »Olivia Odell?«
    Pater Hart nickte.
    »Sie und William Teys hatten sich vor kurzem verlobt, wissen Sie. Es sollte am Nachmittag bei einer kleinen Einladung bekanntgegeben werden. Sie rief ihn nach der Messe mehrmals an, aber es meldete sich niemand. Da kam sie zu mir.«
    »Warum ist sie nicht selbst zum Hof gegangen?«
    »Das wollte sie ja. Aber sie konnte nicht wegen Bridie und der Ente. Die war nämlich wieder mal verschwunden, und Bridie war nicht zu beruhigen, ehe sie wiedergefunden war.«
    Die drei anderen tauschten skeptische Blicke. Pater Hart wurde rot. Wie absurd das alles

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