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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Simon«, sagte er schließlich etwas lahm.
    »Danke«, antwortete St. James, nickte Barbara zu, berührte flüchtig die Schulter seiner Frau und ging aus dem Zimmer.
    Wie merkwürdig, dachte Barbara. Sie haben sich nicht einmal die Hand gegeben.
    »Willst du in diesem Aufzug ins Yard fahren?« fragte Deborah Lynley.
    Er blickte an sich hinunter. »Ich muß doch meinem Ruf als Playboy gerecht werden.«
    Sie lachten beide, warm und herzlich. Aber plötzlich brach das Lachen ab, und wieder schlich sich dieses unbehagliche Schweigen ein.
    »Tja«, sagte Lynley.
    »Ich wollte eigentlich eine Rede halten«, sagte Deborah hastig und senkte die Augen zum Boden. Wieder schienen ihre Hände zu zittern, und eine Blume fiel aus ihrem Haar zum Teppich hinunter. Sie hob den Kopf. »Weißt du - so, wie Helen so etwas machen würde. Ich wollte von meiner Kindheit erzählen, von Vater und von diesem Haus. Du weißt schon. Geistreich und witzig. Aber für so was fehlt mir einfach das Talent. Da bin ich hoffnungslos unbegabt.«
    Wieder blickte sie zu Boden und bemerkte, daß ein kleiner Dackel ins Zimmer gekommen war, ein paillettenbesticktes Täschchen in der Schnauze. Der Hund legte Deborah das Täschchen zu Füßen und wedelte stolz mit dem Schwanz.
    »Um Gottes willen, Peach!« Lachend bückte sich Deborah, um das Täschchen aufzuheben, aber als sie sich wiederaufrichtete, glänzten Tränen in ihren Augen. »Danke dir, Tommy. Danke dir für alles. Wirklich. Für alles.«
    »Alles Gute, Deb«, sagte er. Dann ging er zu ihr, nahm sie kurz in den Arm und streifte mit den Lippen ihr Haar.
    Während Barbara dastand und die beiden beobachtete, war ihr plötzlich klar, daß St. James aus irgendeinem Grund die beiden absichtlich allein gelassen hatte, um Lynley Gelegenheit zu geben, genau das zu tun.

3
    Der Leiche fehlte der Kopf. Das war das markanteste an den Fotografien, die zwischen den drei Kriminalbeamten an dem runden Tisch in einem Büro in Scotland Yard herumgereicht wurden.
    Pater Hart blickte nervös von einem Gesicht zum anderen, während er den kleinen silbernen Rosenkranz in seiner Tasche durch seine Finger laufen ließ. Pius XII. hatte ihn 1952 gesegnet. Nicht bei einer Einzelaudienz natürlich. Dergleichen hätte man nicht einmal zu hoffen gewagt. Aber diese zitternde, von Gott begnadete Hand, die über zweitausend ehrfürchtigen Pilgern das Zeichen des Kreuzes gemacht hatte, verfügte zweifellos über eine höhere Macht. Mit geschlossenen Augen hatte er den Rosenkranz hoch über seinen Kopf gehalten, als würde ihn dadurch der Segen des Papstes um so machtvoller treffen.
    Er war kurz vor dem dritten Gesätz des schmerzenreichen Rosenkranzes, als der hochgewachsene blonde Mann vor sich hin murmelte: »Welch ein Streich ward hier geführt...«
    War er von der Polizei? Wieso aber war der Mann so förmlich gekleidet? Doch jetzt, als Pater Hart diese Worte hörte, schaute er ihn hoffnungsvoll an.
    »Ah, Shakespeare. Ja. Irgendwie genau das Richtige.«
    Der Dicke mit der Zigarre sah ihn verständnislos an. Pater Hart räusperte sich, während sie sich wiederum über die Fotografien beugten.
    Er war nun seit fast einer Viertelstunde hier, und in dieser Zeit war kaum ein Wort gefallen. Der ältere Mann hatte sich die Zigarre angezündet, die Frau hatte zweimal etwas hinuntergeschluckt, was sie hatte sagen wollen, sonst war bis auf diese Zeile Shakespeare nichts geschehen.
    Die Frau schlug ab und zu nervös mit den Fingern auf den Tisch. Sie war auf jeden Fall von der Polizei. Pater Hart erkannte das an ihrer Uniform. Aber sie wirkte sehr unangenehm mit ihren kleinen Wieselaugen und dem verkniffenen schmalen Mund. Sie war nicht die Richtige. Nicht für ihn. Nicht für Roberta. Was sollte er sagen?
    Immer noch machten die grauenhaften Fotografien die Runde. Pater Hart brauchte sie nicht anzusehen. Er wußte nur zu gut, was sie zeigten. Er war als erster am Ort gewesen. Das Bild war unauslöschlich in sein Gedächtnis eingegraben. William Teys - in seiner ganzen Größe von einem Meter neunzig - in fötaler Stellung auf der Seite liegend, den rechten Arm ausgestreckt, als wolle er noch etwas greifen, den linken Arm in den Magen gedrückt, die Knie fast bis zur Brust hochgezogen, und dort, wo der Kopf hätte sein müssen - nichts. Neben ihm Roberta. Und die schrecklichen Worte: »Ich war's. Es tut mir nicht leid.«
    Der Kopf lag in einem Haufen feuchten Heus in einer Ecke des Stalls. Und als er ihn gesehen hatte ... O Gott, die

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