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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Tat zugegeben.«
    Havers sagte das. Sie war aus ihrem Sessel aufgestanden und ging zum Fenster. Ihr Ton sagte ihnen klar, daß sie ihrer Meinung nach mit diesem törichten alten Mann nur ihre Zeit verschwendeten, daß sie in diesem Moment schon auf dem Weg nach Norden sein sollten.
    »Viele Leute bekennen sich irgendwelcher Verbrechen für schuldig«, bemerkte Webberly und bedeutete ihr, zu ihrem Platz zurückzukommen. »Ich habe bereits fünfundzwanzig Leute, die behaupten, der Bahnhofskiller zu sein.«
    »Ich wollte lediglich darauf hinweisen -«
    »Das hat Zeit.«
    »Roberta hat ihren Vater nicht getötet«, fuhr der Priester fort, als hätten die beiden anderen gar nicht gesprochen. »Es ist einfach unmöglich.«
    »Aber Familienverbrechen gibt es immer wieder«, sagte Lynley behutsam.
    »Aber doch nicht Schnauz.«
    Darauf folgte ein langes, kaum erträgliches Schweigen. Keiner schaute den anderen an. Dann hievte sich Webberly plötzlich aus seinem Sessel.
    »Du meine Güte«, brummelte er. »Es tut mir schrecklich leid, aber ...« Er ging zum Schrank in der Ecke des Zimmers und nahm drei Flaschen heraus. »Whisky, Sherry oder Brandy?« fragte er die anderen.
    Lynley sandte Bacchus ein stummes Dankgebet. »Whisky«, sagte er.
    »Havers?«
    »Für mich nichts«, antwortete sie tugendhaft. »Ich bin im Dienst.« »Natürlich. Pater, was möchten Sie?«
    »Oh, ein Sherry wäre ...«
    »Ein Sherry also.« Webberly kippte einen kleinen Whisky pur, ehe er einschenkte und zum Tisch zurückkehrte.
    Sie starrten alle nachdenklich in ihre Gläser, als überlegte jeder, wer denn nun die Frage stellen solle. Lynley tat es schließlich.
    »Ah - Schnauz?« sagte er.
    Pater Hart blickte auf die auf dem Tisch ausgebreiteten Papiere.
    »Steht das nicht im Bericht?« fragte er vorwurfsvoll. »Das mit dem Hund?«
    »Doch, der Hund wird erwähnt.«
    »Das war Schnauz«, erklärte der Priester, und alle atmeten auf.
    »Er lag tot im Stall neben Teys«, las Lynley vor.
    »Ja, verstehen Sie? Daher wissen wir alle, daß Roberta unschuldig ist. Abgesehen davon, daß sie ihren Vater sehr geliebt hat, muß man auch den Hund bedenken. Niemals hätte sie Schnauz etwas antun können.« Pater Hart bemühte sich um die richtigen Worte der Erklärung. »Er war ein Hofhund und seit Robertas fünftem Lebensjahr in der Familie. Er war natürlich alt und eigentlich zu nichts mehr nütze, hat auch nicht mehr richtig gesehen, aber einen Hund wie Schnauz läßt man nicht einfach einschläfern. Das ganze Dorf kannte ihn. Er war bei uns allen ein bißchen zu Hause. Nachmittags marschierte er oft zu Nigel Parrish, der gleich bei der Gemeindewiese wohnt, und legte sich da in die Sonne, während Nigel auf der Orgel spielte - er ist nämlich unser Organist, wissen Sie. Oder manchmal besuchte er Olivia und ließ sich da ein bißchen verwöhnen.«
    »Mit der Ente verstand er sich gut?« erkundigte sich Webberly, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Oh, glänzend!« Pater Hart strahlte. »Schnauz kam mit allen zurecht. Und wenn Roberta unterwegs war, folgte er ihr überallhin. Das ist ja der Grund, warum ich unbedingt etwas unternehmen mußte, als sie Roberta zum Mitkommen aufforderten. Und darum bin ich jetzt hier.«
    »Ja, in der Tat, jetzt sind Sie hier«, sagte Webberly. »Sie waren eine große Hilfe, Pater. Ich denke, Inspector Lynley und Sergeant Havers haben fürs erste alles, was sie brauchen.« Er stand auf und öffnete seine Bürotür. »Harriman?«
    Das Klappern der Schreibmaschine brach ab, ein Stuhl wurde gerückt, und Webberlys Sekretärin kam ins Zimmer.
    Dorothea Harriman hatte schwache Ähnlichkeit mit Lady Di, die sie dadurch zu betonen suchte, daß sie ihr Haar im Ton »sonniger Weizen« blondierte und auf ihre Brille verzichtete, wenn von Anwesenden eine Bemerkung über die typisch Spencersche Linie ihrer Nase und ihres Kinns zu erwarten war. Sie war intelligent genug, um in ihrem Beruf weiter aufzusteigen; als hinderlich allerdings konnte sich da möglicherweise ihr Hang zu ausgefallener Garderobe erweisen, der ihr im ganzen Yard den Spitznamen Lady Möchtegern eingetragen hatte. Die pinkfarbene Kreation mit der verlängerten Taille, die sie an diesem Tag trug, war denn auch einmalig in ihrer Scheußlichkeit.
    »Ja, Superintendent?« fragte sie. Dorothea Harriman bestand eisern darauf, jeden Angestellten im Yard mit dem vollen Titel anzusprechen.
    Webberly sah den Priester an.
    »Übernachten Sie in London, Pater, oder fahren Sie gleich

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