Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingelassen war.
    Im Osten lag die Straße, über die sie ins Dorf gekommen waren. Bei ihrer Ankunft war sie menschenleer gewesen, jetzt aber stieg mühsam und gebeugt eine Frau in schwarzem Mantel den Hang hinauf, schwere Schuhe und leuchtendblaue Socken an den Füßen, an einem Arm ein Einkaufsnetz, das leer herabhing. Sie ging dorfauswärts, den windigen Höhen des Hochmoors entgegen, eine Bauersfrau vielleicht, die jemandem im Dorf etwas gebracht hatte.
    Wälder und Wiesenhänge umschlossen das Dorf und schufen eine Atmosphäre ungestörter Geborgenheit und ungebrochenen Friedens. Sobald das Glockengeläut verklungen war, begannen auf Dächern und Bäumen die Vögel zu zwitschern. Irgendwo hatte jemand ein Feuer gemacht, und der würzige Duft des brennenden Holzes hing wie ein sanfter Hauch in der Luft. Es war kaum vorstellbar, daß drei Wochen zuvor auf einem Hof kurz vor dem Ort ein Mann von seiner einzigen Tochter enthauptet worden war.
    »Inspektor Lynley? Ich hoffe, Sie mußten nicht zu lange warten. Solange ich in der Kirche bin, sperre ich immer ab, weil sonst keiner da ist, der das Haus hüten könnte. Ich bin Stepha Odell. Ich bin die Wirtin hier.«
    Beim Klang der fremden Stimme drehte sich Lynley um, doch als er die Frau sah, blieben ihm die höflichen Floskeln der Begrüßung im Hals stecken.
    Eine große, wohlgestaltete Frau, vielleicht vierzig Jahre alt, stand vor ihm. Sie war zum Kirchgang in ein gefälliges graues Kleid mit weißem Kragen gekleidet. Schuhe, Gürtel, Handtasche und Hut waren schwarz, und das Haar, das ihr lose auf die Schultern fiel, war kupferrot. Sie war eine sehr schöne Frau.
    »Thomas Lynley«, sagte er und kam sich dabei vor wie ein kleiner Junge. »Das ist Sergeant Havers.«
    »Bitte kommen Sie herein.« Ihre Stimme war warm und angenehm. »Ihre Zimmer sind bereit. Bei uns ist es um diese Jahreszeit recht ruhig, wie Sie feststellen werden.«
    Das Haus war kühl, mit dicken Mauern und glatten Steinböden. Sie führte sie in das kleine Vestibül, wo der Empfang war, und zog ein voluminöses Register heraus.
    Ihre Bewegungen waren lebhaft, von einer natürlichen Anmut geprägt.
    »Sie wissen, daß es bei uns nur Frühstück gibt?« fragte sie ernsthaft, als wäre die Stillung seines Hungers in diesem Moment die vordringlichste Frage.
    Sehe ich so verhungert aus? »Wir werden schon zurechtkommen, Mrs. Odell«, antwortete er, während Barbara stumm, mit ausdrucksloser Miene an seiner Seite stand.
    »Miss«, entgegnete Stepha. »Oder noch besser, einfach Stepha. Sie bekommen im Dove and Whistle in der St. Chad's Lane jederzeit warme Mahlzeiten, oder auch im Gral. Wenn Sie etwas Besonderes wollen, können Sie auch nach Keldale Hall hinausfahren.«
    »Im Gral?«
    Sie lachte. »Das ist das Gasthaus gegenüber der Kirche.«
    »Na, der Name muß selbst die alkoholfeindlichen Götter milde stimmen.«
    »Pater Hart jedenfalls. Der trinkt ab und zu mal abends ein Glas dort. Soll ich Ihnen jetzt Ihre Zimmer zeigen?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie ihnen voraus die windschiefe Treppe hinauf.
    »Wir sind alle froh, daß Sie gekommen sind, Inspektor«, bemerkte sie, während sie die Tür zum ersten Zimmer öffnete und dann, zum Zeichen, daß sie selbst wählen sollten, wer wo wohnen würde, mit einer kurzen Geste auf das Zimmer nebenan deutete.
    »Das ist angenehm. Ich freue mich, es zu hören.«
    »Wissen Sie, wir haben weiß Gott nichts gegen Gabriel, aber er ist bei allen ziemlich unten durch, seit sie Roberta in die Anstalt gebracht haben.«

6
    Lynley war weiß vor Zorn, aber seine Stimme verriet nichts von seinen Gefühlen. Barbara hörte das Telefongespräch mit widerwilliger Bewunderung an. Ein wahrer Virtuose, dachte sie.
    »Der Name des einweisenden Psychiaters? - Ach, den gibt es nicht? Das ist ja eine faszinierende Verfahrensweise. Wer hat denn das veranlaßt? - Was erwarteten Sie denn, wenn ich rein zufällig auf diese Information stoßen würde, Superintendent, die Sie in Ihrem Bericht gefälligerweise gar nicht erwähnten? - Nein, ich fürchte, das sehen Sie verkehrt. Man weist einen Verdächtigen nicht in eine Nervenheilanstalt ein, ohne vorher gewissen Formalitäten Genüge zu tun. - Es ist sicher Pech, daß Ihre Polizeibeamtin im Urlaub ist, aber dann sucht man eben einen Ersatz. Man weist ein neunzehnjähriges Mädchen nicht einfach in eine Anstalt ein, nur weil sie sich weigert, mit irgend jemandem zu sprechen.«
    Barbara war

Weitere Kostenlose Bücher