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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einer blättrigen Teighülle. Verbotene Früchte im eleganten Speisezimmer von Howenstow. ›Gewöhnlich‹, pflegte sein Vater verächtlich zu sagen. Und das waren sie auch, und gerade deshalb schmeckten sie ihm so gut.
    Stepha legte einen großen, prall gefüllten braunen Umschlag auf den Tresen. »Hier ist es. Trinken Sie noch ein Glas mit mir? Dann schläft man besser.«
    »Danke. Sehr gern.«
    Sie lächelte. Er sah, wie das Lächeln ihre Wangen rundete, wie die winzigen Fältchen um ihre Augen zu verschwinden schienen.
    »Gut. Dann setzen Sie sich. Sie sehen ziemlich erschöpft aus.«
    Er ging zu einem der Sofas und öffnete den Umschlag. Nies hatte sich keine Mühe gegeben, das übersandte Material zu ordnen. Es bestand aus drei Heften mit Informationen, einigen zusätzlichen Fotografien von Roberta, gerichtsmedizinischen Befunden, die mit denen identisch waren, die er bereits hatte. Über Schnauz war nichts dabei.
    Stepha stellte ein Glas auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber.
    »Was ist eigentlich aus Schnauz geworden?« fragte Lynley. »Wieso steht hier nichts über den Hund?«
    »Das weiß Gabriel«, antwortete Stepha.
    Im ersten Moment glaubte er, das wäre so eine Art gängiger Ausdruck im Dorf. Dann fiel ihm der Name des Constable ein.
    »Constable Langston?«
    Sie nickte und trank einen Schluck. Die Finger, die das Glas umschlossen, waren lang und schlank, ohne einen einzigen Ring. »Er hat Schnauz begraben.«
    »Wo?«
    Sie zuckte die Achseln und strich sich das Haar aus dem Gesicht. So häßlich die Geste bei Barbara stets wirkte, so schön war sie bei Stepha.
    »Ich weiß nicht genau. Wahrscheinlich irgendwo auf dem Hof.«
    »Aber wieso wurde der Hund nicht untersucht?« fragte Lynley nachdenklich.
    »Das war vermutlich nicht nötig. Man konnte ja deutlich sehen, wie das arme Tier umgekommen war.«
    »Wie denn?«
    »Seine Kehle war durchgeschnitten.«
    Er kramte in den Unterlagen und suchte die Bilder heraus. Kein Wunder, daß er es vorher nicht gesehen hatte, Teys' Körper, der über dem Hund lag, verdeckte es fast ganz. Er studierte das Foto aufmerksam.
    »Jetzt verstehen Sie, nicht wahr?«
    »Was meinen Sie?«
    »Können Sie sich vorstellen, daß Roberta Schnauz die Kehle durchgeschnitten hat?« Ein Ausdruck des Abscheus huschte über Stephas Gesicht. »Das ist einfach ausgeschlossen. Es tut mir leid, aber es ist unmöglich. Außerdem wurde nie eine Waffe gefunden. Sie hat dem armen Tier die Kehle doch bestimmt nicht mit dem Beil durchgeschnitten.«
    Noch während sie sprach, fragte sich Lynley zum erstenmal, wer eigentlich mit dem Verbrechen wirklich gemeint gewesen war: William Teys oder sein Hund.
    Angenommen, es war ein Einbruch geplant, dachte er. Dann hätte man den Hund vorher aktionsunfähig machen müssen. Er war alt, gewiß, nicht mehr fähig, jemanden anzugreifen, aber er hätte anschlagen und ein Riesenspektakel machen können, wenn er einen Fremden auf dem Hof ertappt hätte. Folglich mußte der Hund erledigt werden. Aber vielleicht ging es nicht schnell genug. Vielleicht bellte er doch, und Teys, der es hörte, kam in den Stall, um nach dem Rechten zu sehen. Da hatte auch er dran glauben müssen. Vielleicht, dachte Lynley, haben wir es hier gar nicht mit vorsätzlichem Mord zu tun, sondern mit einem Verbrechen ganz anderer Art.
    »Stepha«, sagte er nachdenklich und griff in seine Tasche. »Wer ist das?«
    Er reichte ihr die Fotografien, die er und Barbara in Robertas Kommode gefunden hatten.
    »Woher haben Sie die?«
    »Sie waren in Robertas Zimmer. Wer ist das?«
    »Das ist Gillian Teys, Robertas Schwester.« Sie betrachtete die Aufnahmen aufmerksam. »Roberta muß sie gut versteckt gehabt haben.«
    »Warum hat sie sie versteckt?«
    »Weil Gillian für William gestorben war, nachdem sie weggelaufen war. Sie ist durchgebrannt. Er warf alle ihre Sachen weg, verschenkte ihre Bücher und vernichtete jedes Foto, auf dem sie zu sehen war. Ihre Geburtsurkunde hat er verbrannt. Ich möchte wissen«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm, »wie es Roberta geschafft hat, diese Bilder zu retten.«
    »Warum hat sie sie überhaupt gerettet? Das erscheint mir noch wichtiger.«
    »Ach, das ist leicht. Roberta liebte Gillian abgöttisch. Weiß der Himmel, warum. Gillian hat der Familie nur Kummer gemacht. Sie war nicht zu bändigen. Sie trank und fluchte und war dauernd unterwegs, amüsierte sich auf Teufel komm raus, heute zu einer Party in Whitby, morgen mit irgendeinem Bengel weiß

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