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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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triffst du dich überhaupt noch mit mir?«
    »Das fragst du? Sogar jetzt noch? Wo alle es wissen?«
    Er verschränkte die Arme auf der Brust, als könne er sich so gegen ihren Anblick wappnen. Das Haar fiel ihr wirr auf die Schultern; ihre Lippen waren leicht geöffnet; ihre Wangen waren feucht vom Weinen und schimmerten im trüben Licht. Ihre Brüste ... Er zwang sich, nur ihr Gesicht anzusehen.
    »Du weißt, was passiert ist. Wir haben's tausendmal durchgekaut. Aber das ändert nichts an der Vergangenheit. Wenn du's nicht vergessen kannst, müssen wir aufhören, uns zu sehen.«
    Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. Er konnte sie nicht weinen sehen. Am liebsten wäre er durchs Zimmer gelaufen und hätte sie ganz fest in die Arme genommen. Aber das wäre sinnlos gewesen. Dann hätte nur alles wieder von vorn angefangen und wäre von neuem in der Katastrophe geendet.
    »Nein.« Sie weinte immer noch, aber ihre Stimme war leise. Sie hielt den Kopf gesenkt. »Das will ich nicht.«
    »Was willst du dann? Ich muß es wissen, denn ich weiß genau, was ich will, Danny, und wenn wir nicht beide das gleiche wollen, dann hat doch alles keinen Zweck.«
    Er bemühte sich krampfhaft, die Kontrolle zu behalten, aber es wollte ihm nicht gelingen. Er fürchtete, er würde vor lauter Enttäuschung gleich zu weinen anfangen.
    »Ich will dich«, flüsterte sie.
    »Das ist ja nicht wahr«, entgegnete er unglücklich. »Und selbst wenn es wahr wäre und wenn du mich hättest, würdest du mir bei jeder Gelegenheit die Vergangenheit vorhalten. Und das kann ich nicht aushalten, Danny. Ich habe genug.«
    Seine Stimme brach ihm beim letzten Wort.
    Sie hob ruckartig den Kopf. »Es tut mir leid«, flüsterte sie. Sie glitt vom Bett und kam auf ihn zu. Im Mondlicht sah ihr Körper aus wie gemeißelt. Er sah weg. Sie strich ihm mit weichen Fingern über die Wange. »Ich denke nie an deinen Schmerz«, sagte sie leise. »Nur an meinen eigenen. Es tut mir so leid, Ezra.«
    Er zwang sich, die Wand zu betrachten, die Zimmerdecke, das Fleckchen Nachthimmel hinter dem Fenster. Er wußte, wenn er ihr in die Augen sah, war er verloren.
    »Ezra?« Ihre Stimme war eine Liebkosung in der Dunkelheit. Sie strich ihm über das Haar und trat einen Schritt näher. Er konnte ihren Körperduft riechen, spürte ihre Brüste an seinem Körper. Ihre Hand senkte sich auf seine Schulter. Sie zog ihn näher.
    »Glaubst du nicht«, sagte sie, »daß wir beide verzeihen müssen?«
    Es ging nicht mehr. Er konnte ihrem Anblick nicht länger ausweichen. Er dachte nur noch, besser verloren als allein.

    Nigel Parrish wartete, bis sie aus dem Restaurant wieder in den Schankraum kamen. Er saß immer noch an seinem Stammplatz in der Ecke und genoß in aller Ruhe einen Courvoisier.
    Er betrachtete sie mit dem gleichen Interesse, das er im allgemeinen den Dorfbewohnern vorbehielt, ganz so, als würde er sie in den nächsten Jahren täglich sehen. Aber es lohnte sich auch, ihnen Zeit und intensive Betrachtung zu gönnen, fand er. Sie waren ein so bizarres Pärchen.
    Der Mann, dachte Nigel, sieht aus wie aus einem Modejournal. Anthrazitgrauer Anzug, maßgeschneidert natürlich, goldene Uhrkette über der Weste, Burberry nachlässig über eine Stuhllehne geworfen - wieso werfen Leute mit Geld eigentlich ihre Burberrys immer rum, als wären es nur Fetzen? -, elegante, tadellos geputzte Schuhe. Das sollte Scotland Yard sein?
    Die Frau entsprach da schon eher seinen Erwartungen. Sie war klein und ein etwas kantiger Typ. Das zerknitterte, fleckige Kostüm saß hinten und vorn nicht. Und noch dazu eine unmögliche Farbe, jedenfalls für sie. Himmelblau ist ja ganz hübsch, aber doch nicht für dich! Die Bluse war gelb und schmeichelte ihrem blassen Teint überhaupt nicht, ganz abgesehen davon, daß sie nicht richtig in den Rock gesteckt war. Und die Schuhe! Solide, feste Schuhe erwartete man bei einer Polizeibeamtin, und die trug sie auch. Aber dazu eine blaue Strumpfhose. Passend zum Kostüm? Gott, was für ein Anblick diese arme Person! Er schnalzte mitleidig mit der Zunge und stand auf.
    Er schlenderte zu dem Tisch bei der Tür, an dem sie sich niedergelassen hatten.
    »Scotland Yard?« fragte er im Konversationston, ohne sich vorzustellen. »Hat Ihnen schon jemand die Geschichte mit Ezra erzählt?«

    Nein, dachte Lynley, als er den Kopf hob, aber du wirst sie uns sicher gleich erzählen. Der Mann, der, mit dem Brandyglas in der Hand, vor ihnen stand, wartete offensichtlich auf

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