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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Gott wohin. Sie hatte nichts als Männer im Kopf. Irgendeinen hatte sie immer am Bändel, und dann ließ sie ihn zappeln wie den Fisch an der Angel. Bis sie eines Nachts vor elf Jahren plötzlich auf und davon ging. Sie ist nie zurückgekommen.«
    »Ging sie? Oder verschwand sie?« fragte Lynley.
    Stepha wich in ihrem Sessel zurück. Sie hob eine Hand zum Hals, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne, als könne die Geste sie verraten.
    »Sie ging«, sagte sie entschieden.
    Er ließ es dabei. »Warum?«
    »Ich denke, weil sie mit William nicht zurechtkam. Er war ziemlich streng und bieder, und Gillian hatte nur ihren Spaß im Kopf. Aber Richard - ihr Vetter - kann Ihnen wahrscheinlich mehr über sie sagen. Die beiden waren dicke Freunde, ehe er hier wegging.«
    Stepha stand auf, streckte sich und ging zur Tür.
    »Inspector«, sagte sie gedehnt.
    Lynley sah von den Fotos auf, glaubte, sie wolle ihm noch etwas über Gillian Teys sagen. Sie zögerte.
    »Möchten Sie - sonst noch etwas heute abend?«
    Das Licht aus dem Vestibül hinter ihr lag schimmernd auf ihrem roten Haar. Ihre Haut sah weich und schön aus. Ihre Augen drückten Wärme aus. Es wäre so einfach. Eine Stunde leichten Glücks. Leidenschaft. Ersehntes Vergessen.
    »Nein danke, Stepha«, zwang er sich zu sagen.

    Der Kel war im Gegensatz zu manch anderem Wasserlauf, der sich wild und ungebärdig aus den Highlands in die Täler stürzt, ein friedliches Flüßchen. Leise murmelnd zog er seine Bahn durch Keldale, um an der Ruine der alten Abtei vorbei dem Meer zuzustreben. Er liebte das Dorf, behandelte es gut, trat kaum je zerstörerisch über seine Ufer. Gern duldete er das Gasthaus an seinem Rand, grüßte plätschernd die Gemeindewiese und begleitete mit sanftem Rauschen das Leben der Menschen, die in den Häusern an seinem Wasser lebten.
    Olivia Odell wohnte in einem dieser Häuser auf der anderen Seite der Brücke, gegenüber vom Gasthaus, mit weitem Blick auf die Dorfwiese und die St.-Catherine's-Kirche. Es war das schönste Haus im Dorf, mit einem hübschen Vorgarten und einer Rasenfläche, die zum Fluß hin abfiel.
    Es war noch früh am Morgen, als Lynley und Barbara das Gartentor aufstießen, doch das unaufhörliche Weinen eines Kindes irgendwo hinter dem Haus sagte ihnen, daß seine Bewohner schon auf waren. Sie folgten den jammervollen Tönen und stießen auf ein kleines Mädchen, das mit gekrümmtem Rücken, den Kopf auf die hochgezogenen Knie gedrückt, auf der Hintertreppe des Hauses kauerte.
    Neben ihr hockte mit ernster, teilnahmsvoller Miene, wie ihnen schien, eine Stockente. Der Grund ihres Kummers war unschwer zu erraten: sie selbst oder, was wahrscheinlicher war, jemand anderer hatte ihr das rote Haar geschnitten und mit Unmengen von Öl oder Gel eingerieben, so daß es nun glatt und glitschig an ihrem Kopf klebte.
    Barbara und Lynley tauschten einen Blick.
    »Guten Morgen«, sagte Lynley freundlich. »Du bist sicher Bridie.«
    Das Kind hob den Kopf, grapschte ein Illustriertenbild und drückte es an seine Brust. Die Ente zwinkerte nur.
    »Was ist denn passiert?« erkundigte sich Lynley teilnahmsvoll.
    Bridies Trotz schmolz unter dem sanften Ton der fremden Stimme.
    »Ich hab' mir die Haare geschnitten«, jammerte sie. »Ich hab' mein ganzes Geld gespart und bin zu Sinji gegangen, aber sie sagte, sie könnte mir die Frisur nicht so machen, wie ich sie wollte, und sie wollte mir die Haare auch nicht schneiden, da hab' ich sie eben selbst geschnitten. Und jetzt ist es ganz furchtbar geworden, und Mama weint genau wie ich. Ich wollte es mit dem Haaröl von Hannah wieder richtig machen, aber es ist nichts geworden.« Sie endete mit einem kläglichen Schluckauf.
    Lynley nickte. »So ist das. Ja, es sieht tatsächlich ein bißchen seltsam aus, Bridie. Was wolltest du denn für eine Frisur?«
    »Die hier.« Sie hielt ihm die Abbildung hin und begann von neuem zu weinen.
    Das Bild zeigte Lady Di im eleganten schwarzen Abendkleid mit Brillantkollier und Ohrgehänge, frisiert wie geleckt, kein Härchen gekrümmt, ein blendendes Lächeln auf dem Gesicht.
    »Natürlich«, murmelte er.
    Bridie suchte jetzt bei ihrer Ente Trost, schlang einen Arm um sie und zog sie neben sich.
    »Dir ist das ganz egal, nicht, Dougal?« sagte sie zu dem Vogel.
    Dougal zwinkerte einmal kurz und machte sich daran, in Bridies Haar zu gründeln.
    »Dougal Duck?« fragte Lynley.
    »Angus McDougal McDuck«, antwortete Bridie und wischte sich die Nase am Ärmel ihres

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