01 - Im Netz der Luegen
Vorbeigehen.
»Danke, ihnen auch«, murmelte sie abwesend, während sie sich weiter mit ihrem Papierkram beschäftigte.
Wenig später stand Jayden in der Tür. »Ich habe mir überlegt, dass ich in den Zimmern mal Generalreinigung machen könnte, solange hier nichts anderes zu tun ist.«
Cassy nickte. »Das ist eine gute Idee, aber 203 ist belegt.«
»Gut, dann bis später«, lächelte er und liebevoll schaute Cassy ihm nach.
»Jayden, ich bin so froh, dass du da bist«, ging es ihr voller Zuneigung durch den Kopf.
Im gleichen Moment fiel ihr blitzartig ein, wo sie Samuel Conway schon einmal gesehen hatte – es war der Mann, den sie an jenem Morgen mit Jayden im Stadtpark gesehen hatte. Stirnrunzelnd starrte sie auf die Tür und überlegte, ob das wirklich sein konnte. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob es wirklich Jayden gewesen war, aber nachdem sie jetzt den Mann zu erkennen glaubte, war es vielleicht doch möglich.
Nervös stand sie auf und ging im Büro auf und ab. Die ganze Sache war mehr als seltsam, irgendetwas stimmte hier doch nicht.
Nachdem sie eine Weile hin und her überlegt hatte, ging sie entschlossen zum Schrank und nahm Jaydens Bewerbungsmappe heraus. Rasch setzte sie sich an den Schreibtisch und griff zum Telefon, wählte die Nummer, die auf dem Zeugnis des letzten Arbeitgebers angegeben war.
Sie wurde ein paar Mal weiterverbunden, um schließlich die gewünschte Information zu erhalten: Ein Jayden Turner war hier nicht bekannt.
Beunruhigt nahm sie das nächste Blatt, wählte die nächste Nummer und bekam die gleiche Auskunft. Auch bei den anderen drei Firmen die gleiche Antwort: »Kennen wir nicht, hat hier nie gearbeitet.«
Völlig verstört ließ sie den Kopf in die Hände sinken und hatte nur noch den einen Gedanken: »Jayden Turner, wer bist du?«
Kapitel 22
W eiß wie die Wand saß Cassy in ihrem Büro, während sie verzweifelt versuchte, Ordnung in ihr Gedankenchaos zu bringen.
Jayden hatte sie also belogen, zumindest was seine Vergangenheit betraf. Nach all den Vorfällen hier war sie zunächst versucht, das Schlimmste anzunehmen, war drauf und dran gewesen, zum Telefon zu greifen und die Polizei anzurufen. Aber dann dachte sie daran, wie liebevoll er in den letzten Tagen zu ihr gewesen war, wie fürsorglich er sich um sie gekümmert hatte. Sie sah seine grauen Augen vor sich, sah, wie er sie zärtlich anlächelte, und sie konnte und wollte einfach nicht glauben, dass er irgendetwas mit den Morden zu tun hatte.
Sowohl bei ihrer Arbeit im Reisebüro als auch hier im Hotel hatte sie mit so vielen Leuten zu tun gehabt, dass sie eigentlich eine sehr gute Menschenkenntnis besaß, und sie weigerte sich zu glauben, dass sie sich so ihn ihm getäuscht haben konnte. Auch wenn er scheinbar etwas verbarg, er war kein schlechter Mensch, dessen war sie sich völlig sicher, es konnte etliche Gründe dafür geben, dass er ihr falsche Zeugnisse vorgelegt hatte.
Nervös überlegte sie hin und her und kam doch zu keiner befriedigenden Erklärung. Irgendwann klappte sie frustriert die Mappe zu und räumte sie wieder weg, während sie sich vornahm, am Abend mit Jayden zu reden.
Egal wie ihre Gefühle füreinander waren, er hatte sie belogen, und sie hatte ein Recht darauf, zu erfahren warum.
Frustriert vergrub Cassy sich den restlichen Tag im Büro und wühlte in ihren Unterlagen herum, während ihre Gedanken unablässig um Jayden kreisten. Sie unterdrückte den Wunsch, sofort mit ihm zu reden, sie musste sich erst einmal ein wenig beruhigen und versuchen, einen klaren Kopf zu bekommen.
Als sie am späten Nachmittag das Büro verließ, standen Jayden und Samuel Conway zusammen in der Halle und sprachen leise miteinander. Cassy zuckte zusammen, sie schien sich also nicht geirrt zu haben.
»Hallo Miss Barnes, ich habe gerade gefragt, ob vielleicht die Möglichkeit besteht, etwas zum Abendessen zu bekommen«, erklärte Mr. Conway freundlich. »Natürlich nur, wenn es nicht zu viele Umstände macht, ich weiß ja, dass Sie eigentlich nur ein Frühstück anbieten.«
Cassy zögerte, sie hatte tatsächlich nur Lebensmittel fürs Frühstück hier, sie würde etwas im Wohnhaus zubereiten müssen.
»Ich könnte Ihnen drüben etwas kochen«, bot sie zurückhaltend an.
»Das wäre sehr nett, es braucht auch nur eine Kleinigkeit zu sein, ich habe einfach nur keine Lust noch lange herumzulaufen und nach einem Restaurant zu suchen.«
»Gut, ich schaue, was ich tun kann.«
Ohne Jayden anzusehen,
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