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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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irgendeine Veränderung gibt«, versprach sie. »Er ist
stark, Lily. Er wird durchkommen.«
    Wäre es
nicht um Neville gegangen, Lily hätte sehr wohl gewusst, dass Elizabeth die
Wahrheit sagte. Aber es bedeutete ihr so viel, ihn überleben zu sehen, dass sie
daran zweifelte.
    Zu
ihrer eigenen Verwunderung fiel sie vier Stunden in einen traumlosen, tiefen
Schlaf. Als sie nach Dolly läutete, teilte ihre Zofe ihr mit, dass Seine
Gnaden, der Herzog von Portfrey, sie auf ein paar Minuten ihrer kostbaren Zeit
in den Salon bat, bevor sie wieder ins Krankenzimmer zurückkehrte.
    Lily
hatte alle Gedanken an das, was in Vauxhall geschehen war, vehement aus ihrem
Bewusstsein verbannt. Das war natürlich leichter gesagt als getan, aber sie
hatte es abgelehnt, sich mit dem beängstigenden Ereignis auseinander zu setzen.
Sie konnte es sich nicht leisten. Sie brauchte all ihre emotionale Kraft für
Neville. Aber der Schrecken befiel sie von neuem, als sie erfuhr, dass der
Herzog von Portfrey unten war - und mit dem Schrecken kam auch die
Erinnerung, dass er irgendwann zwischen ihrem Spaziergang mit den anderen und
ihrer Rückkehr in Vauxhall aufgetaucht war. Und er hatte einen langen,
schwarzen Umhang getragen.
    Trotzdem
ging sie in den Salon hinunter.
    Er kam
mit ausgestreckten Armen auf sie zugeeilt. »Lily, mein Liebes«, sagte er. Sein
schönes Gesicht war von Sorgenfalten durchzogen.
    Lily
lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und hielt mit beiden Händen den
Türknauf umklammert.
    Er ließ
die Hände sinken und blieb ein paar Schritte von ihr entfernt stehen. »Wir
konnten ihn nicht fassen«, sagte er. »Es tut mir so Leid. Hast du ihn gesehen,
Lily? Hattest du eine gute Sicht auf ihn? Kannst du dich außer dem Umhang und
der Pistole an irgendetwas erinnern?«
    »Wart
Ihr es?« Sie flüsterte.
    Er
starrte sie mit scheinbarem Unverständnis an. »Was?«,
    sagte
er.
    »Wart
Ihr es, der auf Neville geschossen hat?« Sie sprach jetzt laut.
    Eine
ganze Zeit lang, so schien es, sagte er nichts. »Wie kommst du darauf, dass ich
es gewesen sein könnte?«, fragte er dann.
    »Ihr
wart es auf dem Rhododendronweg«, sagte sie. »Wart Ihr es auch im Wald? Und
wart Ihr es, der den Stein über die Klippe geworfen und versucht hat, mich auf
den Felsen zu töten? Wart Ihr es, der versuchte, mich mit dem Pferd im Hydepark
über den Haufen zu reiten? Ich weiß, dass ich in Vauxhall das Ziel war, nicht
Neville. Wart Ihr es?« Seltsamerweise fühlte sie sich sehr ruhig. Sein Gesicht,
bemerkte sie, hatte alle Farbe verloren.
    »Man
hat versucht, dich auf Newbury umzubringen?«, fragte er. »Und im
Hydepark?«
    »Ich
sah eine Gestalt auf dem Rhododendronweg«, sagte sie, »die dastand und nach mir
Ausschau hielt - ich saß aut einem Baum. Und dann ging ich auf dem Weg
zurück und da wart Ihr. Warum wollt Ihr meinen Tod?«
    Er
schloss die Augen und legte den Kopf in beide Hände. »Es gibt nur eine einzige
Erklärung«, murmelte er. Er öffnete die Augen und sah sie an. »Aber wie zum
Teufel soll ich es beweisen?« Er blinzelte und sah sie mit festerem Blick an.
»Lily, es war nicht ich. Ich schwöre es. Ich wünsche dir nichts Böses. Im
Gegenteil. Wenn du nur wüsstest ...« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen
Beweis ... für nichts. Bitte glaube mir, dass ich es nicht war.«
    Und
plötzlich kamen ihr ihre Verdächtigungen lächerlich vor. Sie konnte sich nicht
mehr erklären, weshalb sie jemals daran geglaubt hatte. Aber andererseits war
schon die Vorstellung an sich lächerlich, dass jemand sie umbringen wollte. Und
man konnte von einem bisher erfolglosen Mörder wohl kaum erwarten, dass er
gestand, sein Opfer bereits seit gut einem Monat zu verfolgen.
    »Um
deines eigenen Seelenfriedens willen«, sagte er, »bitte glaube mir. Oh, Lily,
wenn du nur wüsstest, wie sehr ich dich liebe.«
    Sie
fuhr voller Entsetzen zurück und presste sich so gegen die Tür, dass sich ihr
der Knauf schmerzvoll in den Rücken bohrte. Was meinte er? Er liebte sie?
Was sollte das heißen? Aber es konnte nur eines bedeuten. Dabei hätte er ihr
Vater sein können. Und er war mit Elizabeth liiert - oder etwa nicht?
    Seine
Gnaden fuhr sich mit der Hand durch das ergrauende Haar und atmete tief durch.
»Vergib mir«, sagte er. »Ich war noch nie so unbeholfen. Geh hinauf zu
Kilbourne, Lily, und bitte Elizabeth, zu mir zu kommen, wenn du so gut sein
möchtest. Und tu mir die Ehre an, mir zu vertrauen, ich bitte dich.«
    Sie gab
keine Antwort. Sie drehte sich

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