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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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morgen
warten werde.«
    ***
    Sir Samuel Wollston
und Lady Mary hatten mit ihren vier Söhnen die fünf Meilen nach Newbury Abbey
zurückgelegt, um ein letztes Mal mit den Familienmitgliedern zu dinieren, die
vorhatten, am folgenden Tag abzureisen. Lauren und Gwen waren vom Witwenhaus
herübergekommen. Der Herzog und die Herzogin von Anburey, Joseph und Wilma, die
Gräfinwitwe und Elizabeth waren mit ihnen im Salon, als Neville eintrat und
sich in Lilys Namen entschuldigte. Sie habe Kopfschmerzen, ließ er die
Anwesenden wissen.
    »Das
arme Kind«, sagte Tante Mary. »Ich selbst werde von Migräne geplagt und weiß,
wie sie leiden muss.«
    »Es ist
eine verflixte Schande, Nev«, sagte Hal Wollston. »Ich habe mich darauf
gefreut, Lily wiederzusehen. Es macht Spaß, sich mit ihr zu unterhalten.«
    »Das
tut mir Leid, Neville«, sagte Lauren. »Würdest du ihr meine besten
Genesungswünsche ausrichten, wenn du sie später siehst?«
    Neville
verbeugte sich vor ihr.
    »Es war
sehr vernünftig von ihr, nicht herunterzukommen, wenn sie Kopfschmerzen hat«,
sagte Elizabeth.
    Die
Gräfinwitwe war nicht ganz so verständnisvoll. Sie wandte sich in ruhigem Ton
beiläufig an Neville. »Dies gehört zu der Art von Familienereignissen«, sagte
sie, »bei denen es wichtig ist, dass die Gräfin an deiner Seite erscheint,
Neville. Werden diese Kopfschmerzen jetzt regelmäßig auftreten? Ich bin
erstaunt. Lily scheint mir nicht zu den Frauen zu gehören, die an nervösen
Beschwerden leiden.«
    »Sie
hat Kopfschmerzen, Mama«, sagte er steif, »und ist somit entschuldigt.«
    Die
Wahrheit würde er natürlich nicht lange verbergen können. Es wäre möglich gewesen,
hätte Lily seinen Plänen zugestimmt, wie er es fraglos erwartet hatte.
Tatsächlich konnte sein Verstand immer noch nicht die unumstößliche Tatsache
fassen, dass er nicht mit Lily verheiratet war und es auch nicht sein würde.
Dass er keinen Anspruch auf sie hatte. Dass sie ihn verließ. Dass er sie nach
dem nächsten Morgen nie wiedersehen würde.
    Dennoch
hatte es die letzte Nacht gegeben.
    Aber
zunächst hatte er diesen Abend durchzustehen. Er hatte vor, die Scharade zu
Ende zu bringen, die er mit der Ankündigung von Lilys Krankheit begonnen hatte.
Alle anderen schienen fröhlich aufgelegt zu sein, vielleicht aufgrund der
Anwesenheit einiger junger Leute. Selbst der junge Derek Wollston, erst
fünfzehn Jahre alt, hatte die Erlaubnis bekommen, mit den Erwachsenen zu
dinieren. Aber Neville überlegte es sich anders. Wie die Dinge standen, würde
er genügend Briefe mit Erklärungen zu schreiben haben. Dieser Abend bot die
passende Gelegenheit, zumindest einigen der am nächsten Betroffenen die
Neuigkeit mitzuteilen.
    Und so,
nachdem das letzte Gedeck vom Tisch entfernt worden war und seine Mutter den
Damen das Signal gegeben hatte, sich in den Salon zurückzuziehen, um die Herren
ihrem Port zu überlassen, ergriff er das Wort.
    »Ich
bitte dich, noch einen Augenblick zu bleiben, Mama«, sagte er und hob die
Stimme, so dass sie am ganzen Tisch verstanden werden konnte. »Auch die anderen
Damen, bitte. Ich habe etwas zu sagen.«
    Seine
Mutter setzte sich mit einem Lächeln wieder hin und aller Augen richteten sich
auf ihn. Er spielte einen Augenblick mit dem einzigen Löffel, der vor ihm auf
dem Tisch verblieben war. Er hatte sich seine Worte nicht zurechtgelegt. Er
hatte einstudierte Reden immer verabscheut. Er blickte auf und sah die
einzelnen Mitglieder seiner Familie an. Die meisten betrachteten ihn mit
höflichem Interesse - vielleicht erwarteten sie eine Abschiedsrede für
diejenigen, die abreisten. Einige lächelten. Joseph zwinkerte ihm zu. Elizabeth
blickte angespannt zu ihm hinüber, als ob sie in seiner Haltung etwas erkannte,
das die anderen noch nicht gesehen hatten.
    »Lily
hat keine Kopfschmerzen«, sagte er.
    Die
Stille bekam eine entschieden unangenehme Note. Onkel Samuel räusperte sich.
Tante Sadie fingerte an ihrer Perlenkette herum.
    »Sie
hat heute Nachmittag erfahren«, sagte er, »dass sie nicht meine Frau ist.
Zumindest nicht rein rechtlich gesehen.«
    Die
angespannte Stille ging in einem aufgeregten Stimmengewirr unter, als alle
gleichzeitig versuchten, ihn auszufragen. Neville hob die Hand und alle
verstummten so plötzlich, wie sie zu sprechen begonnen hatten.
    »Seit
dem Tag ihrer Ankunft hatte ich die Vermutung, dass es sich so verhalten könnte«,
sagte er und fuhr fort, dieselbe Erläuterung zu geben, die er vorher Lily
gegeben hatte. Es

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