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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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war nicht ausreichend, dass die Trauung tatsächlich
stattgefunden und ein rechtmäßig ordinierter Priester sie durchgeführt hatte.
Es war nicht ausreichend, dass er und Lily sich gegenseitig das Ehegelübde
gegeben hatten und dass einer der Zeugen immer noch lebte, um es zu bestätigen.
Es gab Formalitäten, die erfüllt werden mussten, bevor eine Ehe in den Augen
der Kirche und des Staates gültig war. Und jene Formalitäten waren in ihrem
Fall nicht erfüllt worden, weil Reverend Parker-Rowe gefallen war und die
Papiere, verloren gegangen waren. Einer der Zeugen war einen Monat später bei
Ciudad Rodrigo gefallen.
    »Also
ist Lily nicht deine Frau«, sagte der Herzog von Anburey überflüssigerweise,
nachdem Neville geendet hatte. »Du warst niemals mit ihr verheiratet.«
    »Ich
muss schon sagen!«, rief Hal entsetzt aus.
    »Lily
ist also nicht die Gräfin von Kilbourne«, sagte Tante Mary kopfschüttelnd und
wirkte leicht betäubt. »Ich wundere mich nicht, dass sie Migräne hat, das arme
Geschöpf. Du trägst immer noch den Titel, Clara.«
    Die
meisten der am Tisch Versammelten hatten einen Kommentar abzugeben -
außer der Gräfin, die ihn schweigend anstarrte, und Joseph, der ihn mit
zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete, und Lauren, die ausdruckslos über
den Tisch blickte.
    »Aber,
Neville.« Elizabeth beugte sich vor und wie so oft, wenn sie sprach,
verstummten alle anderen, um zuzuhören. »Du hast doch gewiss vor, die
Anstandsregeln zu wahren, indem du Lily erneut heiratest, oder?«
    Aller
Augen richteten sich auf Neville. Er versuchte zu lächeln und versagte kläglich.
»Sie will mich nicht«, sagte er. »Sie hat mich zurückgewiesen und lässt sich
nicht umstimmen.«
    »Was?«
Die Gräfin äußerte sich zum ersten Mal.
    »Ich
hatte vor, morgen früh mit ihr nach London aufzubrechen, Mama«, sagte er. »Wir
hätten dort mit einer Sondergenehmigung im Stillen geheiratet und niemand außer
ihr und mir hätte jemals davon erfahren. Aber sie will nicht. Sie will mich
nicht heiraten.«
    Unerwarteterweise
lächelte Elizabeth, als sie sich in ihren Stuhl zurückfallen ließ. »Nein, das
will sie nicht«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu jemand anderem.
    Es war
Gwendoline, die eine mögliche Schlussfolgerung des soeben Gehörten aussprach.
Sie legte die Hände an den Busen und ihre Augen leuchteten auf.
    »Oh,
aber das ist ja wundervoll!«, rief sie aus und lächelte ihren Bruder liebevoll
an. »Du und Lauren könnt nun doch noch heiraten, Nev. Du kannst einen neuen
Hochzeitstermin anberaumen und wir können neue Pläne machen. Eine
Sommerhochzeit wird noch bezaubernder werden als eine Hochzeit im Frühling. Du
kannst Rosen tragen, Lauten.«
    Nevilles
Hand krampfte sich um den Löffel. Er holte Luft, um zu antworten, aber Lauten
sprach zuerst, mit tonloser Stimme.
    »Nein«,
sagte sie. »Nein, Gwen. Die vergangenen neun Tage können nicht so einfach
ungeschehen gemacht werden. Nichts kann so sein, wie es vorher war.« Sie hob
die Augen und sah ihn an. »Oder, Neville?«
    Er
wusste nicht, ob sie sich wünschte, dass er ihre Worte bekräftigte, oder ob sie
ihn bat, ihr zu widersprechen. Er konnte ihr nur Offenheit bieten. Er
schüttelte den Kopf.
    »Die
Wahrheit ist«, sagte er, »dass ich Lily in Treu und Glauben das Eheversprechen
gegeben habe. Ich hatte voll und ganz vor, es für den Rest meines Lebens in
Ehren zu halten. Macht es irgendeinen Unterschied, dass es nicht rechtsverbindlich
ist? Ist es nicht moralisch verbindlich? Und würde ich wünschen, dass es nicht
so wäre? Ich betrachte Lily als meine Frau. Ich denke, das werde ich immer tun.«
    Lauren
senkte wieder die Augen. Es war unmöglich zu erkennen, ob sie zufrieden oder
enttäuscht war. Bei Lauren wusste man selten, was tief in ihrem Innern vorging.
Würde stand für sie immer an erster Stelle. Auch jetzt war sie würdevoll -
und bleich und schön. Er empfand schmerzlich tiefe Zuneigung zu ihr. Und sehnte
sich danach, sie von dem Schmerz zu befreien, den sie gewiss empfand. Aber er
konnte nichts für sie tun.
    »Das
ist absurd, Neville«, sagte seine Mutter entschieden. »Stehst du etwa über dem
Staat? Über der Kirche? Wenn die Kirche sagt, dass du nicht verheiratet bist,
dann bist du es selbstverständlich auch nicht. Und es ist deine Pflicht, eine
Dame zu heiraten, die deinem Stand entspricht und in der Lage ist, dir Erben zu
schenken.«
    Lily
war keine Dame; sie entsprach nicht seinem Stand, nach ihrem eigenen Bekenntnis
war sie nicht

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