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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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fähig, ihm Erben zu schenken. Aber Lily war seine Frau.
    »Die
ganze Geschichte wird ein neuntägiges Wunder bleiben, darf ich wohl behaupten«,
sagte der Herzog. »Die adelige Gesellschaft wird von der Geschichte entzückt
sein und sie wieder vergessen, sobald eine andere Sensation oder ein Skandal
ihr den Kopf verdreht. Deine Mutter hat Recht, Neville, du musst dein
vorheriges Leben so bald wie möglich wieder aufnehmen. Heirate jemanden deines
Standes. Ich möchte ja Lily gegenüber nicht herzlos erscheinen, aber ...«
    »Dann
lass es auch, Onkel Webster«, sagte Neville ruhig aber so bestimmt, dass sein
Onkel mitten im Satz abbrach und errötete. »Sollte irgendjemand vorhaben, Lily
zu verunglimpfen, so möchte ich denjenigen davon in Kenntnis setzen, dass ich
ihre Ehre auf jegliche Art und Weise, die ich für notwendig erachte,
verteidigen werde - und zwar genauso, als würde die ganze Welt sie als
meine Frau anerkennen.«
    »Oh,
Donnerwetter«, sagte Richard Wollston. »Bravo, Nev.«
    »Halt
deinen Mund«, befahl ihm sein Vater barsch.
    »Die
Gemüter erhitzen sich«, sagte Elizabeth und fuhr fort, um ein Thema
anzusprechen, über das sich scheinbar niemand Gedanken gemacht hatte -
außer Neville, der sich damit gequält hatte, seit Lily ihn am frühen Nachmittag
in der Bibliothek allein gelassen hatte. »Was soll aus Lily werden, Neville?
Was wird sie tun? Soweit ich weiß, hat sie in England keine Familie.«
    »Sie
will nach London gehen und sich dort nach einer Anstellung umsehen«, sagte er.
»Der Gedanke macht mir Angst. Ich hoffe, dass sie mir wenigstens gestatten
wird, etwas für sie in die Wege zu leiten und ihr ein annehmbares Zuhause zu
suchen. Aber ich fürchte, sie wird nicht zustimmen. Sie ist eine stolze Frau
und eine starrköpfige noch dazu.«
    Gwendolines
Augen schwammen in Tränen. »Ich schäme mich ja so«, sagte sie. »Mein erster
Gedanke war, was dies für unser Glück bedeuten könnte - Laurens und
Nevilles und meines - ich fragte mich nicht einmal, was mit Lily
geschehen würde. Ich wünsche mir ... o ja, ich wünsche mir wirklich, dass sie
niemals in unser Leben getreten wäre. Aber sie war da und ich habe sie, ohne es
zu wollen, gern gehabt. jetzt tut es mir für sie furchtbar Leid. Sie wird doch
nicht einfach fortgehen, Nev?«
    »Sie
hat versprochen, es nicht zu tun«, versicherte er ihr.
    »Neville«,
sagte Elizabeth, »vielleicht kann ich etwas für Lily tun. Ich habe Verbindungen
in London und empfinde für sie eine große Zuneigung, auch wenn sie mit ihrem
Erscheinen das Glück meiner armen Lauren zerstört hat. Wirst du mir erlauben,
mit ihr zu reden?«
    »Ich
bitte darum, Elizabeth«, sagte er. »Vielleicht kannst du sie überreden, ihre
Meinung zu ändern? Mich doch noch zu heiraten?«
    »Handle
nicht voreilig«, riet der Herzog. »Dir ist eine zweite Chance zuteil geworden,
deine Gräfin mit Bedacht zu wählen. Du tätest gut daran, dir die Zeit zu
nehmen, deine Entscheidung nach reiflicher Überlegung zu treffen, statt aus dem
Bauch heraus zu handeln.«
    Elizabeth
erhob sich. »Wo ist sie?«, fragte sie. »In ihrem Zimmer?«
    »Ich
denke schon«, sagte er. Man konnte bei Lily nie sicher sein, aber dort war sie
gewesen, als er zum Dinner heruntergekommen war. Sie hatte sich in einem Sessel
am Fenster zusammengerollt und hinausgestarrt. Sie hatte sich nicht umgedreht,
um ihn anzusehen, und hatte auch nicht auf seine Fragen geantwortet; sie hatte
lediglich, eher abwehrend als gleichgültig, mit den Schultern gezuckt. Ihm war
aufgefallen, dass sie sich umgezogen hatte und wieder ihr altes Baumwollkleid
trug.
    »Dann
gehe ich jetzt zu ihr nach oben«, sagte Elizabeth, »wenn ihr mich bitte
entschuldigen würdet.«
    Mit
Verspätung bemerkte Neville, dass Forbes schweigend am Sideboard stand. Aber es
spielte keine Rolle. Eine solche Wahrheit wie die, dass er und Lily nicht
verheiratet waren, konnte man sowieso nicht vor den Dienstboten verheimlichen.
Sie konnten sie genauso gut vom Butler erfahren, als sich häppchenweise in
einer Mischung aus Gerücht und Wahrheit im Laufe der nächsten Tage
zusammenzureimen.
    »Vielleicht«,
sagte Neville, erhob sich ebenfalls und stieß den Stuhl mit den Kniekehlen
zurück, »sollten wir uns alle in den Salon zurückziehen. Mir ist nicht danach,
mich in der nächsten halben Stunde dem Port hinzugeben.«
    Derek
und sein siebzehnjähriger Bruder William sahen schon fast lächerlich enttäuscht
aus. Das Gelächter, das Neville unterdrücken musste,

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