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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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den Teig zu einem flachen Fladen aus, den er dann ein paar Mal in die Luft warf und mit dem Ende des Nudelholzes wieder auffing. Mit einer schnellen Handbewegung schleuderte er den Teig auf ein gewölbtes Gestell, das mit Stofflappen bedeckt war und von einem vierten Mann gehalten wurde. Dieser vierte stand in einer Grube, die in den Zementboden eingelassen war. Nur Kopf, Schultern und Arme waren zu sehen. Der Boden um den vorderen Rand der Grube war mit Lappen abgedeckt, um den Mann vor der Hitze des angrenzenden offenen Ofens zu schützen. Immer mit der gleichen fortlaufenden Bewegung warf er jedes Mal eine fertiggebackene Portion Lawasch heraus. An diesem Tag warteten wir unverhältnismäßig lange auf unser Brot, und ich machte mir schon Sorgen, wie Moody darauf reagieren würde. Als wir endlich an der Reihe waren, legten wir das Geld auf den Boden, hoben das frische Lawasch auf und nahmen es uneingepackt, so wie es war, mit nach Hause. Während wir nach Hause eilten, erklärte ich Mahtab, dass sie ihrem Daddy nichts von Hamid und dem Telefongespräch erzählen durfte. Aber meine Belehrung war unnötig. Meine fünfjährige Tochter wusste längst, wer ihr Freund und wer ihr Feind war.
    Moody wollte nicht glauben, dass diese einfache Besorgung so lange gedauert hatte. Ich log, um Ärger zu vermeiden, und behauptete, dass wir in einer Bäckerei in einer unendlich langen Schlange gestanden hatten, nur um, als wir schließlich an der Reihe waren, festzustellen, dass kein Brot mehr da war. Also mussten wir einen anderen Bäcker suchen. Ich wusste nicht, ob er an meiner Geschichte zweifelte oder ob ihn die Briefe der Botschaft gewarnt hatten, jedenfalls wurde Moody in den nächsten Tagen immer streitsüchtiger und drohte mir offen. Dann gab es noch größeren Ärger um einen Brief von meiner besorgten Mutter. Bisher hatte Moody alle Briefe, die von meinen beunruhigten Familienangehörigen und von Freunden geschickt worden waren, abgefangen. Aber aus irgendeinem Grunde brachte er mir nun einen ungeöffneten Briefumschlag, der in der Handschrift meiner Mutter adressiert war. Es war das erste Mal, dass ich ihre Schrift sah, seitdem ich mich im Iran befand. Moody saß neben mir auf dem Boden und schaute mir über die Schulter, als ich den Brief las. 
    Darin stand: Liebe Betty, liebe Mahtab! Wir haben uns solche Sorgen um Euch gemacht. Schon bevor Ihr abgereist seid, habe ich geträumt, dass so etwas passieren würde, dass er euch dort hinbringen und nicht mehr nach Hause lassen würde. Ich habe es dir nie gesagt, weil ich mich nicht einmischen wollte. Aber jetzt hatte ich wieder einen Traum, in dem Mahtab ein Bein bei einer Bombenexplosion verloren hat. Wenn einer von Euch beiden je etwas zustoßen sollte, soll er immer von seinem schlechten Gewissen verfolgt werden. Es ist alles seine Schuld...
    Moody riss mir den Brief aus der Hand. »Das ist ein Haufen Unsinn!«, schrie er. »Ich werde nicht zulassen, dass du noch einmal einen Brief von ihnen bekommst oder jemals wieder mit ihnen sprichst.« In den folgenden Tagen achtete er darauf, dass er uns bei unseren Besorgungen begleitete, was mich vor Angst zittern ließ, wenn wir an Hamids Geschäft vorbeigingen. 
    Bisher schien Moody vergessen zu haben, dass es eine Welt außerhalb des Irans gab, aber seine Verantwortungslosigkeit holte ihn auch um die halbe Welt ein. Bevor wir die Vereinigten Staaten verließen, hatte Moody wie verrückt Geld ausgegeben. Ohne mein Wissen hatte er damals für mehr als viertausend Dollar großzügige Geschenke für seine Verwandten mit Kreditkarten gekauft. Wir hatten einen Mietvertrag für ein Haus in Detroit unterschrieben, aber jetzt war niemand mehr da, der die sechshundert Dollar monatlich an den Vermieter zahlte. Keiner kam für unsere Nebenkosten auf. Mittlerweile waren wir sogar beim Finanzamt im Rückstand. Wir hatten immer noch Ersparnisse, die wir während der Jahre angesammelt hatten, als Moody seinen lukrativen Job hatte. Heimlich hatte Moody große Beträge von unseren Bankkonten abgezogen, bevor wir in den Iran gefahren waren, wollte aber nicht unser gesamtes Vermögen liquide machen, weil mich das sicherlich auf seine Pläne aufmerksam gemacht hätte. Wir hatten ein Haus voll teurer Möbel und zwei Autos. Uns gehörte auch ein Mietshaus in Corpus Christi. Einige zehntausend Dollar hatten wir vermögenswirksam angelegt, und Moody war fest entschlossen, das gesamte Kapital in den Iran zu transferieren. Er hatte keine

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