01 - Nicht ohne meine Tochter
Ahnung, dass ich mich mit entgegengesetzten Instruktionen an das Außenministerium gewandt hatte, und er machte keinerlei Anstalten, seinen Zahlungsverpflichtungen in Amerika nachzukommen. Er wollte vor allem nicht, dass auch nur ein Pfennig seines Geldes der amerikanischen Staatskasse zufloß. »Ich werde nie wieder einen Pfennig Steuern in den Vereinigten Staaten bezahlen.«, gelobte er. »Damit bin ich fertig. Von mir kriegen die kein Geld mehr.« Dennoch wusste Moody, dass, wenn die ausstehenden Rechnungen nicht bezahlt wurden, unsere Gläubiger uns gegebenenfalls verklagen konnten, um ihr Geld plus Zinsen und Säumnisgebühren zurückzufordern. Jeden Tag, der verstrich, wurde unser Vermögen weniger. »Deine Eltern sollten alles verkaufen und uns das Geld schicken!«, maulte Moody, als wäre die finanzielle Misere mein Fehler gewesen, und wären meine Eltern dafür verantwortlich, sie wieder in Ordnung zu bringen.
Typisch für Moody war seine Unfähigkeit zu handeln, und mit jedem weiteren Tag wurde unsere Rückkehr in die USA weniger wahrscheinlich. Er brachte sein Leben - unser Leben - so sehr durcheinander, dass es nicht mehr in Ordnung zu bringen war. Zu Hause in den Vereinigten Staaten würde er von Gläubigern belagert werden, und - auch das musste ihm klar sein - ich würde mich von ihm scheiden lassen. Und bisher war seine medizinische Qualifikation hier im Iran für ihn wertlos gewesen. Der Druck, der auf ihm lastete, war unerträglich geworden, was sich in wachsender Reizbarkeit gegenüber den Mitmenschen äußerte. Mahtab und ich zogen uns immer mehr von ihm zurück und vermieden, wenn es uns gelang, auch den geringsten Kontakt. Moodys unruhige Augen signalisierten große Gefahr.
Bauarbeiter begannen mit Reparaturen an der Kanalisation in der Nachbarschaft. Zwei Tage lang hatten wir kein Wasser. Das schmutzige Geschirr türmte sich auf. Was schlimmer war, ich hatte keine Möglichkeit, unser Essen ordentlich zu säubern. Als Mammal meine Klagen hörte, versprach er, uns am nächsten Abend in ein Restaurant einzuladen. Da Moodys Familie so gut wie nie zum Essen ausging, stand uns ein außergewöhnliches Ereignis bevor. Am nächsten Nachmittag versuchten Mahtab und ich, anstatt das Abendessen vorzubereiten, uns so gut wie das unter diesen Umständen möglich war, zurechtzumachen. Wir waren fertig, als Mammal von der Arbeit heimkam, aber er war müde und knurrig. »Nein, wir gehen nicht aus.«, brummte er. Wieder nur Ta'arof. Mahtab und ich waren beide enttäuscht: Wir hatten sowieso schon wenig genug, was unser Leben aufheiterte. »Wir könnten doch einfach ein Taxi nehmen und allein ausgehen.«, schlug ich Moody vor, als er, Mahtab und ich zusammen in der Diele saßen. »Nein, wir gehen nicht aus.«, erwiderte er. »Bitte!« »Nein. Wir wohnen in ihrem Haus, und wir können nicht ohne sie gehen. Wenn sie nicht weggehen wollen, kochst du eben was.« Im Augenblick der Enttäuschung vergaß ich meine Vorsicht. Ich dachte nicht an meine Machtlosigkeit, sondern machte dem Ärger, der sich in mir aufgestaut hatte, Luft und schnauzte: »Gestern haben wir beschlossen, dass wir heute essen gehen wollen. Und jetzt hat Mammal keine Lust.«
Mir erschien Mammal als der Hauptschuldige meines Unglücks. Er war derjenige gewesen, der uns zuerst in den Iran eingeladen hatte. Ich konnte sein blödes Grinsen noch sehen, als er mir damals in Detroit versicherte, dass seine Familie es niemals zulassen würde, wenn Moody mich gegen meinen Willen im Iran festhalten wollte. Ich stand auf, sah auf Moody hinab und stieß hervor: »Er ist ein Lügner. Er ist ein ganz gemeiner Lügner!« Moody sprang auf, und sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn. »Du nennst Mammal einen Lügner?«, brüllte er. »Ja! Ich nenne ihn einen Lügner!«, schrie ich. »Und du bist auch einer. Ihr sagt beide dauernd Dinge ...« Mein Wutausbruch wurde gewaltsam durch Moodys geballte Faust unterbrochen, die mich voll an der rechten Schläfe traf. Ich taumelte zur Seite und war einen Moment lang zu verblüfft, um überhaupt Schmerz zu empfinden. Ich merkte, dass Mammal und Nasserine den Raum betraten, um zu sehen, was da für ein Tumult war, und hörte Mahtabs entsetzliches Kreischen und Moodys wütende Flüche. Die Diele drehte sich vor meinen Augen.
Ich stolperte ins Schlafzimmer und hoffte, einen Zufluchtsort gefunden zu haben, wo ich mich einschließen konnte, bis Moodys Wut verraucht war. Mahtab folgte mir heulend. Ich erreichte
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