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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Roben gehüllten Priester an. »Hört uns, hört Eure ergebensten Schüler. Diejenigen, welche Euren Feinden dienten, sind zerstreut, ihre Schwerter und Schilde zerbrochen. Seht, wie die letzten von ihnen fallen!«
    In der Schüssel der Visionen erschien ein Meer von Mogaunkriegern, die Äxte und Speere schwangen. Sie umringten etwa ein Dutzend gepanzerte kaiserliche Soldaten, in deren Mitte ein Mann in einer silbernen Rüstung stand, der eine Krone trug und ein langes Zweihandschwert führte. Der Kaiser stand neben einem kleinen Baum, dessen Blätter glitzerten und glühten. Obwohl die letzten seiner Gefolgsleute einer nach dem anderen fielen, schien er jedoch Kraft aus dem Baum zu ziehen und hielt die auf ihn einströmenden Angreifer in Schach. Schließlich teilte sich die Woge der angreifenden Mogaun, als einer von ihnen, größer und kräftiger als die anderen, vortrat. Er schleuderte einen feurigen Speer, der die Brust des Kaisers durchbohrte und ihn an den Baum heftete. Beide, Kaiser und Baum, gingen sofort in Flammen auf.
    Im Tempel breitete sich ein eintöniges Murmeln aus, und aus einem niedrigen Brunnen im Boden neben den fünf teilnahmslos dastehenden Männern strahlte ein heißes, grünes Glühen. »Euer Feind stirbt, Herr … Die uralten Siegel fallen, und das Tor öffnet sich! Tretet vor und akzeptiert diese Gefäße für Euren Geist…!«
    Das smaragdene Glühen wurde intensiver und gleißender. Fünf Tentakel aus Licht zuckten auf die fünf Männer zu und hüllten sie vollkommen ein. Byrnak atmete in abgerissenen Stößen, und er konnte das Murmeln der Priester von dem frenetischen Gesang in dem weißen Nebel nicht unterscheiden. Die Tentakel aus grünem Licht gruben sich in die nackte Haut der Männer. Deren Gesichter belebten sich plötzlich, und ihre Augen glühten triumphierend. Einer von ihnen hob die Hand hoch und musterte sie, die vier anderen taten es ihm nach. Das Lachen eines der fünf ertönte gleichzeitig mit dem aus vier anderen Kehlen.
    »Nein …«, flüsterte Byrnak, der spürte, wie sich die Geschehnisse unausweichlich entfalteten. »Haltet ein …«
    Aus der Tiefe des Tempels gellte ein Schrei, und eine Gestalt in einem blassbraunen Gewand schoss durch das plötzliche Durcheinander. Es war eine Frau, die ein Amulett mit dem Symbol des Baumes um den Hals trug. Trotz seiner verwirrten Gedanken bemerkte Byrnak ihre friedliche und vollkommen gelassene Miene, als sie zu dem blendend grünen Brunnen lief und sich hineinstürzte. Grelles weißes Licht fauchte durch den Raum, dann war es verschwunden. Byrnak ließ die Hände sinken, die er vor das Gesicht geschlagen hatte, und schaute die drei Reiter auf ihren emotionslosen Rössern mit den toten, weißen Augen an.
    »Nein … Ich bin nicht… ich werde nicht…«
    »O doch, Byrnak. Wir sind die Schatten, die von einer zerbrochenen Größe geworfen werden. Wir mögen Schattenkönige sein, aber schließlich und endlich wirst du eins mir uns werden.« Das war die Wahrheit. Jeder Knochen, jede Faser und jeder unausgesprochene Gedanke sagte ihm, dass er ein … was? Ein Gott gewesen war? Etwas in ihm wollte lachen und jubilieren, etwas Wildes und Wachsames, aber er schaffte es kaum, aufrecht stehen zu bleiben und nicht den Kopf zu neigen. »Erzähl ihm von dem Priester!«, sagte einer der Reiter.
    Der Angesprochene lachte leise. »Deine einstige Geliebte hat deinem Gefangenen einen Besuch abgestattet. Als sie sah, was du diesem Priester angetan hast, hat sie ihn befreit. Sie reiten nach Westen.«
    »Ich werde … sie beide … töten«, keuchte Byrnak.
    »Ja, das möchtest du gern, habe ich recht?« Der dichte Nebel stieg erneut auf und trübte seinen Blick auf die drei Reiter. »Vergiss nicht, Byrnak, du und ich und unsere Brüder werden wieder das Eine sein, dem die ganze Welt Untertan ist. Es ist deine Bestimmung. Nimm sie an und sei bereit!« Die Reiter wendeten ihre Pferde und galoppierten davon, während sich der Nebel zu einer soliden, weißen Wand verdichtete. Byrnak erwachte und glitt von seinem mit Fellen bedeckten Bett. Er spürte, wie ihn jemand heftig an der Schulter rüttelte. Instinktiv schlug er zu und sah im nächsten Moment, wie Falin zurückstolperte. Seine Lippe war aufgesprungen und blutete. Die Gestalt neben ihm wich hastig zurück, als Byrnak aufstand. Es war der Hauptmann seiner Leibwache.
    »Herr, wir wurden hintergangen!«
    Byrnak sah sich in dem Zelt um. Sein Blick streifte die mit Eisen beschlagene Este, seine

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